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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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Ihre Sklavin nehmen Sie mit.“
    „Sklavin!“ Sophia heulte auf wie eine Furie. „Du verfluchter, degenerierter, wurmzerfressener Sohn einer …“
    Fraden trat ihr gegen den Fußknöchel und drängte sie heftig in Richtung auf das Bodenmobil. „Verdammt, Soph!“ zischte er. „Sieh dir diese Gestalten einmal genau an, und dann halte deinen großen Mund!“
     
    Fraden und Sophia preßten sich, flankiert von den beiden Soldaten, auf den Rücksitz des Wagens, der über die Betondecke der Startbahn holperte, bis er endlich eine Art Hauptstraße erreichte, die sich in einem deutlich besseren Zustand befand.
    Alle vier Soldaten saßen unbeweglich und steif wie Ladestöcke da, und die vorderen beobachteten den Fahrer, der wie ein Wahnsinniger fuhr. Vielleicht fährt er auch nur wie jemand, der sich über Unfälle und Verkehrsregeln keine Sorgen zu machen braucht, überlegte sich Fraden. Der Wagen raste schnell dahin, und da ihm der Soldat zu seiner Linken die Sicht versperrte, konnte Fraden nur schemenhafte Beobachtungen machen.
    Was er sah, war ohnehin nicht sehr erfreulich. Die niedrigen Gebäude entlang der Hauptstraße waren makellos sauber und sehr geschmackvoll mit Kunstmarmor verkleidet, und alle Holzteile und Metallbeschläge waren poliert. Doch hin und wieder erhaschte er einen Blick auf die elenden Hütten in den Querstraßen. Bürgersteige gab es nicht, offenbar war ein Streifen am Fahrbahnrand dem spärlichen Fußgängerverkehr vorbehalten.
    Es schien so, daß es sich bei diesem Teil der Stadt um eine Art Sperrzone handelte. Die Straße war fast völlig menschenleer. An einer Kreuzung mußte der Fahrer das Steuer herumreißen, um nicht in eine Reihe von schönen Frauen hineinzurasen. Die Frauen – alle schlank und rothaarig – waren völlig nackt. Man hatte sie durch eine Kette miteinander verbunden, die in Stahlringe am Hals der Frauen eingehakt war. Am hinteren und vorderen Ende der Reihe ging je ein schwarzgekleideter Soldat. Beide waren groß, athletisch, hatten schütteres, braunes Haar, ein vorspringendes Kinn, eine schmale Nase und kleine, tiefliegende Augen.
    Es gab ein paar andere Fußgänger. Hier und da tauchten einige jener sonderbaren Soldaten auf, die einander so ähnelten. Mal bewachten sie einen wohlhabend gekleideten Mann, dann eine Schlange von elenden Männern mit leidvoller Miene, die schwere Bündel trugen, mal eine Schar von etwa zwanzig nackten, fetten kleinen Jungen, die höchstens fünf oder sechs Jahre alt waren, dann wieder eine ähnliche Gruppe hübscher, junger Mädchen …
    „Mit diesem Planeten stimmt doch etwas nicht“, murmelte Sophia, als der Wagen von der Hauptstraße abbog und auf einer breiten, ausgebauten Fahrbahn weiterfuhr; diese führte über einen kahlen, grasbewachsenen Hügel zu einem fernen, von hohen Mauern umgebenen Anwesen.
    „Ich freue mich, daß es dir aufgefallen ist“, versetzte Fraden. Er schaute zu den Soldaten hinüber, doch die schienen an ihrer Unterhaltung gänzlich uninteressiert zu sein.
    „Ich will damit sagen, daß es hier ein bestimmtes Schema zu geben scheint“, sagte Sophia. „Natürlich muß man damit rechnen, daß einem ein fremder Planet unheimlich vorkommt, aber hier gibt es etwas, was man fast riechen kann …“
    „Na, wir werden bald Näheres erfahren“, antwortete Fraden. „Es sieht so aus, als wären wir am Ziel.“
    Die Piste führte zu einem schweren Stahltor in der Betonmauer. Auf der Mauerkrone ragten in regelmäßigen Abständen kleine Türme auf. In jedem Turm war eine großkalibrige Projektilwaffe untergebracht, die von zwei Soldaten bedient wurde. Vier Soldaten standen zu beiden Seiten des Tores. Als der Wagen das Tor fast erreicht hatte, öffnete sich dessen Flügel, und das Fahrzeug rauschte hindurch in einen riesigen Innenhof, ohne seine Geschwindigkeit merklich zu drosseln.
    Im Inneren des Komplexes gab es eine Reihe kleinerer Gebäude, aber die gewaltige, rechteckige Fläche wurde beherrscht von einem ausgedehnten, zweigeschossigen Betonbauwerk, dessen Eingang und Fassade mit schwarzgeädertem Kunstmarmor verkleidet war. Dahinter erhob sich die Außenmauer eines schwarz gestrichenen Stadions.
    Vor dem Hauptgebäude kam der Wagen geräuschvoll zum Stehen, und Fraden und Sophia wurden aus ihren Sitzen gezerrt und die Kunstmarmorstufen hinaufgedrängt. Sie hasteten unter dem Bogen des schwerbewachten Haupteingangs hindurch und dann durch einen Irrgarten von holzgetäfelten Korridoren, die von vorsintflutlichen
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