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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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war – nun, ein anderes Spiel kannte er nicht.
    Die letzte grüne Lampe leuchtete auf, tief im Innern des Schiffs waren die Automaten bereit, die lange Reise zurück nach Sol zu beginnen, zurück in die Ungewißheit, zurück zu …
    Verflucht sollen sie alle sein, dachte Fraden. Wenn ich Sangre überlebt habe, kann ich alles überleben! Er lächelte bei dem Gedanken.
    „Worüber lächelst du?“ fragte Sophia zärtlich.
    Jetzt lachte Fraden laut. „Gerade habe ich an das Durcheinander gedacht, in das wir zurückkehren …“ sagt er. „Ich frage mich, wie Großchina, die Atlantische Union und Großrußland wohl ihren Bund aufrechterhalten wollen, wo sie sich doch so leicht über das Uran in die Haare geraten können. Tja, das ist ein unstabiles Dreieck! Hmmm … weißt du, formell bin ich immer noch Staatsbürger der AU. Wenn ich nun plötzlich auftauchte und behauptete, daß ich de jure immer noch Staatsoberhaupt des Gürtels bin? Diesen Anspruch könnte ich dann an die AU abtreten, dann hätte die Atlantische Union ein legales Besitzrecht für alle Uranvorkommen. Großchina und Großrußland würden Zeter und Mordio schreien, aber für einen solchen Preis würde sich die AU vielleicht auf ein Geschäft mit mir einlassen … Darin liegen gewisse Möglichkeiten … Wer weiß, vielleicht finde ich sogar den guten Ah Ming wieder …“
    Sophia O’Hara lachte ihr vertrautes altes Lachen. Sie drückte seine Hand und küßte ihn.
    „Sack und Asche haben dir doch nie gestanden“, sagte sie mit einem spöttischen, klugen Lächeln. Das Schiff erbebte, es begann den Orbit zu verlassen. „Zurück zum Geschäft, hm, ehrwürdiger Führer? Spaß muß sein! Spaß muß sein!“

 
Nachwort
     
    Norman Spinrad wurde 1940 in New York geboren und erlebte als SF-Autor in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre seinen Durchbruch, als er sich der englischen New Wave-Richtung anschloß und namentlich für das britische Magazin New Worlds Kurzgeschichten sowie den mit großer Resonanz aufgenommenen Roman Bug Jack Barron (Champion Jack Barron, Moewig-SF 3562) verfaßte. Begonnen hatte er seine Karriere als Autor aber schon früher, nämlich im Jahre 1963, als seine erste SF-Story, The Last of Romany, in Analog erschien. In der Folge schrieb er mit The Solarians (1966) und Agent of Chaos (1967) zwei eher konventionelle SF-Romane im Stil der Space Opera. Spinrads Wandlung begann mit dem hier vorliegenden Roman Bruderschaft des Schmerzes ( The Men in the Jungle, 1967). Unter dem Eindruck des Vietnam-Kriegs geschrieben, zeichnet der Roman eine Welt ohne Hoffnung und bietet keine Identifikationsfiguren an. Sein Thema ist die Gewalt des Menschen gegen andere Menschen, und Spinrad schont den Leser nicht, um ihm in dieser Gewalt manifestierte Unmenschlichkeit in letzter Konsequenz deutlich werden zu lassen. Auf Sangre ist der Mensch zu Schlachtvieh degradiert worden, und diese Degradierung ist zu tiefgreifend, als daß sie im Feuer eines Aufstands zu Menschlichkeit gewandelt werden könnte. Die Peiniger sind am Ende tot, aber die Sieger fallen übereinander her. Es wird lange dauern, bis eine so gravierende Perversion des Denkens und Handelns, die dazu geführt hat, daß Menschen ihresgleichen verspeisten, ausgerottet ist. Spinrad setzt kompromißlos Schockelemente ein und erspart dem Leser wenig. Aber der Zweck, so meine ich, rechtfertigt hier die Mittel. Ich kenne kaum einen anderen SF-Roman, der so überzeugend die totale Unterdrückung des Menschen geißelt, den Leser emotional so packt, daß er Sangre zu hassen beginnt. Die deprimierende Hoffnungslosigkeit der Schlußkapitel trägt wesentlich zur Überzeugungskraft des Romans bei, wenngleich ein zur Weltanschauung erhobener – hier anklingender – Nihilismus sicherlich nicht geeignet wäre, den Problemen unserer realen Welt beizukommen.
    Wie im Nachwort zu Champion Jack Barron bereits erwähnt, erscheint mir der Roman auch als Zeitdokument von Interesse zu sein, wenngleich man sich davor hüten sollte, allzu simple Parallelen zwischen der Handlung des Romans und dem Vietnamkrieg zu ziehen. Richtig ist sicherlich auch, daß Spinrad in Bruderschaft des Schmerzes wie auch in Champion Jack Barron gewisse Aspekte der Punk-Kultur vorweggenommen hat. In Champion Jack Barron kommt zu einer gewissen Destruktion und No Fun -Hoffnungslosigkeit auch ein rotziges Vokabular, mit dem der Macht- und Manipulationswahn einzelner gegeißelt wird. Spinrads Stärke ist in beiden Romanen die
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