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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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mir wie Wochen vorkam.
    Als ich aufblickte, sah ich, wie Lena das Schwert wie ein Ruder durch meinen Körper zog und dadurch alte wie neue Verletzungen wegwischte. Ich hatte nämlich nicht nur die Wunden zurückbehalten, die ich vor meiner Verschmelzung mit dem Automaten erlitten hatte, sondern hatte es auch irgendwie geschafft, mir neue zuzuziehen, während ich in diesem Körper gefangen war. Sofort begann mein Verstand, kontroverse Theorien darüber aufzustellen, wie das passiert sein konnte. Das Ergebnis waren jedenfalls verbrannte und von Blasen übersäte Haut, geprelltes Fleisch und mehrere gebrochene Knochen.
    Eine nach der andern schnitt Lena meine Wunden weg. Ich musste die Augen wieder schließen, als sie die Klinge an mein Gesicht führte. Nach dieser Prozedur würde mir der Besuch eines Zahnarztes für alle Zeit erspart bleiben, denn nichts, was er tun konnte, war mit Lena zu vergleichen, die meinen ramponierten Kiefer mit einem Breitschwert richtete.
    »Das müsste reichen.« Die Pritsche bewegte sich, als Lena sich neben mich setzte.
    Ich testete meine Gliedmaßen. Ich fühlte mich wie immer. Ich sah aus wie immer. Sie hatte sogar die Narbe an meinem rechten Handrücken beseitigt, wo ich mich vor sieben Jahren an Captain Hooks Schwert geschnitten hatte. »Ähm … ich darf dich wohl nicht wegen Kleidern bemühen?«
    Lenas Augen funkelten. »Wo bleibt denn da der Spaß?«
    Kleine, heiße Füße kitzelten mein Bein, als Klecks meinen Körper erklomm. Ich hielt ganz ruhig, hin und her gerissen zwischen Erleichterung und Nervosität. Er arbeitete sich zu meiner Schulter vor, ließ sich nieder und beobachtete die Tür.
    »Ich glaube, sie sind fertig!«, ertönte Gutenbergs Stimme von draußen.
    Ich schrie auf und zog die Knie an die Brust, als die Tür aufging und Gutenberg eintrat, gefolgt von Nicola Pallas und Deb DeGeorge. Pac-Man und ein anderes von Pallas’ Tieren knurrten mich an und zerrten an den Ketten, die Pallas mit der Faust gepackt hielt. Hinter ihnen standen vier Automaten. Ich erblickte auch die Überreste des Automaten, den ich requiriert hatte.
    Er stand bewegungslos da; die Metallblöcke lagen in einem Kreis am Boden verstreut. Aus seinen Füßen waren Wurzeln gesprossen, die sich in den Zementboden bohrten. An den Fingerspitzen hingen grüne Knospen, und aus Kopf und Hals ragten winzige Zweige wie glänzende braune Stacheln.
    »Nicht schlecht!«, sagte Gutenberg. Er hielt eine der Knospen zwischen den Fingerspitzen.
    »Überhaupt nicht schlecht!« Lena betrachtete mich immer noch. Mein Hals wurde warm.
    Gutenberg zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts, als er sowohl Excalibur wie auch das Schwert, mit dem Lena mich geheilt hatte, aufhob. Pallas ging an ihm vorbei und musterte mich erst aus einem Winkel, dann aus einem anderen, dann aus einem dritten und summte dabei die ganze Zeit das Linus-und-Lucy -Thema aus Charlie Brown. Pac-Man schnupperte an meinen Füßen. Das andere Tier knurrte, aber Pac-Man zwickte es ins Ohr, und aus dem Knurren wurde ein Winseln.
    »Sitz!«, blaffte Pallas. Beide Tiere hockten sich hin. Pac-Mans Seite war von Blut verfilzt; das andere zitterte, als könnte er sich kaum zurückhalten, mir die Kehle herauszureißen.
    Deb stand in der Tür und sah aus, als wollte sie nichts lieber als die Flucht ergreifen. Sie war von Staub und Schmutz überzogen, und ihre Haut war blasser als früher. Sie hielt sich eine Hand an die Hüfte; ihr Gesicht war angespannt vor Schmerz. »Schön, dich in einem Stück wiederzusehen, Schätzchen.«
    »Was geht hier vor?«, fragte Lena. Ihre Aufmerksamkeit galt Pallas’ Hunden. Ihre gespreizten Finger verrieten mir, dass sie bereit war, beide zu packen.
    Gutenberg hielt die Hand hoch und wartete, bis Pallas mit dem fertig war, was sie machte. Sie ließ sich alle Zeit der Welt und kam mir dabei für meinen Geschmack viel zu nahe, bevor sie sich schließlich aufrichtete. Erst dann hörte das Summen auf. Sie hatte es wenigstens fünf Minuten lang aufrechterhalten, ohne einmal Luft zu holen.
    »Er ist es«, verkündete sie und zog ihre Bestien zurück. » Nur er.«
    »Höchstpersönlich«, sagte ich schwach.
    Es war Deb, die sich meiner schließlich erbarmte. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke und reichte sie mir.
    Ich zögerte. »Nichts für ungut, aber als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hast du mir das Wohnzimmer zerballert und anschließend versucht, mich zu vergiften!«
    »Das wird nicht noch einmal vorkommen«,
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