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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters
Autoren: Lynsay Sands
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hatte das Gefühl, alle zu enttäuschen.
    „Ach, herrje.“ Ihre Mutter stützte sie, als sie ins Schwanken geriet. „Du wirst ja erst rot und anschließend blass, mein Kind. Vielleicht sollten wir das Tuch etwas lockern. “
    „Geht nicht“, meinte Gunnora. „Wir haben’s doch vernäht.“
    Ihre Mutter blickte so bekümmert drein, dass Avelyn sich zusammenriss und die Schultern straffte. „Vielleicht geht es, wenn wir langsam laufen.“
    „Aye", stimmte ihre Mutter erleichtert zu. „Das ist ohnehin damenhafter. Komm, versuchen wir es erneut, dieses Mal in aller Ruhe.“
    Avelyn tat erst einen und dann noch einen qualvollen Schritt. Sie spürte ihr Gesicht vor Anstrengung heiß werden, ehe die Hitze jäh aus ihren Wangen wich und sie kalt zurückließen. Die Kammer begann sich zu drehen.
    „Oje, so geht es auch nicht“, sagte Lady Straughton bedrückt und brachte Avelyn zum Stehen. Sie zögerte, überlegte kurz und wandte sich entschlossen ihrer Magd zu. „Hol Warin und meinen Gemahl, Gunnora. Sofort.“ „Aye, Mylady“
    Als die Magd aus der Kammer geeilt war, wandte sich Margeria Straughton wieder Avelyn zu. Als diese erneut schwankte, schaute Lady Straughton sie sorgenvoll an und führte sie zu einer Truhe, die in der Nähe stand. „Hier, Liebes, setz dich.“
    „Geht nicht“, keuchte Avelyn und mühte sich verzweifelt, auf den Beinen zu bleiben, obwohl ihre Mutter sie niederzudrücken versuchte. „Ich kann nicht sitzen! Das macht es nur schlimmer. Bitte! Ich brauche Luft. Ich muss ... “
    Lady Straughton riss entsetzt die Augen auf. „Du läufst ja blau an! Runilda! Rasch, ans Fenster mit ihr!“, rief sie, legte sich Avelyns Arm über die Schultern und zerrte sie hastig durch die Kammer. Die Kammerfrau rannte vorweg und stieß die Fensterläden auf.
    Der Tag war stürmisch. Böen schlugen ihnen entgegen und bauschten die Bettvorhänge. Avelyn lehnte sich ans Sims. Sie spürte, wie der Wind ihr das Haar zauste und einige Strähnen aus dem straffen Knoten löste, den Runilda ihr gebunden hatte. Doch das war ihr gleich. Alles, was sie wahrnahm, war das belebende Gefühl der kalten Brise auf ihrem Gesicht. Sie öffnete den Mund und schnappte nach Luft, bemüht, sie in sich hineinzusaugen, obwohl in ihrer Brust kaum Platz für mehr als einen Fingerhut voll war.
    Die Tür schwang auf. „Was zum Teufel geht hier vor?“, dröhnte eine männliche Stimme.
    Alle drei Frauen erstarrten. Über die Schulter sah Avelyn, wie ihr Vater ins Gemach gepoltert kam, dicht gefolgt von einem besorgten Warin.
    „Margeria, was hält Euch auf? Erst kommt Avelyn nicht herunter, dann verschwindet Ihr, und nun sagt Gunnora ...“Er brach ab, als er Avelyns fahles Gesicht sah. Das Feuer wich aus seinen Augen, und stattdessen furchte Sorge seine Stirn. Er stürzte vor. „Avelyn? Grundgütiger, du bist ja bleich wie der Tod. Was ist?“
    „Nichts, es ist nur setzte ihre Mutter an, brach jedoch ab, als Avelyn ihren Arm umkrampfte.
    „Es ist nur die Aufregung, Vater“, beendete Avelyn den Satz ihrer Mutter, ehe sie einen weiteren Fingerhut voll Luft in ihre Brust zwang. Tränen traten ihr in die Augen, einerseits wegen ihrer gequälten Lunge, andererseits wegen ihrer nächsten Worte. „Ich werde heiraten und mein Zuhause verlassen. Ich werde euch alle vermissen und ... “ Der Satz ging in einem Keuchen unter, als ihr Vater sie fest an sich zog. „Und wir werden dich vermissen. Du bist unser Sonnenschein, mein Kind. Aber wir werden uns oft gegenseitig besuchen und ... Hast du Gewicht verloren, Mädchen? Mir ist, als hielte ich weniger in den Armen als sonst.“
    Avelyn antwortete mit einem erstickten Laut. Sie grub ihrem Vater die Finger in die Tunika und kämpfte verzweifelt darum, ihr Gesicht zu befreien, das durch seine Umarmung gegen seine Schulter gepresst wurde. Sie brauchte Luft. Nase und Mund blieben im Stoff vergraben, aber es gelang ihr, den Blick über seine Schulter zu heben. Aus großen, schreckgeweiteten Augen starrte sie ihre Mutter an.
    „So lasst sie doch los, Willham!“, rief diese. „Ihr erstickt sie ja.“
    Sofort gab er sie frei. Avelyn taumelte ans Fenstersims und sog keuchend die Luft ein, die ihr entgegenschlug.
    „Seid Ihr sicher, dass es nur die Aufregung ist, Mutter?“, fragte Warin. „Auf mich macht sie den Eindruck, als ginge es ihr gar nicht gut.“
    „Aye, nur die Aufregung“, beharrte Lady Straughton. Avelyn hörte, wie ihre Mutter entschlossen durchatmete. Es klang nach einem
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