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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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Kugelkopf Vanderling zusammengesperrt sind, kriege ich bestimmt Platzangst.“
    „Ach, nun mach mal halblang. Willem ist vielleicht nicht der Größte, aber so schlimm ist er nun auch wieder nicht.“
    „Nein? Er ist ein rasierter Affe, ein Schläger, der sich regelmäßig badet; zumindest hoffe ich, daß er das tut. Der Mann hat keine Laster. Er setzt sein Leben aufs Spiel, aber nicht, weil er gern gut ißt oder teure Drogen nimmt und nicht, weil er sich so ein kostspieliges Spielzeug hält, wie ich es bin. Ein Mann, der so hart kämpft, ohne daß er einen aufwendigen Lebensstil finanzieren muß, der tut es aus Freude an der Sache selbst. Er ist ein latenter Sadist. Mir gefällt die Vorstellung nicht, mit ihm im gleichen Schiff eingesperrt zu sein, wenn er eines Tages aufhört, ein latenter Sadist zu sein. Darum schlage ich vor, daß wir den nächsten Schlammkloß ansteuern, der als bewohnter Planent bezeichnet wird.“
    „So einfach ist es leider nicht“, erwiderte Fraden. „Wir müssen besondere Anforderungen stellen, die schwer zu erfüllen sind. Daran habe ich in den letzten drei Wochen gearbeitet. Ich habe ein Programm ausgearbeitet, das Willem in den Bordcomputer eingeben sollte. Wir brauchen einen Planeten, der sehr abgelegen ist, nach Möglichkeit einen, zu dem keine Besucher kommen. Die Bevölkerung sollte nicht allzu zahlreich sein. Die örtliche Regierung sollte so veranlagt sein, daß sie sich für Drogen interessiert. Das Wichtigste aber ist, daß es sich um eine Welt mit einem hohen revolutionären Potential handelt.“
    „Moment mal, bitte! Ich kann mir einigermaßen vorstellen, daß dieser mechanische Schlaukopf uns eine Liste liefert, die Planeten von einer bestimmten Größe, Bevölkerungsdichte und meinetwegen mit einer bestimmten Regierungsform enthält. Aber du willst doch nicht behaupten, daß unser elektronischer Machiavelli auch ‚revolutionäres Potential’ messen kann, was immer das sein mag.“
    „Kaum“, gab Fraden zu. „Der Bordcomputer verfügt über Daten von jedem bewohnten Planeten in der Galaxis, über streng objektive Daten. Aber es gibt auch gewisse objektive Kriterien für ein revolutionäres Potential: diktatorische Regierungsformen, das Wirtschaftssystem, strenge Rassenschranken bei gleichzeitigem sozialen Spannungsgefälle und so weiter. Diese Faktoren habe ich zu einem Schema zusammengefaßt. Willem hat das Schema in den Bordcomputer eingegeben, und dieser vergleicht das Schema mit den Daten in seinem Gedächtnisspeicher; anschließend druckt er eine Liste der Planeten in der Reihenfolge der Übereinstimmungen aus. Der Bordcomputer arbeitet so ähnlich wie ein gewissenhafter Bibliothekar.“
    „Die Wissenschaft marschiert!“ sagte Sophia mißtrauisch.
    „Ich glaube, ich gehe mal hinüber und sehe mir an, wie weit sie inzwischen marschiert ist“, versetzte Fraden. „Hast du Lust mitzukommen?“
    „Das möchte ich auf keinen Fall verpassen.“
    Als sie das Cockpit erreichten, hantierte Vanderling gerade mit einem langen, engbedruckten Papierstreifen.
    „Ist das die Liste?“ fragte Fraden. „Sie sieht abstoßend lang aus.“
    „Du wolltest ja, daß ich das Ding so programmiere, daß es das revolutionäre Potential von jedem Planeten in der verfluchten Galaxis auswirft; vielleicht war dir das selbst nicht klar!“ sagte Vanderling. „Wie dem auch sei, es sieht so aus, als gäbe es in der ganzen Galaxis nur vier Planeten, deren Potenial höher ist als fünfzig Prozent.“
    Fraden zuckte mit den Schultern. Es war so, wie er es erwartet hatte.
    Nun denn, ein Planet würde schließlich genügen.
    „Besorge uns einen Datenauszug von diesen vier Planeten“, sagte er.
    Vanderling bearbeitete die Konsole des Bordcomputers. Ungefähr eine Minute später spuckte der Rechner einen guten halben Meter voller Daten aus. Vanderling riß den Papierstreifen ab und gab ihn Fraden.
    Fraden ging die Liste durch. Abendrot, Jisrael, Sangre, Cheeringboda. Von keinem habe ich je etwas gehört, dachte Fraden. Das heißt, daß auch sonst kaum jemand etwas davon gehört haben dürfte. So weit, so gut. Hmmm … Abendrot sah gar nicht so übel aus: 0,8967 Erdverwandtschaft, Bevölkerung zehn Millionen, vorwiegend chinesisch-russische Volksgruppen … Auweh, die Bevölkerung ist geteilt, beide Rassen sind etwa gleichstark vertreten. Das war ein gutes revolutionäres Potential, ganz gleich, aufweiche Seite man sich schlug.
    Aber hier hatte man es mit einer chronischen revolutionären
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