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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers
Autoren: Hilke Mueller
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Millie keinerlei Neigung, sich einzumischen, sie schien nicht einmal zuzuhören, und auch Corba warf nur hie und da einen Satz ein. Jordan hingegen war mit dem Essen beschäftigt. Ivo lächelte Tiessa zu, so wie man ein kleines Mädchen lobt, das etwas Kluges gesagt hat.
    » Ganz recht, Tiessa. Deshalb nennt man ihn ja auch überall ›Johann ohne Land‹. «
    Die Eltern mussten über die Antwort lachen, auch Jordan ließ Gelächter vernehmen. Millie verzog den Mund, ohne recht zu wissen, um was es ging.
    » Gerade eben habt Ihr beklagt, dass Heinrichs Söhne Krieg gegen ihren Vater führten – jetzt redet Ihr geringschätzig über den einzigen seiner Söhne, der das nicht getan hat « , versetzte Tiessa ärgerlich. » Auf wessen Seite steht Ihr eigentlich, Ivo Beaumont? «
    Er war über ihren Angriff verblüfft. Jean schien die Antwort seiner Tochter zu gefallen, er blickte neugierig auf seinen Gast, der sich nun aus dem Widerspruch herauswinden musste. Ivo schob den Becher hin und her, und Tiessa fiel plötzlich siedend heiß ein, dass es unklug war, ihn so herauszufordern – er hatte ja ein Pfand gegen sie in der Hand. Doch der Blick, mit dem er sie jetzt musterte, war keineswegs zornig, sondern eher belustigt.
    » Es ist schwer, ein Urteil über die Plantagenets zu fällen « , meinte Ivo schulterzuckend. » Selten hat sich ein Geschlecht so viel Mühe gegeben, das eigene Unglück herbeizuführen. Fast möchte man das Gerücht glauben, die Plantagenets stammten von einer bösen Fee ab und würden daher niemals zur Ruhe kommen. «
    Tiessa war nicht zufrieden mit dieser Rede. Sie fand, er hatte sich nur schlau davongeschlichen, doch sie schwieg. Sein Lächeln ärgerte sie, obgleich es offen und freundlich war und nichts Hinterhältiges an sich hatte. Dennoch kam es ihr vor, als sage es ihr beständig: Nimm dich in Acht, ich weiß etwas über dich, das ich zu gegebener Zeit erzählen könnte …
    Millie hatte erschrocken geblickt, als von der bösen Fee die Rede war, Jean machte nur eine abschätzige Handbewegung. Es gab vielerlei Gerüchte, manche behaupteten sogar, Richard besäße Excalibur, das berühmte Schwert des Königs Artus. Jean war ein nüchtern denkender Mann, ein zuverlässiger Verwalter und kühler Rechner – Geschichten über Feen und die Ritter der Tafelrunde mochten sich die adeligen Herrschaften erzählen.
    » Gewiss sollte man solchen Gerüchten nicht glauben « , fuhr Ivo fort. » Aber wenn jemand nach einem bösen Geist der Plantagenets suchen wollte, dann sollte er bei der Königin Eleonore beginnen. Hat sie nicht immer ihre Söhne gegen den Vater aufgehetzt? «
    » So sagt man « , bestätigte Jean. » Gewiss ist es auch wahr, denn diese Frau kennt kein Maß. War sie nicht einst Königin von Frankreich? Sie lief ihrem Ehemann davon und wurde an Heinrich Plantagenets Seite Königin von England. «
    » Gottlos soll ihr Lebenswandel sein, unten in Aquitanien « , fiel Corba jetzt aufgeregt ein. » Sänger und fahrendes Volk umgeben sie an ihrem Hof, Tag und Nacht feiern sie Feste und Gelage, und immer wird von der Liebe gesungen. Die Gewänder der Frauen sollen zuchtlos sein … «
    Wäre kein Gast an der Tafel gewesen, hätte Corba vermutlich hinzugefügt, dass die Gewänder der Frauen angeblich erst an der Taille anfangen und dafür in einer langen Schleppe auslaufen. So aber beließ sie es bei der Andeutung, doch an dem Schmunzeln im Gesicht des Gastes erkannte Tiessa, dass Ivo diese Berichte wohl schon gehört hatte.
    » Was meint Ihr, Tiessa « , fragte er ein wenig spöttisch. » Glaubt auch Ihr, dass die Königin Eleonore eine böse Fee oder gar eine Teufelin sei? «
    » Das wäre schlimm, denn dann säße die Enkelin einer bösen Fee oben in der Burg als unsere Herrin. «
    Tiessas Bemerkung sorgte für großes Gelächter, denn Ivo hatte nicht gewusst, dass die blutjunge Richenza von Sachsen, die man im letzten Jahr mit Gottfried von Perche verheiratet hatte, Eleonores Enkelin war.
    » Ihr Vater ist der Welfe Heinrich, den man den Löwen nennt, und ihre Mutter ist Mathilde, eine Tochter von Eleonore und Heinrich II . Plantagenet « , erklärte Jean ohne große Begeisterung. » Es war eine kluge Heirat, denn sie kann dem Perche den Frieden sichern. «
    » Ich verstehe « , gab Ivo zögernd zurück.
    Das Perche grenzte im Norden an die Normandie, die von den Plantagenets beherrscht wurde, doch die Grafen von Perche bekannten sich treu zu ihrem Lehnsherrn, dem französischen König. Der
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