Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
wie er dank seiner Mutter inzwischen wusste. Was mochte sonst noch nicht so sein, wie es schien? Der Sturz durch das Loch im Fußboden hatte ihm zu denken gegeben, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie das Loch übersehen hatte. Die Sache bereitete ihm weiterhin Kopfzerbrechen, aber befragt hatte er Avelyn dazu bislang nicht.
    Die Tür ging auf, und er fuhr aus seinen Gedanken hoch. Als er aufblickte, sah er Runilda auf der Schwelle stehen. Als sie bemerkte, dass er wieder sein Bewusstsein erlangt hatte, lächelte sie strahlend. „Lady Avelyn wird froh sein, dass Ihr wach seid, Mylord. Sie hat sich Sorgen gemacht.“
    „Warte“, sagte Paen, als sie sich abwenden wollte, vermutlich um Avelyn zu suchen.
    Sie hielt inne und hob fragend die Brauen.
    „Komm herein“, wies er sie an, denn er wollte nicht, dass irgendwer auf dem Gang ihn belauschte.
    Die Kammerfrau trat in die Kammer, schloss die Tür und näherte sich seinem Lager. „Aye, Mylord?“
    „Hat Lady Avelyn je mit dir über den Sturz am ersten Tag nach unserer Ankunft hier gesprochen? Über den Sturz durch das Loch in der Decke, meine ich.“
    Runilda zögerte. „Darüber gesprochen wäre zu viel gesagt, Mylord.“ Als Paen die Stirn runzelte, fuhr sie fort: „Aber als sie wieder zu sich gekommen ist, hat sie gemeint, jemand habe sie niedergeschlagen, ehe sie durchs Loch gefallen sei.“
    „Niedergeschlagen?“ Paen versteifte sich. „Was genau waren ihre Worte?“
    Sie dachte kurz nach. „Ich glaube, sie sagte: ,Jemand hat mich niedergeschlagen. Deshalb bin ich durchs Loch gestürzt.“'
    „Jemand hat sie also niedergeschlagen, und niemand hat es für nötig befunden, mir das mitzuteilen?“, fragte Paen fassungslos.
    „Nun, sie war alleine im oberen Stock“, erklärte Runilda. „Wer hätte sie also niederschlagen können? Lady Helen war der Ansicht, Lady Avelyn habe das während ihrer Ohnmacht nur geträumt.“
    „So, so, Lady Helen also“, murmelte Paen und dachte daran, wie Diamanda ihm erzählt hatte, sie habe sich unter der Treppe versteckt, während ihre Tante vom Wehrgang herabgeeilt war - womit Lady Helen zu eben dem Zeitpunkt dort oben gewesen sein musste, zu dem der Steinquader von der Brüstung gepoltert war und seine Gemahlin fast erschlagen hätte. Versuchte etwa Helen, seine Frau zu töten? Aber warum? Und warum jetzt? Schließlich hatten diese gravierenden, tödlichen Übergriffe erst begonnen, seit sie auf Rumsfeld Castle waren. Oder?
    Im Geiste ging er rasch die Vorkommnisse auf Straughton Castle und während des Ritts nach Gerville durch. Er stockte, als er sich an eine Kette seltsamer Beobachtungen erinnerte, die er während der Reise gemacht, denen er bislang aber keine Bedeutung beigemessen hatte: der tote Fuchs, das Kaninchenfleisch und der Umstand, dass sich jemand hinter dem Zelt seiner Frau übergeben hatte. Er hatte keine Verbindung zwischen diesen drei Dingen gesehen - aber was, wenn sie doch zusammenhingen? Was, wenn das Fleisch vergiftet gewesen und der Fuchs verendet war, nachdem er davon gefressen hatte?
    „Hat Lady Avelyn in der ersten Nacht unserer Reise nach Gerville einen gebratenen Kaninchenschlegel hinter dem Zelt fortgeworfen?“, fragte Paen.
    Die scharfe Frage, der ein längeres Schweigen vorausgegangen war, ließ Runilda zusammenzucken. „Das weiß ich nicht“, erwiderte sie und legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Vielleicht. Ich weiß, dass Fräulein Diamanda eine gebratene Kaninchenkeule von Lady Helen erhalten hat mit dem Auftrag, sie Lady Avelyn als Nachtmahl zu bringen. “ Sie zuckte mit den Schultern. „Ob Lady Avelyn die Keule gegessen hat, das vermag ich nicht zu sagen. Womöglich hat ihr der Magen aber zu schaffen gemacht, nachdem Ihr sie bäuchlings aufs Pferd geworfen habt und mit ihr durchs Lager galoppiert seid“, bemerkte sie säuerlich. „Gut möglich also, dass sie das Fleisch hinterm Zelt weggeworfen hat, anstatt es zu essen, auf die Gefahr hin, alles wieder zu erbrechen.“
    Vielleicht, ging Paen auf, hatte der Ritt durchs Lager Avelyn das Leben gerettet - eben weil sie das Fleisch dadurch wieder erbrochen hatte und so dem Vergiftungstod entronnen war. Abrupt setzte er sich auf.
    „Mylord, was tut Ihr da?“, rief Runilda entsetzt. „Ihr dürft noch nicht aufstehen!“
    „Ich muss auf den Wehrgang, Avelyn braucht mich“, knurrte Paen, kam auf die Füße und ignorierte den Schmerz, der ihm den Schädel zu spalten schien.
    „Guten Tag, Lady Helen“,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher