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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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Fluoreszenzleuchten erhellt wurden. Vor einer kunstvoll geschnitzten, eisenbeschlagenen Tür hielten sie schließlich an. Zwei große, schlanke Soldaten standen in Habachtstellung vor der Tür.
    „Melde dem Propheten, daß Bart Fraden und seine Sklavin vor seiner Kanzlei stehen“, sagte einer der Soldaten, die Fraden und Sophia begleitet hatten.
    Einer der Wächter sprach in ein Mikrofongitter, das geschickt im Schnitzwerk der Tür verborgen war: „Bart Fraden kann nun vor Ihr Antlitz treten, Meister.“
    „Er mag eintreten“, dröhnte eine Stimme aus einem auf gleiche Weise versteckten Lautsprecher.
    Ein Wächter öffnete die Tür, schob sie förmlich hindurch und schloß sie hinter ihnen wieder.
    Fraden stellte fest, daß sie sich in einem kleinen, reich ausgestatteten Raum befanden. Der Boden war mit einem schweren, schwarzen Teppich bedeckt. Drei Wände waren mit einem edlen, dunkel-burgunderfarbenen Holz getäfelt, auf die Decke war eine Schicht von Blattgold aufgetragen. Die gesamte vierte Wand nahm ein riesiger Bildschirm ein.
    In der Mitte des Zimmers saß ein außerordentlich feister Mann hinter einem breiten, schweren Tisch. Auf dem Tisch befanden sich ein kleines Steuerpult oder etwas, das so aussah wie ein Steuerpult, und eine große Goldschale, auf der ein zur Hälfte verzehrter Grillbraten lag. Er hatte etwa die Größe eines großen Spanferkels und lag in einem Bett aus reisähnlichem Gemüse. Fraden beäugte den Braten hoffnungsvoll; nein, das war kein Schweinebraten, und doch sah er eigenartig vertraut aus. Nun, nach zwei Wochen auf R-Ration sah jedes echte Stück Fleisch wie Ambrosia aus.
    Zwei Wächter flankierten den Mann, der in eine durchgehend schwarze Robe gekleidet war. Obwohl sein Körper auf eine obszöne Art fett war, wirkte das Gesicht des Mannes hart, grausam und intelligent: kleine, glänzende, dunkle Augen, ein breiter, dünnlippiger Mund, geöltes schwarzes Haar, eine winzige, spitze Nase, die fast in den weichen Fettaschen seiner Wangen verschwand.
    „Willkommen auf dem heiligen Planeten Sangre“, sagte der Fettwanst. Seine Stimme war tief, volltönend, beinahe feierlich. „Ich bin Moro, der Prophet des Schmerzes. Wir werden über dieses Omnidren verhandeln, Fraden. Während wir uns unterhalten, wollen wir uns eine kleine Zerstreuung gönnen.“
    Er griff nach dem Kontrollpult, und der riesige Bildschirm flackerte auf. Er zeigte einen Blick hinab in eine runde Zelle mit einem schmutzigen Fußboden. In der Zelle befanden sich zwei schöne rothaarige Frauen, die einander ähnelten wie Zwillinge. Sie waren nackt, doch an den Hand- und Fußgelenken waren grausame Stahlsporen festgeschnallt, wie bei Kampfhähnen. Plötzlich sprangen sie einander in rasender Wut an, rissen sich mit den Sporen die Haut auf, bissen, würgten, wanden sich im Schmutz, verschmolzen zu einem schrecklichen, gequälten Knoten blutenden, reißenden, mörderischen Menschenfleischs. Gnädigerweise gab es keine Tonübertragung.
    Fraden starrte in entsetzter Faszination auf das erschreckende Schauspiel, gebannt von dem unglaublichen, widerwärtigen Gemetzel. Was für eine Welt war das, dachte er. Was waren das für Menschen, die …
    „Tja …“ sagte Moro gönnerhaft. „Keine schlechte Vorstellung, wirklich nicht schlecht …“ Dann, mit plötzlich verändertem Tonfall: „Diese Zerstreuung dient meinem Vergnügen, nicht Ihrem, Fraden. Sie richten Ihre Aufmerksamkeit bitte auf unsere Geschäfte. Unser Geschäft ist diese Droge. Das Omnidren. Sie haben eine Probe mitgebracht?“
    Dankbar löste Fraden seinen Blick und seine Aufmerksamkeit von dem Schrecken des Bildschirms. Er griff in die Tasche und zog eine kleine Plastiktüte mit einem weißen Pulver hervor. Von allen Drogen, die er auf dem Schiff mit sich führte, war Omnidren am besten geeignet, um mit den Herrschern von Sangre ins Geschäft zu kommen. Eine Dosis bedeutete fünf Stunden im Paradies. Diesen seligen Zustand konnte keine äußere Störung beenden, nicht einmal Todesschmerz drang durch diese Mauer. Es gab keine physische Abhängigkeit, keinerlei Entzugserscheinungen, aber jeder, der die Droge über einen längeren Zeitraum einnahm, entwickelte nach und nach eine psychische Abhängigkeit von ihr. Es entwickelte sich ganz allmählich eine Abneigung dagegen, sich den Mühsalen des Alltagslebens zu stellen; dies geschah so langsam und heimtückisch, daß das Opfer nicht bemerkte, wie es zu einem Süchtigen wurde. Eine Oligarchie, die von
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