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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit
Autoren: Iris Anthony
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will das Kind!«, schrie ich.
    Die einzige Antwort, die ich bekam, war das Weinen des Kindes. Und das Brüllen meines Vaters.
    Ich stürzte die Treppe hoch, doch sie stand dort oben und versperrte mir den Weg. Ich ging mit dem Schwert auf sie los. Die stumpfe Seite traf sie am Kopf. Doch obwohl sie schwankte, ging sie nicht zu Boden. Was hatte sie mit dem Kind gemacht? Als ich versuchte, hinter ihr die Treppe hochzusehen, griff sie mit beiden Händen nach dem Schwert und riss es mir aus den Händen. Sie schnappte nach Luft, als die Klinge durch ihre Haut schnitt. Blut tropfte von ihren Handflächen, als sie das Schwert an sich zog und es durch einen der Gewölbebögen nach unten warf.
    Es landete irgendwo weit unter uns krachend auf dem Kapellenboden.
    »Lass mich vorbei!« Ihre Fingernägel gruben sich in meinen Hals, als ich sie gegen einen Gewölbebogen drängte.
    Schließlich packte ich ihre Handgelenke und versuchte, an ihr vorbeizukommen. Während sie gegen mich ankämpfte und gegen meine Knie trat, verlor sie das Gleichgewicht. Sie schien mich mit sich ziehen zu wollen.
    Aber ich ließ ihre Hände los.
    Sie riss die Arme in die Höhe, bevor sie schließlich mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck und einem furchtbaren Kreischen nach hinten durch den offenen Gewölbebogen fiel.

    »Was hast du getan!«
    Es war der Marquis. Er sah mich so … hasserfüllt an.
    »Du Mörder!«
    »Ich wollte nicht … Ich habe bloß …« Ich wollte doch bloß das Kind töten. Und das hatte ich noch nicht getan.
    Er schrie vor Zorn auf und stürzte sich auf mich.
    Ich legte eine Hand auf seine Brust und schob ihn zur Seite. Er taumelte gegen das Treppengeländer. Als ich mich an ihm vorbeidrängte, streckte er die Hand aus und packte meinen Ärmel.
    »Wer bist du bloß?«
    In diesem Augenblick wusste ich, dass die Enttäuschung und die Missbilligung, die ich bereits von ihm kannte, nichts gewesen waren, im Vergleich zu dem Hass, den seine Augen nun verrieten. Als ich ihn ansah, wusste ich, dass die Hölle kein Ort der Folter und des immerwährenden Feuers war, sondern die Kälte der Ignoranz und der Missachtung. Und dann spürte ich, wie ich von hinten gepackt und zu Boden gerissen wurde.
    »Bastard!«

Kapitel 35
    Alexandre Lefort
    Château Eronville
Provinz Orléanais, Frankreich
    E s dauerte zwei Tage, bis ich das Château Eronville erreichte. Dort angekommen, eilte ich mit dem Hund an meiner Seite die Treppe hoch.
    Ein Diener kam uns in der Eingangshalle entgegen.
    Ich hatte mich seit zwei Tagen nicht gewaschen, und mein Gesicht war unrasiert, dennoch hob ich das Kinn an und tat mein Bestes, meinen Vater, Nicolas Girard, des Königs bester Krieger, nachzuahmen. »Den Grafen von Montreau, bitte sehr.«
    Der Diener verbeugte sich. »Sie sind alle in der Kapelle, mein Herr. Das Kind wird heute getauft. Ihr kommt vielleicht noch rechtzeitig.«
    Nicht rechtzeitig zu kommen war meine größte Angst. Ich hastete hinter ihm die Flure entlang, und als ich den Weg erahnte, drängte ich mich an ihm vorbei und eilte weiter. Ich hatte bereits einige Wochen zu lange gewartet. Ich würde nicht noch mehr Zeit vergeuden.
    Als ich die Kapelle betrat, sah ich einen Kardinal und einen Mann und eine Frau, die ich nicht kannte. Sie alle starrten in Richtung einer Wendeltreppe, die sich im hinteren Teil der Kapelle befand. Ich folgte ihren Blicken, und mein Herz blieb stehen. Ich sah, dass sich der Graf und Lisette hoch oben auf der Treppe befanden. Das Gesicht des Grafen war feuerrot, und er schob Lisette in Richtung eines offenen Gewölbebogens. Bevor ich mich noch bewegen oder nach ihr rufen konnte, verlor sie den Halt.
    »Nein!« Mein Schrei vermischte sich mit ihrem eigenen, und ich sah zu, wie sie kopfüber hinabstürzte und mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Mein Herz hörte auf zu schlagen, als all meine Hoffnungen zu Staub zerfielen. Niemand überlebte einen solchen Sturz lange.
    Ich eilte mit großen Schritten auf Lisette zu. Ich fiel neben ihr auf die Knie, Blut schoss aus einer Wunde auf ihrem Kopf. Mon dieu! Ihre Gliedmaßen waren so verdreht, dass ich Angst hatte, sie zu berühren. Ich zog mein Wams aus, faltete es zusammen und schob es unter ihren Kopf. Hätte ich bloß etwas tun können, um die Blutung zu stillen. Die Spitze! Ich schüttelte sie aus dem Päckchen und wickelte sie um ihren Kopf. Ich betete, dass sie die Blutung eindämmen würde. Lange genug, um ihr adieu zu sagen.
    Und lange genug, um für Gerechtigkeit zu
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