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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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schon bessere Monate, aber es geht voran. Ich habe mich gestern mit Margaret Hubert getroffen. Die Zauberei ihres Sohnes war primitiv, wie eine Axt durch ihre Erinnerungen, aber ich denke, die Pförtner müssten ihr helfen können.«
    Lena kam zurück und machte den Kühlschrank auf. »Du warst noch nicht mal einkaufen?«
    Doktor Shah verdrehte die Augen. Ich konnte nicht sagen, ob ihre Miene Zuneigung oder Verzweiflung ausdrückte. Vermutlich beides.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich meinen Eiscremevorrat aufgefüllt«, sagte ich.
    »Na ja, sieh zu, dass du nächstes Mal dran denkst!«
    Nächstes Mal? »Tut mir leid, dass ich vergessen habe, dich wegen dem Motorrad anzurufen.«
    »Ich bin nicht wegen des Motorrads hier.« Lena schrieb den Kühlschrank ab und setzte sich an den Tisch, wo sie sich ein paar Bonbons einwarf.
    Als sie sonst nichts mehr sagte, wandte ich mich wieder an Shah. »Wollen Sie ein Bier?«
    Über ihre angespannte Miene zog ein unverfälschtes Lächeln. »Oh Gott, ja!«
    Ich schnappte zwei aus dem Kühlschrank. Ich nahm einen langen Schluck, nachdem ich Shah die andere Flasche gegeben hatte, und fragte dann: »Hat Gutenberg Sie geschickt, um nach mir zu sehen?«
    »Gutenberg hat nichts mit diesem Besuch zu tun!«, versicherte Lena mir.
    »Zum Teil habe ich mir die Möglichkeit gewünscht, mich bei Ihnen zu bedanken«, sagte Doktor Shah. »Dafür, dass Sie Lena geholfen haben und dass Sie mich befreit haben.«
    »Ich hätte es allein nicht geschafft.« Ich salutierte Lena kurz mit der Flasche. »Sie ist eine bessere Außendienstlerin, als ich es je war.«
    »Sagt der Mann, der vier Automaten ausgeschaltet hat!«, konterte Lena.
    »Da ist noch mehr.« Doktor Shah starrte ihre Flasche an. »Sie wissen, warum Lena Sie am Anfang aufgesucht hat.«
    »Sicher.« Ich hielt meinen Tonfall, so neutral ich konnte. »Sie hatte Angst, Sie könnten getötet oder umgedreht worden sein, und brauchte …«
    »Ich brauchte dich!«, sagte Lena freiheraus. »Besonders nach dem Tod meines Baumes.«
    Ich bemühte mich, nicht über den Zweig nachzudenken, den sie auf die Eiche hinterm Haus gepfropft hatte. »Bis wir dich und Doktor Shah wieder vereinigen konnten.«
    »Bitte nennen Sie mich Nidhi!« Sie rang sich ein weiteres Lächeln ab. »Ich denke, unter diesen Umständen sind wir über Titel hinaus, finden Sie nicht?«
    »Nidhi und ich haben über Gutenberg gesprochen«, fuhr Lena fort. »Wir hatten etwas, was man als professionellen Dissens bezeichnen könnte.«
    »Lena glaubt, dass Gutenberg eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat und tatsächlich sogar ein Soziopath sein könnte«, sagte Nidhi ruhig. »Wohingegen ich glaube, dass das DSM-IV nicht geschrieben wurde, um Diagnosen bei sechshundert Jahre alten Zauberern zu stellen.«
    Ich blickte die beiden erstaunt an. »Ihr wollt von mir, dass ich eine Debatte über psychische Störungen beende?«
    »Wir haben gestritten! « Lena war damit beschäftigt, ihre verbleibenden Bonbons in einer Schlangenlinie anzuordnen.
    »Das kommt vor. Ihr hattet ein paar harte Tage.« Nidhi war die Therapeutin, nicht ich. »Leute streiten sich.«
    »Nicht so«, sagte Lena leise. »Nicht ich.«
    »Lena passt sich an die Persönlichkeit ihrer oder ihres Geliebten an.« Nidhi wischte Kondenswasser vom Hals ihrer Flasche ab. »Nachdem sie sowohl mich als auch ihren Baum verloren hatte, hat sie eine ganze Woche mit Ihnen verbracht.«
    Mein Magen machte einen Purzelbaum. »Ich verstehe nicht.«
    »Sie liebt Sie.« Es lagen so viele widerstreitende Gefühle in diesen drei Worten, dass ich sie nicht einmal ansatzweise entwirren konnte.
    »Ich … ich weiß.« Kaum hatte ich es gesagt, zuckte ich zusammen. Han Solo konnte solche Dinge sagen und dabei toll sein – ich kam mir bloß wie ein Depp vor. »Aber es war nur eine Woche! Sie liebt Sie mehr!«
    »Hallo? Ich bin direkt hier neben euch!«, sagte Lena und schnippte ein Bonbon nach mir. »Das ist kein Wettbewerb. Und ich liebe euch beide.«
    Ich konnte alte Texte in einem halben Dutzend Sprachen übersetzen, aber je mehr ich mich bemühte, dieser Unterhaltung zu folgen, desto verlorener kam ich mir vor.
    »Ich war nie eine eigene Person. Das werde ich auch nie sein.« Lena sprach mit ausdrucksloser Stimme, ohne Verbitterung. »Aber mich mit meiner Geliebten derart zu streiten … Das war etwas Neues. Etwas, was deinetwegen passiert ist.«
    »Du gibst mir die Schuld daran, dass –«
    »Halt die Klappe, Isaac!«
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