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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers
Autoren: Hilke Mueller
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alte Graf Rotrou IV . von Perche hatte mehrfach gegen Heinrich Plantagenet zu Felde ziehen müssen, denn der König von Frankreich hatte die Familienstreitigkeiten der Plantagenets klug genutzt und die Rebellion der Söhne gegen den Vater unterstützt. Vor acht Jahren hatte Rotrou von Perche dabei zwei Burgen an Heinrich Plantagenet verloren. Jetzt waren sie im Besitz von dessen Sohn, König Richard. Durch die Heirat von Gottfried und Richenza konnte man sich nicht nur Frieden erhoffen, sondern auch die Rückgabe der beiden Festungen, schließlich war die junge Braut die Nichte des englischen Königs.
    » Es werden andere Zeiten anbrechen « , meinte Corba fröhlich. » Heinrich II . liegt in seinem Grab, der alte Familienzwist wird nun ein Ende haben. Vielleicht wird Gott auch die beiden Könige versöhnen – sind nicht Richard von England und Philipp von Frankreich vor drei Monaten einträchtig ins Heilige Land gezogen, um Jerusalem aus den Händen des Schurken Saladin zu befreien? «
    Nur Jordan, der endlich seine Mahlzeit beendet hatte und das Messer am Gewand abstreifte, stimmte Corbas Worten eifrig nickend zu. Jean verzog keine Miene. Er wollte die Zuversicht seiner Frau nicht zerstören, doch Tiessa wusste, dass er insgeheim anderer Ansicht war. Die beiden Könige hatten bereits in Lyon miteinander gestritten, denn dort war die Rhonebrücke unter den englischen Rittern zusammengebrochen und hatte viele tot oder verwundet in den Fluss gespült. Die französischen Kreuzritter waren zuvor sicher ans andere Ufer gelangt.
    Auch Ivo schwieg, seine Augen ruhten nachdenklich auf Tiessa. Sie war sich nun nicht mehr sicher, ob sein Blick etwas verbarg. Vielleicht hatte er sie wirklich nicht erkannt? Dann sorgte sie sich völlig grundlos …
    In diesem Augenblick betrat Ambroise den Wohnraum mit einer großen Kanne, da Jean befohlen hatte, neuen Wein aufzutragen. Der Junge führte den Auftrag sichtbar unwillig aus, vermutlich wäre es ihm lieber gewesen, eine der Mägde hätte die Kanne hinaufgetragen. Ambroise war eifersüchtig. Er litt darunter, dass Tiessas Retter nun hier am Tisch saß und sich so unbefangen mit der Familie unterhielt. Mit dunklen Augen starrte er Tiessa an, während er dem Gast den Becher füllte.
    » Pass auf, was du tust, Dummkopf! « , rief sie aus.
    Es war zu spät. Der Wein lief über den Rand und bildete eine breite rötliche Lache um den hölzernen Becher. Hätte Ivo nicht rasch die Hand davorgehalten, wäre die Flüssigkeit auf seinen Schoß gelaufen.
    » Du musst heute deinen Unglückstag haben, Ambroise! « , sagte Corba kopfschüttelnd. » Entschuldige dich bei unserem Gast und bring ein Tuch, um den Wein aufzuwischen. «
    Tiessa war zwar ärgerlich, aber der Unglücksrabe tat ihr schon wieder leid, denn Ambroise war selbst erschrocken und schlich mit hängenden Schultern aus dem Raum.
    » Wir hätten besser ein Tischtuch auflegen sollen « , meinte sie leichthin. » Das hätte den Wein aufgesaugt. «
    Es war ein Fehler, Millie konnte sich jetzt nicht mehr beherrschen. Die ganze Missachtung ihrer Person brach aus ihr heraus – wenn schon Tiessa und Corba lieber über Männersachen redeten, von denen sie, Millie, nichts verstand, dann war die Unbefangenheit, mit der Tiessa über diesen Mangel hinwegging, einfach nicht mehr zu ertragen.
    » Freilich haben wir kein Tischtuch aufgelegt « , sagte sie vernehmlich und wurde dabei rot, denn sie redete nicht gern vor Fremden. » Aber nicht, weil wir unseren Gast nicht ehren wollten. Die Tischtücher sind heute gewaschen worden, und Ambroise hat den Korb auf den Weg gekippt, damit alle Pferde und Maultiere über unsere Wäsche laufen sollten. Und als Tiessa versuchte, die Tücher aufzuheben, da geriet sie … «
    Tiessa hatte sie mit großen Augen erschrocken angestarrt, doch es war Ivo, der Millies Rede unterbrach.
    » Meinetwegen braucht Ihr Euch wirklich nicht zu sorgen « , sagte er mit erhobener Stimme, sodass Millie schweigen musste. » Ich fühle mich hier in diesem Haus so angenehm empfangen und die Gastfreundschaft ist so herzlich, dass ich ein Tischtuch gern entbehren kann. «
    » Als Tiessa versuchte, die Tücher aufzuheben « , fuhr Millie hartnäckig fort, » da geriet sie zwischen die Pferde und Maulesel und wäre um ein Haar … «
    » Ich werde meine Laute holen « , rief Tiessa rasch. » Ich kenne einige hübsche Weisen und möchte sie gern vortragen. Natürlich nur dann, wenn unser Gast es mir erlaubt. «
    Corba hatte die Stirn
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