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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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ist mit Giselle?«
    Sibela winkte gleichgültig ab.
    »Ihr geht es hier besser.«
    Juliette ging mit ihr hinaus, wo Valmonts Pferd angebunden war. Ohne nachzudenken, streichelte sie seine Nüstern. Erst da bemerkte sie, dass sie mit den heutigen Ereignissen ihre Angst vor Tieren überwunden hatte. Lyon hatte ihr ja gesagt, dass für sie hier auf seinem Land alles leichter wäre, und er behielt recht.
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über Sibelas Gesichtszüge, als sie sich auf das Pferd schwang. »Dieser neue Leib lechzt nach Alkohol.«
    »Absinth«, klärte Juliette sie auf. »Valmont ist davon abhängig.«
    Sibela seufzte. »Wird es mir eine Weile schlechtgehen, wenn ich gegen die Sucht kämpfe?«
    »Sie ist nicht leicht zu bekämpfen.«
    »Aber ich gewinne. Dieser Körper ist zu wichtig für mich, als dass ich ihn verrotten lassen will.«
    Juliette zögerte, ehe sie vorschlug: »Du könntest so lange hier bei uns bleiben. Das Reisen während der Entwöhnung wird schwierig.«
    Sibela beäugte sie mürrisch. »Ich bin nicht er!«
    »Ich weiß«, lenkte Juliette zerknirscht ein. »Entschuldige! Es ist noch ein bisschen ungewohnt.«
    »Ich werde anders sein als er. Ich bin ich selbst, und ich habe sein Wesen weit genug verdrängt, damit es keinen Einfluss auf mich hat. Egal, du musst mich – oder ihn – nicht länger ansehen.«
    Sie hob die Peitsche hoch, die sie auf dem Sattel fand, und strich über die verknoteten Lederenden. »Übrigens, wer ist Gina?«
    Juliette sah zu der Peitsche. »Sie ist, ähm, eine der Damen, die Valmont beschäftigt … Ich meine, die
du
in deinem Pariser Haus beschäftigst, um Herren zu unterhalten.«
    Sibela ließ das Leder schnalzen, worauf das Pferd nervös trippelte. »Sie mag die hier«, sagte sie nachdenklich und blickte zu Juliette.
    »Ja.«
    Ein letztes Mal ließ sie ihre Hand über das Leder gleiten, dann steckte sie die Peitsche wieder an den Sattelgurt. Sibela mochte nicht menschlich sein, aber ihr verträumtes Lächeln war menschlicher als alles, was Juliette je in Valmonts Gesicht erkannt hatte. »Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.«
    Auf einmal fragte Juliette sich, was Sibela mit Elises Körper alles getan hatte, solange sie in ihm lebte. »Wird Elise sich an die letzten drei Jahre erinnern?«
    Ihre Sorge entging Sibela nicht. »Es war nie meine Absicht, ihrem Körper weh zu tun – im Gegenteil: Ich war dankbar, dass ich ihn benutzen durfte. Und ich habe auf meine Weise für ihn gesorgt. Sie ist natürlich nicht mehr so unberührt, wie es dir oder ihr lieb wäre. Immerhin verfüge ich über einen ausgeprägten Drang zum Vögeln. Nicht so ausgeprägt wie bei deinem Satyr vielleicht, aber immer noch ziemlich groß.«
    »Du hast Elise mit noch mehr Männern als Lyon zum Koitus gezwungen?«
    »Männer, Frauen … und andere Wesen. Aber da war nichts erzwungen. Und sie war jedes Mal vollständig unterdrückt.«
    »Wird sie sich daran erinnern?«
    Sibela führte achselzuckend ihr Pferd herum. »Ich weiß es nicht. Das musst du sie selbst fragen.«
     
    Lyon blieb außerhalb des Zimmers stehen, das Juliette in der Woche zuvor ihrer Schwester zugeteilt hatte. Es lag gleich neben ihrem, also unangenehm nahe. Aber er hatte keine Einwände geäußert.
    »Stell dir vor, Elise, ich kann inzwischen richtig gut kochen!«, erzählte Juliette. »Ich bereite mühelos Diners für Dutzende Gäste oder große Gesellschaften. Lyon liebt die Crème brûlée, deren Zubereitung uns Madame Fouche damals im Sommer lehrte. Weißt du noch?«
    »Ja.« Elises Stimme war matt, ein dünnes Echo von Juliettes munterem Geplapper.
    »Erinnerst du dich, wie Madame verzweifelte, weil wir dauernd draußen herumtobten? Weißt du noch, wie wir die Granatäpfel aus dem Obstgarten von Monsieur Ramsay stibitzt haben? Unsere Lippen und Finger waren leuchtend rot, und trotzdem haben wir hartnäckig geleugnet, dass wir es waren.«
    »Mhm.«
    Lyon öffnete die Tür weiter und sah, dass seine Tochter in dem Körbchen lag, das Juliette hier im Zimmer aufgestellt hatte. Obwohl sie die Kleine immer wieder zu Elise brachte, zeigte sie bisher ebenso wenig Interesse an dem Baby wie Sibela. Giselle war ganz auf die Fürsorge von Juliette und der Amme angewiesen.
    Juliette legte die Bürste weg, mit der sie ihrer Schwester das Haar frisiert hatte, und lächelte ihn an.
    »Bald wird sie halb kahl gebürstet sein, wenn du so weitermachst.« Er trat ans Bett, und sie beide blickten zu der Frau, die dort
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