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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
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Soldaten während eines Gefechts vor einem tödlichen Sturz in den Burghof bewahrte. Wenn Helen sie nun angriff, würde Avelyn in den sicheren Tod fallen. Sie wich weiter zurück in der Hoffnung, zu einem beidseitig intakten Mauerabschnitt zu gelangen.
    „Aber der Narr musste sich ja im Heiligen Land meucheln lassen“, fuhr Helen fort. „Paen wäre ein passabler Ersatz für ihn gewesen, aber leider war er durch den Ehevertrag schon an Euch gebunden. Wärt Ihr allerdings tot, so könnten wir Lord Gerville dazu drängen, den Ehevertrag mit Diamanda doch noch einzuhalten, indem Paen an Adams Stelle tritt.“
    „Aber weshalb wollt Ihr das unbedingt?“, fragte Avelyn. Sie wollte Lady Helen dazu bewegen weiterzureden, bis sie ungefährlicheres Terrain erreicht hatte. „So schön, wie Diamanda ist, wäre es gewiss ein Leichtes, ihr einen anderen Gemahl zu suchen. Sie ...“
    „Schönheit ist wertlos, wenn sie nicht mit Reichtum einhergeht“, spie Lady Helen aus und folgte ihr beharrlich. „Und unglücklicherweise ist mein Bruder kein annähernd so fähiger Burgherr, wie unser Vater es war. Er hat es lange erfolgreich verheimlichen können. Aber als er Diamandas Ehe mit Adam arrangierte, hatte er fast sein gesamtes Vermögen verloren, bis auf die Burg selbst. Die Mitgift, zu der er sich im Ehevertrag verpflichtet hat, war eigentlich die meine. Ich hätte sie in meine Ehe mit einbringen sollen. Doch mein Verlobter starb jung, und mein Bruder hat sich nie die Mühe gemacht, ein anderes Verlöbnis für mich zu schließen. Er wollte das Geld für sich. Anstatt selbst eine Familie zu gründen, habe ich Diamanda als Tochter angenommen, denn ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben. So hatte ich zwar keinen Gemahl, aber durch Diamanda immerhin ein Kind.“
    Sie atmete tief durch. „Ich habe sie wie meine eigene  Tochter erzogen, habe mich um ihre Wehwehchen gekümmert und ihr alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Diese Schwierigkeit hier werde ich ebenfalls beseitigen. Diamanda ist zu wertvoll, um die Frau irgendeines niederen Barons zu werden oder einem reichen Greis beizuliegen, der mit einem Bein bereits im Grab steht. Das werde ich nicht zulassen. Sie verdient einen Gemahl, der so stark, ansehnlich und gesund ist wie Paen. Und Paen wird sie bekommen!“
    Mit diesen Worten warf sich Lady Helen auf Avelyn. Diese sprang zurück, verzweifelt darauf bedacht, sich in Sicherheit zu bringen. Helen setzte ihr aber nach wie eine Walküre mit wehendem Mantel. Schwer prallte sie gegen Avelyn, sodass diese zurücktaumelte. Einen Moment glaubte Avelyn, dass sie nicht rasch genug zurückgewichen sei und durch die Lücke im Mauerwerk stürzen werde. Dann aber stieß sie mit der Schulter gegen Stein und sandte ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Doch ihr war klar: Lady Helen würde nicht von ihr ablassen. Avelyn wusste zu viel.
    Helen kreischte nun auch wutentbrannt auf, packte Avelyn und versuchte, sie von der Mauer wegzuzerren, um sie vom Wehrgang zu stoßen. Da Avelyn vollauf damit beschäftigt war, ihre Kontrahentin abzuschütteln, bemerkte sie zunächst nicht, dass ihr etwas um die Beine strich. Als sie hinabblickte, sah sie zu ihrem Erstaunen Samson, der sich zwischen den rastlosen Füßen hindurchschlängelte und sich mal an ihre, mal an Lady Helens Beine drückte.
    Avelyn fürchtete schon, dass das Ferkelchen unter den Tritten zu Schaden kommen werde, als Lady Helen ebenfalls nach unten schaute und das Tier erblickte. Die Hände, die Avelyn gerade noch umklammert hatten, ließen jäh von ihr ab. Avelyn sank gegen die Mauer und sah verblüfft, wie Helen entsetzt zurückstolperte. Samson setzte ihr nach, um grunzend ihre Füße zu beschnüffeln, was die Frau schier um den Verstand zu bringen schien. Nun kreischte sie aus Angst anstatt aus Wut und trippelte weiter rückwärts in dem Bemühen, dem süßen kleinen Schlingel zu entkommen.
    Dabei steuerte sie direkt auf das fehlende Mauerstück zu. Avelyn fuhr hoch und schrie auf, als ihr dämmerte, was folgen würde. Doch Helen war völlig kopflos vor Furcht und hörte sie nicht. Schreckensstarr sah Avelyn mit an, wie Lady Helen noch einen letzten Schritt zurückwich und ins Leere trat. Kurz blitzte Erkenntnis in Helens Augen auf, ehe ihre Miene sich zu einer Maske des Entsetzens verzerrte und sie wild mit den Armen rudernd nach hinten fiel. Sie verschwand, den Mund weit aufgerissen zu einem markerschütternden Schrei.
    Langsam atmete Avelyn aus und ließ sich zu Boden sinken,
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