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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers
Autoren: Hilke Mueller
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war aus der Ferne zu hören, schwach noch, ähnlich einem Wagen voller leerer Fässer, der über einen steinigen Pfad rumpelt, aber dennoch bedrohlich. Auch Millie hielt endlich mit dem Reiben und Klopfen inne, zog das Tuch aus dem Bach und rief Tiessa herbei, damit sie ihr half, den nassen Stoff auszuwringen.
    Ambroise sah zu, wie die beiden Frauen das Laken zusammendrehten, bis das Wasser heraustropfte. Es war anstrengend, Millies schmales Gesicht sah noch verkniffener als gewöhnlich aus, Tiessa hatte die Lippen geschürzt und die dunklen Brauen so eng zusammengezogen, dass sie über der Nasenwurzel zusammenstießen. Tiessa war hübsch, ganz gleich was sie tat, vor allem aber, wenn sie lachte. Besonders ihr hätte er gern gezeigt, wie leicht ihm diese Arbeit gefallen wäre, denn er war stark. Doch die Wäsche war Frauenarbeit, und er hätte sich mit diesem Kraftakt höchstens lächerlich gemacht. Er war nur hier, weil Tiessas Mutter es befohlen hatte, da sie es nicht mochte, wenn die Frauen allein zum Fluss hinuntergingen. Und natürlich, weil er den schweren Wäschekorb tragen sollte.
    » Habt ihr gehört, wie die Teufel die Mäuler aufreißen und zum Kampf rufen? « , fuhr er beharrlich fort. » Vielleicht werden wir gleich auch das Schiff sehen, das bei solchem Wetter über den Himmel schwebt. Darin sitzen viele tote Ritter, die zu Gott auffliegen wollen, doch die Dämonen versperren ihnen den Weg. Deshalb werfen die Ritter ihre Schätze aus dem Schiff. Dann stürzen sich die Dämonen gierig herab, um all die Goldmünzen und Perlen, die seidenen Brokatstoffe und Silbermonde aufzufangen, und die Ritter können in den Himmel auffahren … «
    Millie hatte die Lippen fest zusammengepresst, während sie das Tischtuch aufschüttelte und in den Korb legte. Mit einer langsamen Bewegung wischte sie den Schweiß vom Gesicht und steckte die Haube fester. Sie mochte Ambroises buntes Geschwätz nicht und hatte schon einmal gesagt, es sei gotteslästerlich. Tiessa jedoch brach in fröhliches Lachen aus.
    » Gold und Silber soll es regnen! Was bist du nur für ein Lügner, Ambroise! «
    » Ich schwöre, dass es die Wahrheit ist! « , rief er aufgeregt. » Wer Mut hat, der kann Goldmünzen mit fremden Zeichen darauf in den Wiesen finden, die den Teufeln aus den Krallen gerutscht sind. «
    » Oder er wird vom Blitz erschlagen! «
    Ambroise hatte sich dieses Mal so in seine Fantasien hineingesteigert, dass er selbst davon überwältigt war. Weshalb sollte es das nicht geben, Gold, das vom Himmel fiel? Gott der Herr war mächtig.
    » Eines Tages wirst du mir glauben, Tiessa « , rief er, und seine Augen glänzten zornig.
    » Vielleicht « , lachte sie. » An jenem Tag, an dem Mond und Sonne sich berühren und das Wasser den Berg hinaufläuft! «
    Blitze zuckten auf und zeichneten grelle Zackenlinien auf der Schwärze der Wolken. Für einen Moment schien es, als habe ein feindliches Heer zahllose feurige Pfeile gegen den hoch aufragenden Donjon der Burg Saint-Jean abgeschossen. Es war dunkel geworden, denn die grauen Dämonen hatten nun fast die gesamte Himmelswölbung besetzt. Nur im Osten war noch ein kleiner, heller Flecken geblieben, wie ein Fenster, durch das Gott auf die geplagte Erde herniedersehen konnte.
    Auf dem Weg zur umfriedeten Siedlung ging es jetzt lebhaft zu. Nicht nur die Wäscherinnen eilten mit ihrer Last hinüber, auch Frauen und Kinder, die im Wald Beeren gesammelt hatten, kehrten nun eilig zurück, ein Händler peitschte auf seine Ochsen ein, um noch vor dem Unwetter im Trockenen zu sein, und einige Reiter, die zur Burg gehörten, strebten den schützenden Mauern und Dächern zu. Staub und welkes Laub wirbelten auf und hüllten Mensch und Tier in gelblich graue Wolken.
    » Gott helfe uns – drüben in den Kronlanden hat der Blitz einen Ritter samt seinem Pferd erschlagen « , murmelte Millie, die es jetzt mit der Angst bekam.
    » Das wird ein schlimmer Sünder gewesen sein, der seine Strafe verdient hat « , gab Tiessa schulterzuckend zurück. » He, Ambroise, nimm den Korb, damit wir endlich fortkommen. «
    Der große, mit nasser Wäsche gefüllte Korb war schwer, doch Ambroise hätte sich eher die eigene Hand abgehackt, als zuzugeben, dass er Mühe hatte, ihn zu tragen. Er biss die Zähne zusammen und hob den Korb auf die rechte Schulter, stützte die Last mit einem Arm ab und folgte den beiden Frauen, die schon über die Wiese zum Weg hinübergelaufen waren. Dort trafen sie auf drei bärtige Männer mit
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