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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007
Autoren: Richard Dübell
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auf Corto gehört hatte und wie er Georg Vogler überzeugt hatte, dass das Verlassen seines Wachpostens keine Finte war. Er verstand, was Clarice wirklich gemeint hatte – und wen –, als sie sich geweigert hatte, von Lorenzos Befreiungsmission Kenntnis zu nehmen.
    »Sie ist in Sicherheit«, sagte er zu Corto. »Was anderes würde sie doch gar nicht akzeptieren.«
    Corto lächelte. Lorenzo hob den Blick und spähte zur Dammkrone hinauf. Er fragte sich, wann die ersten Männer dort erscheinen und auf sie aufmerksam würden. Nicht, dass es noch etwas gegeben hätte, das Lorenzo von ihnen fürchtete.
    »Ich habe Bandini gar nicht im Kampfgetümmel gesehen«, murmelte er. »Oder Pietro oder Buonarotti. Oder den alten Niccolò …«
    Er senkte den Blick wieder zu Corto.
    »Es gibt noch was, was du nicht weißt«, sagte er.
    Corto lächelte. Lorenzo schaute genauer hin. Das Lächeln war nicht in Cortos Augen. Es war gar nichts in Cortos Augen. Sie schauten an ihm vorbei in den grauen Himmel, und ganz gleich, wie er sich auch hingesetzt hätte, sie hätten immer an ihm vorbeigeschaut.
    »Jetzt halten die anderen dir die Höllenpforte auf«, flüsterte er. Er hob die Hand, um Cortos Augen zu schließen, dann fiel ihm ein, dass er keine Münzen hatte, um sie auf die Lider zu legen. Zuletzt dachte er daran, dass es Corto wahrscheinlich lieber gewesen wäre, wenn er die Augen offen gehabt hätte, um den Strom noch einmal zu sehen. Er kroch unter dem Toten hervor und schubste und rollte ihn, bis er ihn im Wasser hatte. Er gab ihm einen Stoß. Der Leichnam schwamm hinaus in die Strömung, glitt tiefer ins Wasser und versank schließlich, nachdem der Fluss ihn schon eine kleine Strecke weit mitgenommen hatte.
    Lorenzo kämpfte sich zurück ans Ufer. Das Rohr, durch das er sah, streckte sich immer weiter und weiter aus. Er wusste nicht, wie er sich hätte hinlegen können mit den Bolzen in seinem Rücken, so kniete er sich wieder auf seine Fersen und ließ den Kopf hängen. Er fragte sich, warum der Tod so lange brauchte, um ihn zu holen, und sagte sich, dass der Tod vermutlich noch draußen auf der Ebene beschäftigt war. Schließlich sah er auf, weil er mehr ahnte als erkannte, dass jemand neben ihn getreten war, und ihm wurde klar, dass der Tod jetzt endlich Zeit für ihn gefunden hatte. Das Rohr streckte sich und streckte sich und schob Lorenzos Bewusstsein immer weiter weg aus der Realität, aber er erkannte Antonio Bandini, der mit einer gespannten Armbrust vor ihm stand und auf Lorenzos Herz zielte.

Kapitel 51.
    L assen Sie das Ding fallen, Bandini«, sagte Pietro. Bandini drehte sich langsam zu ihm um. Pietro sah mit grimmiger Freude über die Rinne seiner Armbrust, wie sich Bandinis Gesicht spannte. Bandini schwenkte ohne zu zögern seine eigene Waffe herum und zielte auf ihn.
    »Verdammt!«, zischte Pietro. »Was für eine Sorte Narr sind Sie eigentlich? Wollen Sie’s darauf anlegen, dass wir uns gegenseitig erschießen? Selbst wenn Sie mich erwischen – danach haben Sie keinen Schuss mehr. Und dann macht Buonarotti Sie fertig.«
    »Buonarotti hat mich schon fertiggemacht mit seinem Kopfverband und seinen verdammten Salben«, sagte Bandini.
    Buonarotti, der neben Pietro stand, grunzte.
    »Geben Sie auf, Bandini«, sagte Pietro. »Lassen Sie Lorenzo in Frieden sterben. Sie sehen doch, wie’s um ihn steht.«
    »Ja«, sagte eine neue, dicke Stimme hinter Pietro. »Er erspart uns sogar die Mühe, ihn kaltzumachen. Wie hoch war noch mal das Kopfgeld, Konsul?«
    Pietro wandte vorsichtig den Kopf. Er hatte die Stimme sofort erkannt und war nicht erstaunt, dass sich eine Armbrust auf seinen Kopf gerichtet hatte. T. G. ’s geschwollenes Gesicht dahinter sah aus wie die Maske eines Komödianten. T. G. wandte sich wieder Bandini zu. Die Hand, mit der er die Armbrust hielt, zitterte nicht. Auch Bandinis Hand war vollkommen ruhig und immer noch auf den Punkt zwischen Pietros Augen gerichtet.
    »Ich dachte mir doch, da stimmt was nicht, als ich euch beide so davonschleichen sah«, erklärte T. G. »Trotz meiner überaus schweren Verwundung habe ich mich sofort an die Verfolgung gemacht. Was sagen Sie dazu, Konsul?«
    Bandini lächelte schwach.
    »Ich ergebe mich nicht«, sagte Pietro zu ihm. »Wenn Sie wollen, dass ich die Armbrust weglege, müssen Sie schießen. Oder Sie lassen T. G. schießen, wenn Sie glauben, dass Sie sich schon genügend schmutzig gemacht haben.«
    Bandinis Auge wanderte ab und richtete sich über Pietros
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