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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
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wunderbar tiefen Atemzug, und Avelyn stöhnte, als sie sich ausmalte, wie gut sich das anfühlen musste.
    „Allerdings“, hörte sie ihre Mutter fortfahren, „wäre der Gang zur Kapelle in diesem Zustand zu viel für sie.
    Willham, Ihr geht mit der Gesellschaft vor. Warin, du wirst Avelyn auf deinem Pferd zur Kapelle bringen.“
    „Auf einem Pferd?“, riefen beide Männer aus.
    „Aber bis zu den Stallungen ist es weiter als zur Kapelle“, wandte Warin ein.
    „Aye“, pflichtete ihm sein Vater bei. „Die Gervilles werden denken, sie sei gebrechlich oder ... “
    „Nicht wenn Ihr ihnen erklärt, dass es bei Hofe als romantisch gelte, die Braut auf einem Streitross zur Kirche zu bringen“, hielt Lady Straughton geduldig entgegen. „Dass es gerade in Mode sei und die edelsten Bräute es täten.“
    Willham Straughton blinzelte verwirrt. „Tun sie das?“
    „Was weiß denn ich?“, fragte Avelyns Mutter gereizt. „Ihr verabscheut den Hof schließlich, weshalb ich nie dort bin.“
    „Oh.“ Endlich verstand er. „Ihr wollt, dass ich lüge.“
    „Aye.“
    „Nun denn.“ Grinsend stapfte er aus der Kammer.
    „Dafür wird er mich büßen lassen“, murmelte sie, wobei sie jedoch nicht allzu besorgt klang. Im Gegenteil -Avelyn war sicher, ihre Mutter erregt erschauern zu sehen, als die Tür sich schloss.
    „Hol dein Pferd, Warin“, sagte Lady Straughton. „Wir werden am Portal auf dich warten.“ Er nickte und ging, und sie wandte sich wieder Avelyn zu. „Nun ... Oh, du siehst schon besser aus!“, rief sie erleichtert.
    Avelyn rang sich ein Lächeln ab. „Ich denke, ich gewöhne mich allmählich an die Enge. Wenn ich ruhig bleibe und mich nicht zu viel bewege, scheint es zu gehen.“ Behutsam machte sie erst einen und dann noch einen Schritt vom Fenster fort.
    „Vielleicht solltest du dich besser ausruhen, bis Warin mit dem Pferd kommt.“ Ihre Mutter streckte ihr unsicher eine Hand entgegen, als wolle sie Avelyn auffangen, sollte sie in Ohnmacht fallen.
    „Nay, ich muss wissen, ob ich die kurze Strecke vom Pferd zu meinem Bräutigam bewältigen kann, ohne dass mir die Sinne schwinden“, erklärte Avelyn. Sie tat einen weiteren Schritt, während ihre Mutter, Gunnora und Runilda sie mit ausgestreckten Armen begleiteten. Sie hatte erst wenige Fuß zurückgelegt, als die Kammer erneut ins Wanken zu geraten schien. Avelyn argwöhnte, dass ihr dieses Mal so rasch schwindelig geworden war, weil sie kostbare Luft ans Sprechen verschwendet hatte. Offenbar durfte sie entweder reden oder gehen, aber nicht beides zugleich. Im Moment war Gehen wichtiger, also blieb sie nur so lange stehen, bis der Raum sich nicht mehr drehte, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte. Nicht nur Avelyn war erleichtert, als sie die Tür erreichte.
    Sie lehnte sich kurz an den Rahmen, bedachte die bang dreinblickenden Frauen mit einem Lächeln, zog die Tür auf, trat auf den Gang hinaus und hielt abermals an.
    Lediglich den langen, langen Gang und die Treppe musste sie schaffen. Avelyn biss die Zähne zusammen, damit ihr das Wimmern nicht entfleuchte, das ihr beim Gedanken an all die Stufen in die Kehle stieg. Sie straffte die Schultern und machte sich auf. Dankbar spürte sie, wie ihre Mutter und Gunnora sie an beiden Seiten stützten und Runilda ihr von hinten die Hände gegen den Rücken drückte. Die drei trugen sie beinahe, und dennoch musste Avelyn mehrmals anhalten, um nach Atem zu ringen und zu warten, bis der Schwindel nachließ.
    Sie war gerade wieder stehen geblieben, um gierig nach Luft zu schnappen, als Warin auf dem oberen Treppenabsatz erschien.
    „Wieso dauert das so lange? Ich warte schon, seit...“ Als er vor ihnen stand, umwölkte sich seine Miene. „Das ist nicht nur die Aufregung. Großer Gott, sie fällt ja jeden Augenblick in Ohnmacht.“ Er sah von einer Frau zur anderen und verlangte stumm nach einer Erklärung - die Avelyn am liebsten mit ins Grab genommen hätte.
    Sie hielt es für das Beste, ihre Schmach selbst einzugestehen, und tat dies so kurz und unumwunden wie möglich, wobei sie sich bemühte, nicht rot zu werden, zu stottern oder sich zu winden. Zu ihrer Erleichterung brummte Warin nur und sagte: „Nun, jedenfalls muss dir jemand bis zum Pferd helfen, sonst kommen wir nie mehr zur Kapelle.“
    Er trat vor und versuchte sie hochzuheben - versuchte es und scheiterte. Avelyn war so eng geschnürt, dass sie von der Taille aufwärts steif wie ein Besenstiel war. Sie konnte den Oberkörper nicht
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