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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam
Autoren: Linda Belago
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das kannst du mir zu Hause erzählen. Lass uns zum Stadthaus fahren.« Julie sah, dass das Mädchen erschöpft war.
    Karini folgte ihr langsam zu den Droschken.
    Im Wagen bemerkte Julie, dass Karini sie immer wieder von der Seite ansah. »Karini, möchtest du mir etwas sagen?«
    »Ja, Misi, aber ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Henry und ich … wir haben … wir mussten … wir haben geheiratet.«
    Julie war ehrlich verblüfft. Sie wusste zwar, dass Henry Karini aus Liebe nachgereist war, aber dass sie jetzt gleich als ganze Familie zurückkehrten, das kam ein bisschen überraschend. Aber sie freute sich darüber.
    »Das sind ja Neuigkeiten. Ich freue mich für euch! Ach, ich bin so unendlich froh, dass ihr wieder da seid. Über alles andere reden wir später.« Sie blickte kurz nachdenklich auf Karinis zartes Bäuchlein und nahm das Mädchen liebevoll in den Arm. »Alles wird gut.«
    Im Stadthaus angekommen empfingen Erika, Wim, Thijs und Sarina Karini fröhlich. Alle waren überrascht von ihrer Schwangerschaft, aber jeder hatte so viel Anstand, das Mädchen nicht darauf anzusprechen. Nur der Blick von Liv, die kalte Getränke für alle herbeibrachte, blieb einen Augenblick zu lange an Karini hängen. Julie war überrascht, als Karini beschämt den Blick senkte. Das Mädchen schien sich nicht so recht über ihren Zustand zu freuen. Dann aber zog es Julie auch schon zu Henry. Sie winkte kurz in die Runde und machte sich gleich wieder auf den Weg. Doch gerade, als sie das Haus verlassen wollte, trat Jean durch die Tür.
    Er nahm sie in den Arm. »Julie, es ist alles in Ordnung. Henry ist dort gut untergebracht und muss jetzt nur noch zwei oder drei Tage warten, bis wir alle wieder zur Anhörung gerufen werden.Ich denke, dann werden sich die Umstände aufklären, und man wird ihn freilassen.«
    Julie kannte Jean gut genug, um die Zweifel in seiner Stimme auszumachen. Es war beruhigend zu wissen, dass es Henry gut ging und nun endlich etwas geschah – aber mit welchem Ende, das stand in den Sternen.
    Jean schien ihre Zweifel zu spüren und drückte sie liebevoll an sich. »Das stehen wir jetzt auch noch durch, Julie. Und bald ist das alles vorbei.«

Kapitel 29
    K arini war unendlich froh, wieder surinamischen Boden unter den Füßen zu haben. Zum Ende der Überfahrt hatte sie Tag um Tag ihre Ankunft herbeigesehnt. Als dann endlich Land in Sicht gekommen war, hatte Henry sie in den Arm genommen. »Jetzt sind wir wieder zu Hause.« Sie hatte den Duft des nahen Regenwaldes tief eingeatmet und sich an ihn geschmiegt. Dennoch hatte sich in die Erleichterung auch Sorge gemischt. Jetzt galt es, einige Hürden zu überwinden. Karini hatte schreckliche Angst davor gehabt, was Misi Juliette zur Hochzeit und zu dem Baby sagen würde.
    Henry und sie hatten sehr genau überlegt, was sie ihr sagen würden. Sie hatten die Geschichte wochenlang immer und immer wieder besprochen, bis Karini fast glaubte, es sei wirklich so gewesen: Sie hätte etwas länger als in Wirklichkeit bei Misi Gesine gearbeitet, dann sei Henry gekommen und sie sei mit ihm gegangen. Die Hochzeit hätten sie mit einer kleinen Gruppe neu gewonnener Freunde gefeiert, und gleich nach der kleinen Hochzeitsreise ins Amsterdamer Umland sei Karini in anderen Umständen gewesen. Was das junge Paar selbst überrascht, aber natürlich freudig gestimmt hätte. Sie hatten, und das entsprach der Wahrheit, ja nicht geahnt, dass Henry in Surinam des Mordes beschuldigt wurde, und daher auch keine Eile walten lassen. Der Brief, den sie geschickt hätten, sei nicht angekommen? Das täte ihnen unendlich leid, aber das Problem der unzuverlässigen Kommunikation sei ja nicht neu. Sie hätten dann eine weitere Nachricht, direkt im Kontor der Vandenbergs aufgeben wollen,dabei sei Henry dann aber überraschend verhaftet worden. Und dann sei alles so schnell gegangen, dabei hätten sie sowieso bald zurückkehren wollen, da Karini ihr Kind in Surinam gebären wollte.
    Sie hatten die Geschichte immer wieder durchdacht, bis sie schließlich glaubwürdig klang. Aber dass ihre gemeinsame Zukunft nun auf einer Lüge aufbauen sollte, missfiel Karini sehr. Ihr blieb indes keine Wahl, also erzählte sie der Misi später am Abend ihre Version. Erleichtert bemerkte sie, dass der Plan offensichtlich aufging. Die Misi schien keine Zweifel zu hegen.
    »Ich bin so froh, dass euch nichts passiert ist. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet.« Sie nahm Karini liebevoll in den Arm.
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