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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
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bedankte sich leise bei Runilda und wandte sich vorsichtig dem Urheber der Gemeinheit zu.
    Eunice,  ihre Cousine blickte so gehässig drein wie stets. Das schmale Gesicht wirkte verkniffen, und Avelyn war, als versenge ihr der spöttische Blick die Haut. „Was meinst du, Staci?“, fragte Eunice.
    Avelyn schaute zu Eunices Zwillingsbrüdern Hugo und Stacius hinüber. Beide waren mopsgesichtig und trugen ein boshaftes Grinsen zur Schau. Die drei mussten hereingekommen sein, während Avelyn ihren Eltern nachgesehen hatte.
    Großartig, dachte sie unfroh. Quasi als Gegengewicht zu den liebevollen Eltern, mit denen sie gesegnet war, hatte das Schicksal sie mit den wohl schauderhaftesten Cousins der Welt geschlagen. Die drei schienen nur zu leben, um Avelyn das Dasein zur Hölle zu machen, und sie genossen nichts mehr, als ihr ihre Makel vor Augen zu halten. Und dazu hatten sie jede Gelegenheit genutzt, seit sie vor zehn Jahren auf Straughton Castle gestrandet waren, nachdem ihre eigene Burg dem Erdboden gleichgemacht und ihr Vater getötet worden war. Da die Witwe - Avelyns Tante Isidore - nicht gewusst hatte, wohin sie sich sonst wenden sollte, hatte sie ihre Kinder nach Straughton gebracht, und es hatte nicht lange gedauert, bis sie zum Fluch der jungen Avelyn geworden waren.
    „Ich glaube ...“, Staci ließ sich auf die Bank fallen, legte den Kopf in den Nacken und stierte hoch, sodass seine Kartoffelnase vor Avelyn aufragte, “... dass Gerville den Ehevertrag umgehend auflöst, wenn er sieht, was für eine fette Kuh aus seiner Braut geworden ist. Und dann rennt er um sein Leben.“
    Avelyn zuckte zusammen.
    „Ich fürchte, Staci hat recht, Avy.“ Eunice heuchelte Mitgefühl. „In dem Kleid siehst du aus wie eine riesige Blaubeere. Nicht, dass es an der Farbe liegt. In Rot würdest du wie eine gewaltige Kirsche aussehen und in Braun wie ein gigantischer Haufen ... “
    „Ich denke, ich hab’s begriffen, Eunice“, fiel Avelyn ihr leise ins Wort. Eunice und Hugo ließen sich neben ihrem Bruder auf die Bank plumpsen. Der warme Schein, in den die Komplimente ihrer Eltern Avelyn gehüllt hatten, war verschwunden. Sie fühlte sich nicht länger bezaubernd, sondern unförmig und fett. Was sie ja auch war. Nur vergaß sie diesen Umstand immer angesichts der bedingungslosen Liebe und Akzeptanz ihrer Eltern. Allerdings waren Eunice, Hugo und Stacius stets zur Stelle, um sie an ihn zu erinnern.
    „Blaubeeren sind nicht nur schön, sondern überaus köstlich.“
    Avelyn wandte sich zum Eingang um, von wo die scharfen Worte gekommen waren, und erblickte ihren Bruder Warin, der gerade das Portal schloss. Sie wusste nicht, wie lange er dort gestanden hatte, doch so wütend, wie er die drei Plagegeister anfunkelte, musste er schon eine Weile gelauscht haben. Erleichtert sah sie die drei aufspringen und in Richtung Küche davoneilen.
    Warin starrte ihnen finster nach, bis sie verschwunden waren, ehe er sich der niedergeschlagenen Avelyn zuwandte. „Lass dich nicht ärgern, Avy. Du siehst keineswegs wie eine Blaubeere aus, sondern wunderschön. Wie eine Prinzessin. “
    Sie rang sich ein Lächeln ab, als er ihre Hand drückte. „Danke, Warin.“
    Er wirkte besorgt und glaubte offenbar nicht so recht, dass er sie überzeugt hatte. Sie dachte erst, er werde zu weiteren Beteuerungen ansetzen, wie ein guter Bruder es eben tat, aber er seufzte nur resigniert. „Weißt du, wo Vater ist?“
    „Er ist mit Mutter nach oben gegangen. “ In ihre Augen kehrte etwas Glanz zurück, als sie anfügte: „Um mit ihr zu bereden, wie man sie ablenken könne, damit sie, wenn ich erst fort bin, nicht allzu sehr Trübsal bläst.“
    Warin, schon im Gehen begriffen, hob die Brauen und grinste. „Nun, sobald sie geruhen, wieder herunterzukommen, sag Vater doch bitte, dass ich ihn sprechen muss. Ich bin auf dem Übungsplatz.“
    „Aye.“ Avelyn sah ihm nach und blickte dann nach unten, wo ihre Kammerfrau noch immer am Stoff herumzupfte. „Was meinst du, Runilda?“
    „Wir sollten es an den Schultern ein wenig enger machen, Mylady. Dort ist es etwas zu weit.“
    Avelyn verrenkte sich fast den Hals beim Versuch, ihre Schultern zu begutachten, nahm sie aber nur verschwommen wahr, weil sie zu nah waren. Die allzu üppigen Brüste, den sanft gerundeten Bauch und die Hüften, die ihr in dem blauen Kleid zu breit vorkamen, erkannte sie hingegen nur zu gut. Eine Blaubeere hatte Eunice sie genannt. Mit einem Mal hatte das Gewand, das Avelyn so
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