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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
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denn ihre Beine waren mit einem Mal weich wie Butter. Fürs Erste blieb sie hier sitzen, denn sie verspürte kein Verlangen danach, zu sehen, was aus Lady Helen geworden war. Auch war sie nicht darauf aus, Diamanda gleich jetzt unter die Augen zu treten. In Wahrheit trieb sie nicht das Geringste, diesen Platz hier überhaupt je wieder zu verlassen.
    Samson beschnupperte durch den Rock hindurch ihr Knie. Avelyn schaute hinab, nahm das winzige Wesen, dem sie ihr Leben verdankte, auf den Schoß und drückte es sich an die Brust. „Du hast mich gerettet, Samson.“
    „Aye, das hat er.“
    Sie fuhr zusammen und schaute auf. Paen kam den Wehrgang entlang auf sie zu. Er ging langsam. Als er vor ihr stand, nahm er sie bei der Hand und half ihr hoch, um sie fest in die Arme zu schließen. Danach trat er zurück und blickte von ihr zu Samson. Die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen, tätschelte er dem Ferkel den Rücken.
    „ Guter Junge“, lobte er das Schweinchen und tauschte ein Lächeln mit Avelyn, bevor seine Miene wieder ernst wurde. „Ich dachte im ersten Augenblick, ich hätte Euch verloren“, bekannte er. „Als ich über den Burghof zur Stiege gerannt bin, habe ich gesehen, wie Helen Euch auf dem Wehrgang zurückgedrängt hat. Ich war erst halb oben, als sie Euch angriff. Ich fürchtete schon, ich sei zu spät gekommen und sie werde Euch hinunterstoßen, ehe ich bei Euch wäre. Ich dachte, ich hätte Euch verloren“, betonte er ein weiteres Mal.
    „Nun, sie hat sich alle Mühe gegeben, mich loszuwerden“, meinte Avelyn. „Sie hoffte, Euch nach meinem Ableben dazu bewegen zu können, an Adams Stelle Diamanda zu heiraten. Auf diese Weise wäre der Ehevertrag doch noch erfüllt worden.“
    „Was?“ Entgeistert starrte er sie an.
    „ Aye .“ Sie nickte. „Wie es aussieht, befindet sich Diamandas Familie in Geldnöten. Helen fürchtete, keinen geeigneten Gemahl für Diamanda zu finden, sollte sie Euch nicht als Bräutigam gewinnen. Aber um Euch dazu bewegen zu können, musste erst ich aus dem Weg geräumt werden.“ Sie legte Paen beschwichtigend eine Hand auf die Brust. „Das ist Helen ja nun nicht gelungen. Samson hat mich gerettet.“
    „ Aye". Paen seufzte. „Und dafür wird er in Frieden alt werden dürfen und nie bangen müssen, eines Tages am Spieß zu landen.“ Seine Stimme war rau, und erst jetzt, da seine Wangen wieder Farbe bekamen, merkte Avelyn, wie blass er gewesen war.
    „Seid Ihr wohlauf, Mylord?“, fragte sie besorgt. „Ihr habt Euch eine üble Kopfverletzung zugezogen. Eigentlich solltet Ihr gar nicht auf den Beinen sein.“
    Paen ging nicht darauf ein, sondern nahm ihr Samson ab und setzte ihn auf den Boden. „Ab mit dir“, befahl er.
    Zu ihrer Verblüffung trappelte das Schweinchen gehorsam von dannen. Avelyn lehnte sich über die Brüstung und beobachtete, wie Samson die Stiege hinunterhoppelte.
    „Ich wusste gar nicht, dass er Treppen steigen kann“, sagte sie erstaunt.
    „Und wie, glaubt Ihr, ist er auf den Wehrgang gelangt?“ „Oh.“ Avelyns Mund bildete ein großes, überraschtes Rund, und Paen grinste.
    „Das sollte Euch doch nicht großartig erstaunen“, neckte er. „Schließlich wart Ihr diejenige, die mir erklärt hat, wie klug der kleine Kerl sei.“
    „Richtig.“ Avelyn lächelte schief, ehe sie ihren Gemahl ansah. „Wisst Ihr, ich neige gar nicht zu Unfällen. Und das Schicksal hat sich auch nicht gegen mich gewandt.“ „Ich weiß“, entgegnete Paen. „Ich habe mit Diamanda und Eurer Kammerfrau gesprochen, und nach dem zu urteilen, was ich erfahren habe, habt Ihr mindestens drei Mordversuche überlebt.“
    „Vier“, stellte Avelyn richtig. „Zwei Giftanschläge, den Sturz durch das Loch und den Steinquader.“
    „Zwei Giftanschläge?“, fragte er bestürzt.
    Avelyn nickte.
    Paen schüttelte den Kopf. „Und dann dieser Vorstoß hier, Helens letzter Versuch. “ Seine Stimme wurde düster. „Das Schicksal ist nicht etwa gegen Euch, sondern hat im Gegenteil schützend seine Hand über Euch gehalten. Ihr seid ein wahrer Glückspilz.“
    „Aye." Sie lächelte.
    „Ebenso, wie ich einer bin.“
    „Ihr?“, fragte sie überrascht.
    „Und ob. Ich kann mich glücklich schätzen, weil ich die perfekte Frau habe.“
    Avelyn schüttelte den Kopf. „Ich bin keineswegs perfekt.“
    „In meinen Augen schon, Avelyn. Ihr seid gescheit, schön und tüchtig. Für mich seid Ihr in der Tat perfekt.“ Er küsste sie, ließ von ihr ab und fuhr fort:
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