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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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hier Ärger ankündigte.
    Sie riss sich von Valmont los und ermahnte sich, dass sie nicht mehr seine verängstigte, süchtige Marionette war. Dann jedoch fühlte sie etwas Kaltes, Hartes an ihren Rippen.
    »Schick ihn weg, oder er stirbt!«, raunte die eisige Stimme.
    Widerwillig sah sie den Bildhauer an, verabschiedete sich von ihm und blickte ihm nach, als er ging.
    »Lyon ist nach Florenz gefahren, um dich zu treffen«, sagte sie, sobald sie allein waren. »Warum bist du stattdessen hergekommen? Dein Anwalt schrieb …«
    »Hast du ihn gebumst?«
    »Wen?« Natürlich verstand sie seine Frage und wusste, dass er ihr die Antwort am Gesicht ablesen konnte.
    Zu ihrem Schrecken traten ihm Tränen in die Augen, die er unwirsch wegwischte. »Sie war mein, und du hast sie weggegeben. Ich hatte Pläne mit deiner Unschuld, wollte sie teuer verkaufen. Aber nein, du konntest es nicht erwarten, deine Beine breit zu machen!
Putain
, genau wie deine Mutter!«
    »Du hast doch in die Scheidung eingewilligt, wie dein Anwalt sagte. Du wolltest die Papiere heute in Florenz unterschreiben.«
    »Du bist nicht die Einzige, die vermögende Männer überlisten kann«, entgegnete er selbstzufrieden. »Weißt du, wozu dein Liebhaber im Tausch gegen dich zugestimmt hat?«
    Sie schüttelte den Kopf und hoffte inständig, ihn bei Laune zu halten, bis sie eine Fluchtmöglichkeit entdeckte.
    »Ich stellte ihm drei Bedingungen, von denen ich nie gedacht hätte, dass er sie akzeptiert. Erstens eine obszöne Geldsumme, zweitens, dass er fünf Jahre lang keine weiteren Forschungen unternimmt, um die Phylloxera zu bekämpfen, damit mein Geschäft florieren kann. Und drittens, dass er zu meiner persönlichen Unterhaltung eine Jagd auf seine kostbaren Tiere hier auf seinem Land arrangiert. Er hat allen drei Forderungen zugestimmt. Kannst du dir das vorstellen?«
    »
Non! Bâtard!
Ich lasse nicht zu, dass du ihm das antust! Ich komme mit dir zurück nach Paris – jetzt gleich!«
    »Aber ich will dich nicht mehr. Er hat dir genommen, was ich am höchsten schätzte. Jetzt bist du unrein.« Im nächsten Moment setzte ein bizarrer Wandel in ihm ein. »Willst du mich, Juliette? Willst du deinen Bruder? Es wäre falsch von uns, aber vielleicht … wenn es niemand weiß.«
    Mit diesen Worten hieb er ihr seinen Pistolenknauf auf den Kopf, und alles wurde schwarz.
    Als Juliette zu sich kam, waren sie im Wald, nahe dem Fluss. Sie lag auf der Erde, und er benutzte ihren Bauch als Kopfkissen sowie als Stütze für seine Pistole, mit der er willkürlich auf unterschiedliche Objekte zielte.
    Stöhnend hob sie eine Hand an ihren Kopf und bemerkte, dass sie blutete, wo er sie geschlagen hatte.
    »Ah, süße Schwester! Genau so habe ich meinen Kopf früher auf den Bauch unserer Mutter gelegt, als du und die andere in ihr wart. Hast du gehört, wie ich euch vorsang?«
    Während er leise begann,
Frère Jacques
zu singen, versuchte sie, sich aufzusetzen, doch leider war ihr viel zu schwindlig.
    »Ich habe nie verstanden, warum
Maman
dir und Elise ihre Zauberkräfte verlieh«, fuhr er fort, nachdem er abrupt sein Lied abgebrochen hatte. »Warum nicht mir? Ich war ein braver Junge.«
    Sie wollte ihn wegstoßen. »Du redest Unsinn!«
    Aber er beachtete sie gar nicht. »Papa hasste die arme
Maman
, weil sie ihm Hörner aufsetzte, um euch zu bekommen. Er bestrafte sie, zwang sie, anderen Männern die Schwänze zu lutschen – widerlichen Männern. Er sagte ihr, das wäre ihre Strafe, dass sie die ganze Zeit, die sie euch trug, büßen müsste. Neun Monate ging das so. Und dann versprach er ihr, dass hinterher ihre Kinder an ihrer Stelle leiden müssten.«
    Juliette hörte aufmerksamer hin. »Wie alt warst du damals?«
    »Erst elf Jahre. Zu jung, um meine
Maman
zu verlieren.«
    Rasch rechnete sie im Kopf nach. Seine Mutter war im Kindbett gestorben, als Valmont elf gewesen war. Das musste im Jahr 1804 gewesen sein, in dem Jahr, als Elise und sie geboren worden waren.
    »Nachdem sie tot war, brachte ich euch zu dem Waisenheim, küsste euch beide und legte euch in den Korb. Es schneite in dem Dezember kurz vor Weihnachten. Ich wusste, dass mein Papa euch umbringen würde, so wie ihr meine
Maman
umgebracht habt. Ich konnte euch nicht sterben lassen, nicht meine Schwestern, die ich schon durch den Bauch meiner süßen
Maman
geküsst hatte.«
    Zu ihrem Entsetzen bemerkte Juliette, dass er auf ein ganz besonderes Ziel anlegte.
    Keine drei Meter entfernt saß einer von Lyons
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