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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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lag.
    Stumm blinzelte Elise zu ihnen auf.
    »Sieht sie nicht wohl aus?«, fragte Juliette.
    Nein, das tat sie nicht. Sie sah wie ein hübscher Geist aus. Das Kleid, das sie trug, verbarg die Narben auf ihrer Brust nicht, die ihr die Bluthunde zugefügt hatten. Es war, als wählte sie absichtlich nur Kleidungsstücke, deren Knöpfe sie weit genug offen lassen konnte, um ihre Wunden zu zeigen. Wollte sie, dass jeder sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlte?
    Lyon befingerte Sibelas Ketten, die auf dem Nachttisch lagen, und zog eine von ihnen hervor. Es war ein langes Band mit Perlen und einem einzelnen Anhänger. Er erinnerte sich, dass Sibela es getragen hatte, und er hatte genauso eine Kette an Juliette gesehen.
    »Ich habe sie ihr abgenommen, denn sie reizten ihre Haut«, erklärte Juliette.
    »Die da brannte«, sagte Elise, nickte zu der Kette und berührte ihre Brust.
    Lyon betrachtete die Brandnarben, auf die Elise zeigte. Sie passten zur Form des Anhängers. »Es ist Eisen«, murmelte er. »Eisen verbrennt Feen.«
    »Aber ich habe schon oft Eisen berührt, und mir ist nichts passiert«, wandte Juliette ein.
    »Es verbrennt nur das vierte Kind der Fee, nicht aber das erste, zweite oder dritte. Was bedeutet, dass du die Jüngere von euch beiden bist«, sagte er zu Elise.
    »Hat der Anhänger dich immer schon verbrannt?«, fragte Juliette sie verwundert.
    Elise zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn selten umgehabt, aber ich trug ihn an dem Tag, als ich angegriffen wurde, und Sibela behielt die Kette um.«
    »Scusi«
, murmelte Lyon, dem etwas einfiel. »Ich muss mit Nicholas reden, und ich fühle, dass er eben gekommen ist.«
    Plötzlich schaute Elise zu ihm auf, und ein begeistertes Leuchten zeigte sich in ihren Augen. »Ja«, flüsterte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Meine Antwort ist ja.«
    Juliette blickte von einem zum anderen, während sie langsam aufstand. »Es wurde gar keine Frage gestellt.«
    Lyon ging vor die Tür, beugte sich draußen über das Geländer der Galerie und rief nach seinem Bruder.
    »Er stellte doch eine.« Stirnrunzelnd zupfte Elise an ihrer Bettdecke. »Hat er nicht?«
    »Nicht laut«, antwortete Lyon, der wieder in das Zimmer trat.
    »Ach so.«
    »Nicholas trifft sich heute mit dem Ältestenrat der Anderwelt. Sie verlangen, dass du ihnen übergeben wirst, Juliette. Du bist noch nicht verheiratet und noch keine Mutter, deshalb betrachten sie dich als verfügbar. Selbstverständlich übergeben wir dich ihnen nicht, aber das bedeutet, dass es auch in Zukunft Schwierigkeiten gibt. Sie werden weiter versuchen, durch das Portal zu gelangen, und sie bringen uns ihre Kriege, wenn sie können. Aber Elise …«
    »Was hat das mit Elise zu tun?«, fragte Nicholas, der die letzten Worte mitgehört hatte.
    »Sie verlangen, dass eine Tochter von König Feydon mit einem ihrer Anführer vermählt wird.« Lyon warf seinem Bruder einen Blick zu, und Nicholas schien sofort zu begreifen.
    »Ja«, flüsterte Elise, die aus dem Bett stieg.
    »Nein!«, hauchte Juliette.
    »Falls Elise zustimmt, wären ihre Forderungen erfüllt«, folgerte Nicholas.
    »Was soll sie davon abhalten, ihr Blut zu nutzen, um in diese Welt einzudringen?«, protestierte Juliette.
    »Sie ist ein viertes Kind. Ihr Blut können sie nicht für solche Zwecke benutzen«, entgegnete Lyon.
    »Werden sie nicht wütend sein, wenn sie herausfinden, dass sie betrogen wurden?«
    »Sie werden vorher unterrichtet, und es wird sie beschwichtigen, Elise zu bekommen.«
    »Mir scheint es die ideale Lösung«, äußerte Nicholas.
    »Für alle außer meiner Schwester!«, empörte sich Juliette.
    »Ich sagte, dass ich gehe.« Elises Stimme klang immer noch brüchig.
    »Nein!«, wiederholte Juliette laut, dämpfte ihre Worte jedoch, als sie wieder zu Elise sah. »Dazu besteht kein Grund, und du hast schon genug durchgemacht.«
    Sie wandte sich hilflos an Lyon. »Oder etwa nicht?«
    »Ich kann dir nicht die Antwort geben, die du hören möchtest, Juliette. Es ist ihre Entscheidung.«
    »Elise, bitte, lass dir Zeit, um wieder gesund zu werden, Zeit, um diese Entscheidung zu überdenken«, flehte Juliette sie an und ergriff ihre Hände. Doch Elise entzog sich ihr, als würde die Berührung ihr Schmerzen bereiten.
    »Uns bleibt keine Zeit«, warnte Nicholas. »Wir müssen jetzt entscheiden, denn ich gehe von hier aus zum Portal.«
    Elise zog ihre Schuhe an. »Ich bin bereit.«
    »Du gehörst zu mir!« Juliette stellte sich vor sie. »Wenn du
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