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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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gehst, gehe ich mit dir.«
    »Nein!«, widersprachen Lyon, Nicholas und Elise im Chor.
    »Ich bin nicht mehr das Mädchen, das du gekannt hast«, versuchte Elise ihr begreiflich zu machen. »Ich erinnere mich kaum noch an jenen Sommer. Aber ich erinnere mich sehr gut an die letzten drei Jahre. Die meiste Zeit wollte ich sterben. Ich kam mir vor wie ein Puppe, vollkommen den Launen und Taten eines anderen ausgeliefert.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht fortfahren.
    Juliette blickte flehentlich zu Lyon. »Aber ich habe sie doch gerade erst wiedergefunden!«
    Elise trat einen Schritt auf Nicholas zu. »Versuch mich zu verstehen! Unsere Lebenswege haben sich weit voneinander entfernt. Ich war so lange in der Gesellschaft einer anderen, die alles von mir beherrschte. Ich habe Dinge getan und gesehen, die es mir unmöglich machen, an diesem Ort zu leben.«
    Lyon konnte erkennen, dass jedes ihrer Worte wie ein vergifteter Pfahl wirkte, der Juliette ins Herz getrieben wurde.
    »Sibela hat sie auf Wege geführt, die uns fremd sind«, erläuterte er so freundlich wie möglich. »Sie muss sich ihren eigenen Dämonen stellen. Lass sie es auf ihre Weise tun.«
    »Es gibt eine Versammlung in der Anderwelt, an der wir teilnehmen«, erklärte Nicholas Elise. »Viele dort werden wetteifern, dich zu heiraten, aber du entscheidest, wann, wen und ob du heiratest.«
    Elise nickte, drehte sich zu Juliette um und nahm sie erstmals in die Arme. Es war offensichtlich, dass der Plan ihr neues Leben eingehaucht hatte. »Sei ihm nicht böse!«, flüsterte sie ihrer Schwester zu. »Lyon ist ein guter Mann. Er liebt dich. Ich bin froh, dass du diese Familie, dieses Leben hast. Es ist vollkommen.«
    Juliette hielt sie fest. »Warum bleibst du dann nicht?«
    Doch Elise entwand sich ihr wieder. »Es ist vollkommen für dich, nicht für mich. Die Aufgabe, die ich übernehme, verleiht meinem Leben einen Sinn.«
    »Wir stehen tief in deiner Schuld«, bemerkte Lyon, als sie an ihm vorbei zur Tür ging. »Du kannst uns einmal im Jahr besuchen.«
    Elise lächelte, und tatsächlich zeigte sich erstmals ein Anflug von Humor in ihren Augen. »Du meinst so wie Persephone vom Hades?«
    Nicholas bedeutete ihr, vorauszugehen, und im nächsten Moment war sie fort, und er folgte ihr.
     
    Einen Monat später traf ein Brief ein, der Juliette aus der Ehe mit Valmont befreite und ihr einen schmerzlichen Einblick in ihre Vergangenheit gab.
    Darin stand:
    Monsieur und Madame,
     
    ich informierte die Gerichte von meinem Irrtum vor drei Jahren, als ich Juliette fälschlich des Mordes bezichtigte. Da mir Dokumente von toskanischen Beamten sowie ein Brief von Elise vorliegen, die bestätigen, dass sie am Leben und wohlauf ist, gab es von offizieller Seite keine Einwände, und die Akte wurde geschlossen. Juliette ist entlastet, weil es keinen Mord gab.
    Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Befürchtungen hinsichtlich Mademoiselle Fleurs Schicksal begründet waren. Mit meiner Hilfe wurden Beweise gefunden, die nahelegen, dass Monsieur Arlette maßgeblich an der Ermordung der jungen Frau beteiligt war. Ich werde in Kürze bei seinem Prozess aussagen.
    Mademoiselle Gina Fontaine lässt Sie herzlich grüßen. Wir beide verstehen uns glänzend. Ich habe sie von ihren bisherigen Aufgaben bei den Soirées entbunden. Nunmehr erweist sie sich als exzellente Hausdame, die alle Belange der anderen Damen in unseren Diensten regelt. Unser Haus am Quai de Conti haben wir geschlossen und ein anderes, größeres in einem Arrondissement eröffnet, in dem unsere Dienste eher akzeptiert werden.
    Beiliegend erhalten Sie ein Porträt Ihrer Mutter. Es wurde anlässlich des Umzugs unter meinen (Valmonts) persönlichen Besitztümern gefunden. Ich habe keine Verwendung dafür, aber Sie vielleicht.
     
    In Dankbarkeit,
P. Valmont

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    Epilog
    Erdenwelt, Toskana, Italien, im Januar 1824, Vollmond
    Z um ersten Mal seit langer Zeit versammelten sich sechs Wesen in der geweihten Klamm, die vor Jahrhunderten von Götterhänden geschaffen worden war: drei Töchter eines Feenkönigs und drei Söhne des antiken Satyrs.
    Außerhalb der Klamm fiel eisiger Schnee, aber hier war es warm. Als wären sie und dieser geweihte Grund in einer gigantischen leuchtenden Schneekugel gefangen, nur dass bei dieser die Flocken draußen rieselten und nicht drinnen.
    Unter dem runden Mond wurden die sechs zu dreien, als die Paare sich vereinten. Zu dem säuselnden Gesang raschelnder Eichen, Eschen,
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