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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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aufregst, Willem, so begriffsstutzig kannst doch selbst du nicht sein. Wir haben mehr Drogen an Bord, als die Erde je auf einem Haufen verlassen haben. Vergiß nicht, daß die meisten – wie Opium oder Peyote – aus Zutaten hergestellt werden müssen, die auf keinem anderem Planeten wachsen. Das bedeutet, daß alle anderen Planeten in der Galaxis diese Dinge von der Erde importieren müssen, was natürlich streng verboten ist. Diese Drogen bedeuten bares Geld, Willem. Sie sind sogar besser als Geld, denn sie sind ein universelles Zahlungsmittel. Kannst du dir irgend etwas anderes vorstellen, das man überall zu Geld machen kann und von dem man eine Menge im Wert von einhundert Millionen Konfö-Dollars in diesem engen kleinen Schiff unterbringen kann?“
    „Nein …“ murmelte Vanderling mißtrauisch. „Aber sie werden uns überall die Hölle heiß machen, wo wir versuchen, das Zeug an den Mann zu bringen. Was sagst du dazu? Wir entwischen aus dem Sonnensystem und werden geschnappt, weil wir mit Drogen handeln. Das ergibt doch keinen Sinn.“
    „Du lernst doch immer noch dazu, Willem“, erwiderte Fraden. „Gerade hast du den Grund dafür genannt, daß wir uns einen Planeten suchen müssen, auf dem unser erster und bester Kunde die planetare Regierung selbst sein wird.“
    „Doch, das ergibt einen Sinn“, gab Vanderling zu. „Kennst du einen solchen Planeten?“
    „Nein“, sagte Fraden, „aber ich bin sicher, daß der Bordcomputer einen findet.“

 
2
     
    Irgendwo hinter Pluto trieb das Schiff antriebslos im Raum. Bart Fraden saß in der spartanisch eingerichteten Schiffsmesse und beobachtete mißmutig, wie Sophia O’Hara Eier, Schinken, Kaffee und Toast mit echter Butter in gewaltigen Mengen herunterschlang.
    Ohne ihren Blick von dem reich gedeckten Tisch zu nehmen, fragte Sophia: „Wie lange werden wir denn noch in diesem lausigen Stück Niemandsland herumhängen und uns gegenseitig anöden?“
    Fraden verzog schmerzlich das Gesicht, nicht wegen ihrer Worte, sondern wegen der Geschwindigkeit, in der sie den kleinen Schiffsvorrat von kostbaren Nahrungsmitteln irdischen Ursprungs verzehrte. „Sophia“, sagte er, „wenn du weiterhin so reinhaust, als ob du nur noch einen Tag zu leben hättest, dann werden uns in einer Woche die guten Sachen ausgehen, und wir müssen auf die R-Rationen umsteigen.“ Argh! Der Gedanke an die widerwärtige, synthetische Masse, aus denen die Raum-Rationen bestanden, setzte Fraden mehr zu, als dies der Verlust des Gürtel-Freistaats vermochte. Wenn nur der verdammte Bordcomputer endlich das Programm abgeschlossen hätte!
    „Ich stelle fest, daß es dir gelungen ist, eine Antwort auf meine Frage zu vermeiden“, erinnerte ihn Sophia, während sie das Eigelb auf ihrem Teller mit einem Stück Toast auftupfte. Es war das vierte Ei, das sie zu sich nahm. „Nur zu deiner Information: Ich tue uns einen großen Gefallen, wenn ich diese Sachen hinunterquäle. Je eher uns der Proviant ausgeht, desto eher wird es in deinem empfindlichen Magen rumoren und desto eher wirst du einen Planeten ausfindig machen, damit wir endlich hier wegkommen, du elender, degenerierter, fauler …“
    „Wenn ich so ein Mistkerl bin“, sagte Fraden lächelnd, „warum hast du dich dann nicht zur Erde abgesetzt, statt dich an meinen Rockzipfel zu hängen? Um dich hätte sich die Konföderation gewiß nicht gekümmert. Die Party war vorüber, und du hättest …“
    „Ach, halt die Schnauze, du Idiot! Du bist der einzige Mann, dem ich je begegnet bin, der nicht nur mit dem Magen und dem Dickdarm denken konnte, wenn ich auch zugeben muß, daß das bei dir auch nur enttäuschend selten geschieht. Man könnte fast vermuten, daß du ein Gehirn besitzt, Bart Fraden. Ich bleibe bei dir, ob dir das nun paßt oder nicht, und sorge dafür, daß du dieses Gehirn wenigstens hin und wieder benutzt.“
    Fraden sah über den Tisch zu ihr hinüber und begegnete dem Blick ihrer grünen Augen. Sophias Gesicht entspannte sich für einen Augenblick, und sie beugte sich über die Tischplatte und küßte ihn auf den Mund. Mit der Fingerspitze streichelte sie sein Ohrläppchen, und Bart Fraden wurde wieder einmal klar, daß sie der einzige Mensch im Universum war, dem es etwas ausmachte, ob er lebte oder starb.
    Dann war der Augenblick vergangen. Sophia wandte sich wieder ihrem Essen zu und sagte: „Warum steuern wir nicht einfach den nächsten bewohnten Planeten an? Wenn wir noch lange in dieser Sardinenbüchse mit
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