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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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aufs Schlimmste gefasst, aber Gutenberg lachte bloß. »In dem Punkt gebe ich nach«, meinte er. »Aber die Automaten wurden nicht geschaffen, um lebendiges Fleisch zu beherbergen. Sie können vielleicht Ihre Bäume nach Belieben betreten und verlassen, ohne Ihr Selbstempfinden zu verlieren, aber haben Sie jemals einen anderen Menschen mit sich genommen?«
    »Nein«, sagte Lena leise.
    »Und doch wollen Sie es versuchen!« Er schnalzte mit der Zunge und führte uns zurück ins Büro, wo er einen Saberhagan-Roman vom Schreibtisch nahm. Er fuhr mit den Fingern durch das Buch und wischte das magische Schloss weg wie Rauch. Mit einer Hand zog er ein langes, glänzendes Schwert aus den Seiten. »Ich kann nicht vorhersagen, was mit Ihnen beiden geschehen wird. Sie könnten sich ebenso verlieren wie Isaac, Lena. Wenn sie aber tatsächlich Erfolg haben, werden Sie diese Klinge vermutlich brauchen. Sie sollte jede physische Verletzung heilen … vorausgesetzt, er überlebt überhaupt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich glaube, ich werde in Detroit gebraucht.«
    »Sie haben mir einen Gefallen angeboten.«
    Er blickte ostentativ auf das Schwert; ich ignorierte den Hinweis.
    »Verraten Sie mir, was ich in Charles Hubert erblickt habe.«
    »Sie haben es also gesehen, ja?« Er winkte mich näher heran. »Sind Sie sicher, dass Sie das wissen wollen?«
    »Ja.«
    »Na schön.« Er berührte mich an der Brust, und ich spürte ein Ziehen, als hätte sich ein Haken hinter meinem Brustbein verfangen. »Wenn Sie überleben, erzähle ich Ihnen, was ich weiß.«
    Gutenberg schnalzte mit den Fingern, und einen Moment lang fühlte ich, wie ein Teil der Magie des Automaten abgerissen wurde und ihn wie eine Decke einhüllte. Eine Sekunde später verschwand Gutenberg in einem Aufblitzen von Sonnenlicht.

Kapitel 23
    Ich blickte zur Decke hinauf und stellte mir den Himmel darüber vor. Der Automat war böse zugerichtet und lag wahrscheinlich im Sterben, aber bestimmt hatte ich noch genug Kraft, um es zurück auf den Mond zu schaffen. Konnte ich in der Zeit, die mir verblieb, vielleicht sogar den Mars erreichen?
    Lena griff nach dem freiliegenden Holz meines Gesichts. Ich schob ihre Hand zur Seite. »Du würdest dein Leben riskieren.«
    »Ich habe den alten Mann auch gehört!«, fuhr sie mich an. »Und ich interessiere mich nicht für irgendeinen noblen Quatsch! Ich werde dich nicht in dem Ding da sterben lassen! Und jetzt halt die Klappe und warte!«
    Mit einer Hand ergriff sie meinen Unterarm und barg mein Gesicht in der anderen. Schwarze Holzbrocken bröckelten ab, als sie den Griff um meinen Arm verstärkte, aber sie drückte einfach noch fester zu. Es war ein schauerlicher Anblick, und ich dankte Gutenberg noch einmal, dass er seinen Schöpfungen kein Schmerzempfinden mitgegeben hatte.
    »Was machst du da?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Ich hörte ihre Stimme in mir drin, während gleichzeitig die Sinne des Automaten ihre Worte aufnahmen. Ihre Wärme durchdrang das kalte, tote Holz meines Körpers. Ihre Gefühle verflochten sich mit meinen, heiß und leidenschaftlich. Metallblöcke fielen ab und landeten klirrend auf dem Boden, als sie sich tiefer in meinen Körper presste.
    Durch welche Zauberei Lena Greenwood auch erschaffen worden war, ihre Gefühle waren so echt und stark wie nur irgendwelche, die ich je gespürt hatte – vielleicht sogar stärker. Es beschämte mich, dass ich je etwas anderes geglaubt hatte.
    Ich sah ihre Liebe zu Doktor Shah. Durch Lenas Augen erblickte ich keine ruhige, unbeteiligte Psychiaterin, die ach so kalt die Papiere unterzeichnet hatte, die einst meine Träume vom Zaubern beendeten, sondern eine leidenschaftliche, hingebungsvolle Frau, die auf der Grenze zwischen dem Magischen und dem Alltäglichen wandelte und alles gab, was sie konnte, um denjenigen zu helfen, die die Dämonen und die Dunkelheit bekämpften.
    Ich nahm Teil an Shahs Kummer, als ein Pförtner namens Jared sich vier Jahre zuvor umbrachte: die tiefen, bebenden Schluchzer, die sie niemand außer Lena hatte sehen lassen. Ich teilte Lenas Hilflosigkeit, als sie versuchte, ihre Geliebte zu trösten. Am Ende verwandelte sich Shahs Trauer in Entschlossenheit. Sie arbeitete noch härter, um denen zu helfen, denen sie helfen konnte, etwa einer Libriomantin, deren Mann bei einem schiefgegangenen Zauberspruch ums Leben kam.
    Ich sah auch Lenas Erinnerungen an den Angriff vor einer Woche. Ich hörte das Poltern von Möbeln aus dem
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