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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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weitergegangen wäre wie bisher, sagte er sich, als sie sich im Kontrollraum versammelten, dann wäre ich die Wände hochgegangen.
    „Willkommen auf dem Schlammkloß, dem Juwel der Milchstraße“, sagte Sophia höhnisch, die den Planeten im Hauptbildschirm des Schiffes betrachtete. „Was kannst du uns denn nun über diesen Planeten berichten, das wir noch nicht wissen?“
    Vanderling hielt seinen Kopfüber einen Stapel von Luftaufnahmen gesenkt, welche die Fernlenksonden des Schiffes in den zwölf Stunden aufgenommen hatten, die sie nun um Sangre kreisten.
    „Nicht eben viel“, gab Fraden zu. „Nur der östliche Teil eines Kontinents scheint bewohnt zu sein. Das ist bei einem Planeten mit nur fünfzehn Millionen Einwohnern nichts Außergewöhnliches. Hauptsächlich gibt es kleine Städte oder Farmen mit einem zentralen Gebäudekomplex, etwa eine auf hundert Quadratmeilen. Es gibt eine größere Stadt mit wohl mehreren hunderttausend Einwohnern, und dort scheint es auch so etwas wie einen Raumhafen zu geben. Mehr kann man nicht herausbekommen.“
    „Und was nun, begnadeter Führer?“ fragte Sophia.
    „Nun ist die Planungsphase beendet“, antwortete Bart Fraden. „Jetzt können wir unseren ersten Zug machen. Willem, versuch mal, ob du den Raumhafen auf unserem Empfänger einspielen kannst.“
    Vanderling hantierte am Radio, während Fraden auf eigentümliche Weise an einem Zahn saugte.
    „Steckt dir etwas in den Zähnen?“ fragte Sophia.
    „So könnte man es ausdrücken“, erwiderte Fraden. „Ich habe eine Füllung durch einen Mikrominisender ersetzt. Ein toller kleiner Apparat – er arbeitet mit der Körperelektrizität und der Leitfähigkeit der Knochen. Eine kleine Lebensversicherung, denn wenn wir erst einmal …“
    „Wir empfangen etwas, Bart“, sagte Vanderling. „Einen Augenblick noch …“ Eine Anzahl von Zischlauten und Pfeiftönen sowie ein gelegentliches Knacken waren zu hören, während Vanderling den Empfänger einstellte. Dann ertönte urplötzlich laut und klar eine Stimme.
    „… unbekanntes Schiff. Rufen unbekanntes Schiff. Geben Sie sofort Ihre Koordinaten durch, oder Sie werden vernichtet. Rufen unbekanntes Schiff. Sie teilen sofort Ihre Koordinaten mit, oder Sie werden vernichtet …“
    Die Stimme hatte einen eigenartigen Unterton; ein fast krankhaft übersteigertes Selbstbewußtsein vermischte sich auf seltsame Weise mit einer wortkargen Unsicherheit.
    „Das nenne ich einen warmherzigen Empfang“, sagte Sophia.
    „Ich nenne es einen netten kleinen Bluff“, sagte Bart Fraden. „Wenn die über eine Bewaffnung verfügten, mit der sie uns vernichten könnten, dann würden sie sicher auch die Ausrüstung haben, um unser Signal zu unserem Schiff zurückverfolgen zu können. Also würden sie uns nicht nach unseren Koordinaten fragen und so zu erkennen geben, daß sie uns selbst nicht aufspüren können. Das macht zwei Punkte für uns.“
    Fraden ergriff das Mikrofon. „Hier spricht Bart Fraden, Präsident des Gürtel-Freistaats im Exil. Hier ist der Präsident der Exilregierung des Gürtel-Freistaats. Wir bitten offiziell um politisches Asyl. Verbinden Sie mich augenblicklich mit Ihrem Regierungschef oder Staatsoberhaupt.“
    Es entstand eine lange Pause. Offensichtlich haben diese Strohköpfe noch nie etwas von einer Exilregierung gehört, dachte Fraden.
    Na fein. Um so besser …
    Endlich sagte die Sangranerstimme einschmeichelnd, aber mit mühsam unterdrückter Wildheit: „Melden Sie sofort Ihre Koordinaten, oder verlassen Sie das System. Sie sind hiermit angewiesen, Ihre Koordinaten anzugeben oder das System zu verlassen.“
    Wir machen Fortschritte, dachte Fraden amüsiert. „Willem“, fragte er, „könntest du eins der Rettungsboote so herrichten, daß man es wie eine ferngelenkte Explosivrakete verwenden kann, falls es nötig sein sollte?“
    „Ich denke schon. Sie haben eigene Kernreaktoren, und ich könnte sie in eine Atombombe verwandeln. Allerdings wären sie nicht sehr treffsicher.“
    „Das brauchen sie auch nicht zu sein“, sagte Fraden. Er nahm das Mikrofon wieder hoch. „Hör mal zu, Sonnyboy“, sagte er, „hier spricht noch einmal Präsident Fraden, und ich bin es nicht gewohnt, mich mit Laufburschen zu unterhalten. Du holst jetzt euren Herrscher ans Radio, und zwar innerhalb von fünf Minuten, oder wir werfen euch eine hübsche kleine A-Bombe mitten in euren Bau. Fünf Minuten, die Zeit läuft.“
    Die Antwort kam völlig unerwartet. Fraden hörte
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