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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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Geschichte ausgedacht, die meine Abwesenheit in der vergangenen Woche erklärte: eine schwere Rotavirusattacke, die einen Krankenhausaufenthalt nötig gemacht hatte. Die gefälschte Mitteilung eines Arztes wartete schon in Jennifers Briefkasten auf ihre Aufmerksamkeit.
    Sobald die Schadensmeldung abgeschickt war, loggte ich mich in die Pförtner-Datenbank ein. Forschung begann mit Lesen, und ich hatte eine Menge nachzuholen.
*
    Zwei volle Tage lang stürzte ich mich in die Arbeit und las jede Abhandlung über Zauberei, jeden Bericht über Besessenheit, jedes einschlägige Informationsfitzelchen; kurz, alles, was ich finden konnte.
    Einschließlich der Personalberichte über alle Pförtner, deren Zauberkraft verschlossen und Erinnerungen umgeschrieben worden waren. Es waren weniger, als ich befürchtet hatte. Im Schnitt sah es so aus, als ob Gutenberg es nur etwa einmal alle zehn Jahre vornehmen musste. Die Berichte beinhalteten Bemerkungen über die Magie, die eingesetzt worden war, um sowohl das Gedächtnis des Betroffenen zu löschen, als auch die Erinnerungen seiner Familie und Freunde – darunter auch die weiterer Pförtner – anzupassen, sodass sämtliche Fragen vermieden wurden.
    »Arschloch!«, murmelte ich. Aber nachdem ich gesehen hatte, was aus Charles Hubert geworden war, konnte ich Gutenbergs Angst in gewisser Weise nachvollziehen.
    Ich suchte auch nach Informationen über Ponce de Leon, fand jedoch wenig Brauchbares. Berichte über seine Zeit bei den Pförtnern gab es so gut wie keine, und nichts deutete darauf hin, weshalb er schließlich verbannt oder welche Zauber benutzt worden waren, um ihn auf Spanien zu beschränken. Aber es gab andere Informationsquellen. Dank Fernleihen würde ich ein Exemplar von so ziemlich jeder derzeit über Ponce de Leon verfügbaren Biografie bekommen. Auf die eine oder andere Weise würde ich mir schon ein Bild davon machen, was genau passiert war und wie viele Sorgen ich mir machen sollte, weil de Leon sich mit Gutenbergs Buch aus dem Staub gemacht hatte.
    Und dann war da noch das Buch, das FedEx mir heute Morgen vor die Tür gelegt hatte: eine kommentierte Ausgabe des Malleus Maleficarum, des Hexenhammers. Dabei handelte es sich um eine Abhandlung über Hexerei aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die nach Gutenbergs Meinung möglicherweise Erkenntnisse zu liefern vermochte.
    Ich hatte drei Stunden am Stück gelesen, als ich ein Fahrzeug in die Einfahrt einbiegen hörte. Ich lehnte mich zurück und rieb mir die Augen. Das Buch war in Latein geschrieben, Gutenbergs Anmerkungen auf Mittelhochdeutsch dazugekritzelt, und der Versuch, zwischen beiden hin- und herzuspringen, führte allmählich zu Kurzschlüssen in meinem Gehirn. Knie und Rücken knackten, als ich aufstand und an die Tür ging. Ein kurzer Blick durchs Fenster zeigte mir Nidhi Shah und Lena Greenwood, die die Einfahrt hochkamen.
    Ich betrachtete mein Zuhause und verzog das Gesicht. Abgesehen vom Vernageln der kaputten Hintertür mit Sperrholzplatten hatte ich überhaupt nichts unternommen, um aufzuräumen. Und ich selbst war auch nicht viel besser dran: die Kleidung zerknittert, Kinn und Wangen mit Stoppeln bedeckt, die Haare ein vom Bett plattgedrücktes Desaster.
    Doktor Shah sah auch nicht so super aus. Um ihre Augen lagen Schatten, und sie verhielt sich nervös, schaute sich ständig um, als rechnete sie damit, von jemandem angesprungen zu werden. In Anbetracht ihrer Zeit in Gefangenschaft konnte ich ihr keinen Vorwurf machen. Wie bewältigte eine Therapeutin ein solches Trauma?
    Ich ließ mir einen Moment Zeit, um mich zu fassen und meine eigenen widerstreitenden Gefühle zu maskieren. Dann öffnete ich die Tür.
    »Isaac!« Lena sprang die Stufen hoch, um mich zu umarmen. »Gratuliere zu deiner Beförderung!«
    »Danke.«
    Sie wich zurück und runzelte die Stirn. »Hast du heute schon was gegessen?«
    »Kleieflocken mit Rosinen. Glaube ich.« Hatte ich die Schüssel tatsächlich leer gegessen, oder stand sie noch in meinem Büro? »Ich war mit meiner neuen Arbeit beschäftigt.« Ich trat zur Seite. »Ich hatte noch keine Zeit zum Aufräumen. Entschuldigt bitte!«
    Lena zog eine Schachtel Hot-Tamales-Bonbons aus der Tasche. »Ich hab was für Klecks mitgebracht. Was dagegen?«
    Ich bedeutete ihr voranzugehen, und sie eilte in mein Büro. Ich gab Doktor Shah die Hand und schloss die Tür hinter ihr. »Ich bin froh, dass es Ihnen gut geht.« Ich zögerte. »Geht es Ihnen doch? Gut, meine ich?«
    »Ich hatte
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