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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Ich allein kann wenig ausrichten gegen Ivo Beaumont, doch wenn Ihr mir zur Seite stehen wollt … «
    Yolanda zupfte ihre Haube zurecht und bemühte sich, einige krause Löckchen unter die Kopfbedeckung zu stecken. Tiessa bemerkte ein Funkeln in ihren Augen. Der Gedanke, einen Streit zu führen, schien sie regelrecht zu beflügeln.
    » Fulco und ich werden auch Gilles von Chenet und seine Frau Beatrice für deine Sache gewinnen. Der Graf wird bei so vielen Fürsprechern gewiss nicht gegen dich entscheiden. Zumal er dir sehr gewogen ist … «
    » Darauf würde ich nicht setzen « , warf Tiessa vorsichtig dazwischen.
    Doch Yolanda achtete nicht auf sie, sondern redete weiter.
    » Zumal der Graf dir außerordentlich gewogen ist, meine kleine Tiessa. Gottfried von Perche war von Anfang an sehr um dein Wohlergehen besorgt – willst du das vielleicht leugnen? «
    » Gewiss nicht, Yolanda. Der Graf sorgt sich um alle Menschen, die Gott seiner Herrschaft anvertraut hat. Er ist ohne Zweifel ein guter Herrscher. «
    » So ist es. Und deshalb wird er nicht zulassen, dass dir Unrecht geschieht, Tiessa. Gerade dir nicht. «
    Tiessa schwieg verunsichert. Entweder hatten Yolandas scharfe Augen schon in Akkon Dinge bemerkt, die nicht einmal ihr selbst aufgefallen waren, oder es hatte nach ihrer Rückkehr Gerüchte gegeben, die sich schneller als der Wind überall im Perche verbreitet hatten.
    Da sie keine Antwort erhielt, erhob sich Yolanda, um im Raum auf und ab zu laufen. Sie befanden sich in einem der Turmzimmer der altmodischen Burg, einem kreisrunden Raum, der an vier Seiten kleine Fensternischen besaß, die Yolanda mit bleiverglasten Fensterflügeln hatte versehen lassen. Zwei dunkle Truhen standen an der Wand, auf die Yolanda die silbernen und goldenen Gefäße gestellt hatte, die sie aus dem Heiligen Land in die Heimat gebracht hatten. Auch ein schön gearbeitetes Räucherbecken aus Bronze stammte von dort, der runde Tisch aus getriebenem Messing, der zahlreiche Pflanzen und fremdartige Tiere zeigte, und nicht zuletzt die goldenen Halbmonde an Yolandas Ohrläppchen.
    » Natürlich kann ich mich nur für dich einsetzen, wenn ich dein volles Vertrauen habe, Tiessa. «
    Sie war beharrlicher, als Tiessa geglaubt hatte. Und es schien ihr sogar Spaß zu machen, wie an ihrem Grinsen zu sehen war.
    » Ich vertraue Euch voll und ganz, Herrin. «
    » Das tust du nicht! Sonst würdest du mir gestehen, wer dich geschwängert hat. «
    » Ich kann nicht … «
    » Du willst nicht, das ist es! «
    » Ich darf nicht … «
    Yolanda blieb stehen und blickte zu Tiessa hinüber, die mit gesenktem Kopf auf dem Lager saß und ihr immer noch ziemlich blass erschien. Sie stieß ärgerlich die Luft aus, verpasste dem kleinen Messingtisch einen sachten Tritt mit dem Fuß, sodass er mit vernehmlichem Scheppern ein Stück zur Seite rutschte, dann gab sie es auf.
    » Na schön « , sagte sie unfreundlich. » Wenn du mir nicht Rede und Antwort stehen willst, dann muss ich dich nun leider deinem Schicksal überlassen. Es ist schade, denn ich hätte dir gern geholfen! «
    Erschrocken blickte Tiessa auf. Meinte Yolanda das im Ernst? Oder war das nur eine leere Drohung? Sie würde sie doch wohl nicht fortjagen? Doch nicht Yolanda, die mehr als eine Herrin, die eine Freundin …
    » Es ist jemand gekommen, der dich zum Reden bringen wird, meine Liebe … «
    Yolanda zog die Nase hoch und spitzte die Lippen, als wolle sie die ungehorsame Tiessa drohend anfauchen. Tatsächlich ähnelte sie für einen kleinen Moment einer zornigen Wildkatze. Mit raschen Schritten ging sie zur Pforte, zog sie auf und neigte den Kopf, als müsse sie jemanden grüßen.
    » Tretet ein, Herr. Sie ist wach, und um ihre Gesundheit steht es ausgezeichnet. «
    Tiessa machte einen hastigen Versuch, vom Lager aufzustehen, doch die dumme Schwachheit fiel wieder über sie her, und sie spürte, wie der dunkle Brunnen der Ohnmacht sich vor ihr öffnete. Ein Traumbild gaukelte ihr vor, dort auf der Türschwelle stünde ein Mann. Er war hochgewachsen und sehnig, das dunkelblonde Haar hing ihm bis auf die Schultern. Obgleich sie die Farbe seiner Augen nicht erkennen konnte, wusste sie doch, dass sie grau waren, zuweilen auch grün. Jetzt zog er rasch den Kopf ein, um durch die niedrige Pforte zu gehen, und lief auf sie zu, fing sie in seinen Armen auf, denn wie es schien, wollten sie ihre Beine nicht recht tragen.
    » Ich habe eine Weile gegrübelt, bis ich darauf kam, wohin du gelaufen sein

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