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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers
Autoren: Hilke Mueller
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vom Dachboden. Millie – säubere den Kohl und die Rüben. Tiessa – lauf in den Keller und nimm von dem Pökelfleisch, auch von den Äpfeln und gedörrten Pflaumen … «
    Millie schlurfte gehorsam zu dem breiten, gemauerten Küchentisch in der Mitte des Raumes und griff zum Messer, um den Kohl zu schneiden, Tiessa und Ambroise jedoch wechselten Blicke.
    » Ein Gast? Wohl ein hochgeborener Herr, weil du ihn so bewirten willst? «
    Corba trieb die Magd an, die das Feuer anfachen sollte, und nahm einige der kleinen Tiegel vom Wandbrett herab, in denen sie Salz, Honig und allerlei Gewürze aufbewahrte. Beißender Rauch verbreitete sich in der Küche, denn nur ein Teil des Qualms zog durch den Rauchfang ab.
    » Es ist Ivo Beaumont, der Sohn von Marie, meiner Jugendgefährtin aus Alençon « , erklärte sie lächelnd. » Er ist auf Reisen, um Neues zu lernen und sich zu bewähren. Zumindest hat er das gesagt, aber der Vater wird inzwischen mehr darüber wissen. «
    Tiessa machte immer noch keine Miene, in den Keller zu laufen, während Millie bereits den Kohl schnippelte und sorgfältig alle Maden herauspulte, um sie später an die Hühner zu verfüttern.
    » Ist … ist er zu Fuß gekommen? «
    » Aber nein! « , gab Corba ungeduldig zurück. » Sein Pferd wird im Stall versorgt, ihn selbst mussten wir mit trockenen Beinlingen versehen, denn er ist auch in das Gewitter geraten. Aber du solltest dir das Haar neu flechten, bevor du ihm gegenübertrittst, Töchterlein, er ist ein recht gut gewachsener Bursche und besitzt ein gewinnendes Lächeln. «
    Corba hatte eine heitere Antwort auf ihre Neckerei erwartet, doch Tiessa ergriff nur schweigend eine kleine Talglampe und eine hölzerne Schüssel, um damit in den Keller zu laufen. Die Vorratsräume waren tief in den Boden eingegraben und durch einen gemauerten Grund und steinerne Wände geschützt. Das war angenehm im Sommer, wenn sich Fleisch, Dörrobst und Milch lange kühl hielten. Aber im Frühjahr sickerte Wasser in die Kellerräume hinein, denn der Fluss war nahe, und der gemauerte Boden schützte kaum vor dem Grundwasser. Ein muffiger, leicht süßlicher Geruch nach Äpfeln und gedörrten Früchten schlug ihr entgegen. Während sie den schweren Holzdeckel von dem Fass mit Pökelfleisch hob, versuchte sie das Unbehagen zu bekämpfen, das die Nachricht der Mutter hinterlassen hatte. Schließlich waren mehrere Reiter in den Ort hineingeritten – weshalb musste es gerade dieser sein? Ivo aus Alençon – gut gewachsen und ein gewinnendes Lächeln? Wenn er Maries Sohn war, dann würde er wohl kein Handwerker, sondern ein Knappe sein, der eine ritterliche Ausbildung hinter sich hatte und bei der Mahlzeit nicht auf den Boden spuckte.
    Sie löschte das Talglicht und ließ es unten im Keller stehen. Mit der Schüssel voller rosiger, gepökelter Fleischstücke und dem Rest an Dörrpflaumen im hochgerafften Oberkleid, lief sie wieder die Stiegen hinauf in die Küche, setzte ihre Last ab und verschwand im Nebenraum, von wo aus eine hölzerne Treppe in den ersten Stock führte. Sie stieg nur einige Stufen hinauf, verharrte dann und spitzte die Ohren. Männerstimmen waren zu hören, die gemessene, kurze Redeweise des Vaters, dann das tiefe Organ ihres Halbbruders Jordan, der wohl irgendetwas Belangloses schwatzte und darüber vor Lachen kaum an sich halten konnte. Und dann war da eine dritte Stimme, nicht zu tief, auch nicht zu hell, sie klang angenehm weich, und die Sätze flossen ohne Stocken dahin … Oh heilige Maria – er war es tatsächlich.
    » Was treibst du denn da, Tiessa? Komm in die Küche, du musst die Dörrpflaumen in Honigwasser aufkochen … «
    Es half nichts – sie konnte nicht mehr davonlaufen. Wahrscheinlich hatte Ivo dem Vater längst erzählt, dass er ein ziemlich verdrecktes und zerzaustes Mädchen mitten aus dem Gewühl herausgeangelt und auf sein Pferd gehoben hatte, damit sie nicht unter die Hufe geriet. Und dass die dumme Person doch tatsächlich den drei Juden zu Hilfe eilen wollte, dann aber mitten in den Matsch gesprungen und davongelaufen war …
    Wenn sie gleich in den Wohnraum treten musste, bliebe Ivo Beaumont vermutlich das Maul offen stehen vor Überraschung.

3
    S ie täuschte sich. Lag es an dem trotzigen Ausdruck, mit dem sie ihm bei der Begrüßung entgegenstarrte, oder daran, dass er sie in dem sauberen, schönen Gewand und dem offenen, langen Haar nicht erkannte? Ivos Augen irrten einen kleinen Augenblick lang über ihre Gestalt, und
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