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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes
Autoren: Norman Spinrad
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Guerillaführer und ein Politiker, der die Zeichen der Zeit zu deuten wußte, hier ein ideales Betätigungsfeld finden würden.
    „Wie gewonnen, so zerronnen“, murmelte Vanderling in sich hinein. Er versuchte sich dadurch zu trösten, daß er Fradens lässige Haltung imitierte, aber es wollte ihm nicht gelingen. Mit einem unbekannten Ziel aus dem Sonnensystem zu flüchten war nicht gerade das, was er sich unter einem angenehmen Leben vorstellte.
    Vanderling stürmte durch Fradens Vorzimmer und hinein ins innerste Heiligtum, unangemeldet, wie es eben so seine Art war. Er sah, daß Sophia O’Hara in dem schweren Sessel saß und Fraden sich an den Schreibtisch lehnte. Das rundet den Tag erst richtig ab, dachte Vanderling bitter.
    Sophia war ein Mädchen, daß sich Fraden irgendwann gegen Ende der Revolution angeschlossen hatte. Sie war klein, geschmeidig, wohlproportioniert und hatte einen dunklen Teint. Ihr Gesicht war hübsch geschnitten, sie hatte unergründliche, grüne Augen, und ihr flammend rotes Haar fiel bis auf die Schultern hinab. Ihre sexuelle Ausstrahlung war atemberaubend. Vanderling haßte sie bis aufs Blut, und sein Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Sophia betrachtete ihn mit einem sarkastisch süßen Lächeln und sagte: „Da kommt ja unser Kugelkopf. Zweifellos will er uns berichten, daß er die Schlacht des Tages gewonnen und die Konföderierten umzingelt hat und daß wir nun glücklich leben können bis ans Ende unserer Tage. Das kann man leicht an dem fröhlichen Lächeln seiner edlen Neandertalerschnauze ablesen.“
    Wie gewöhnlich ignorierte Vanderling sie völlig. „Es sieht schlimm aus, Bart“, sagte er, „sehr schlimm. Es wird höchstens noch zwölf Stunden dauern, bis sie uns vollständig eingeschlossen haben. Das heißt, daß wir Ceres vielleicht noch dreißig Stunden halten können. Vielleicht! Wenn wir überhaupt davonkommen wollen, dann machen wir uns besser jetzt gleich auf den Weg.“
    „Zigarre, Willem?“ fragte Fraden mit einem empörenden Lächeln. Verflucht soll er sein, offensichtlich hat er Spaß daran, wenn seine Mieze andere Leute herunterputzt. Trotz seiner Verärgerung nahm Vanderling eine Zigarre aus dem dargebotenen Kasten, entzündete sie mit Fradens goldenem Tischfeuerzeug und inhalierte den würzigen Havanna-Rauch. Von Frauen hatte Fraden keine Ahnung, aber von Tabak verstand er etwas. Das mußte man ihm lassen.
    „Was meinst du mit jetzt gleich?“ fragte Fraden.
    „Wie lange dauert es, bis das Schiff beladen und startbereit ist?“ fragte Vanderling.
    „Es fehlt noch eine kleine Sache, sonst könnten wirjetzt starten“, erwiderte Fraden.
    „Dann schlage ich vor, daß du, ich und unser Fräulein Sonnenschein sofort an Bord gehen und machen, daß wir fortkommen. Dreißig Stunden ist eine optimistische Schätzung, vielleicht dauert es nicht einmal mehr einen Standardtag. Und wenn sie uns erst einmal eingeschlossen haben, dann kann nicht einmal ein marsianischer Sandfloh auf Knien unbemerkt durch die Blockade schlüpfen.“
    „Wir können noch nicht abfliegen“, beharrte Fraden.
    „Was, zum Teufel, ist eigentlich in dich gefahren?“ polterte Vanderling. „Das Schiff ist beladen und startbereit, die Konföderierten klopfen praktisch schon an die Tür, und der Herr kann noch nicht abreisen! Wartest du vielleicht noch auf eine Militärkapelle, die dir zum Abschied mit Pauken und Trompeten ein Ständchen bringt? Wie wär’s mit Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus ?“
    „Die kleine Sache, auf die wir noch warten, ist eines von diesen großen Dingen, die in einer kleinen Verpackung stecken. Valdez holt es von der Erde und schmuggelt es durch die Blockade, und für diese Gefälligkeit zahle ich ihm hunderttausend Konfö-Dollars. Wir müssen so lange darauf warten, wie wir eben können. Es ist unsere Lebensversicherung.“
    Da haben wir es wieder, dachte Vanderling mit einer Mischung aus Ärger und Bewunderung. „Was für eine Art Versicherung?“ fragte er teilnahmslos.
    „Benutze doch einmal deinen kahlen Kopf“, sagte Fraden. „Wir besteigen das Schiff, verlassen das Sonnensystem und steuern irgendeinen entlegenen Planeten an. Wir haben kein Geld, und die Konföderation möchte uns gerne sprechen. Was wird also geschehen?“
    „Sag es mir bitte, du Genie.“
    „Man schnappt uns und liefert uns an die Konföderierten aus. Das wird geschehen. Keine einigermaßen vernunftbegabte Planetenregierung wird sich drei mittelloser Flüchtlinge
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