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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit
Autoren: Iris Anthony
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sorgen.
    Ich ließ sie liegen, eilte die Treppe empor und packte den Grafen von hinten am Kragen. Ich zerrte ihn die Treppe hinunter und warf ihn auf den Boden der Kapelle. »Bastard!«
    »Ich wollte nicht …«
    »Ihr widerwärtiger, verabscheuungswürdiger Bastard!« Ich war nicht gezwungen worden, unseren Besitz zu verkaufen, hatte nicht im Regen und im Schmutz geschuftet, hatte mich nicht hinters Licht führen, mich überfallen und beinahe töten lassen, damit dieses … dieses … Ungeheuer Lisette vor meinen Augen ermordete.
    »Es war keine …«
    Ich zog den Dolch aus meinem Gürtel und warf mich auf ihn.
    Irgendwo in der Nähe des Balkons weinte ein Kind.
    Der Graf rollte sich außer Reichweite, schnappte sich sein Schwert und kam wieder auf die Beine. »Mein Vater wollte diesem Kind das geben, was eigentlich mir zusteht.«
    Ein alter Mann taumelte die Treppe herab. Hatte der Graf ihn ebenfalls angegriffen? Ich stürzte mich ein weiteres Mal auf ihn.
    Er wich mir aus. »Ich wollte bloß immer nur deine Liebe.« Obwohl er meinen Hieben mit bemerkenswertem Geschick auswich, galt beinahe seine ganze Aufmerksamkeit dem alten Mann. »Deine Liebe und deinen Respekt.«
    »Und du hattest beides! Du warst immer mein Sohn. Aber jetzt? Du kannst nicht mehr mein Sohn sein. Du bist ein Mörder. Und ich werde dafür sorgen, dass du dafür am Galgen endest.«
    »Wie ein gewöhnlicher Bauer?« Der Graf ging auf mich los.
    Ich wehrte ihn ab.
    »Du bist schlimmer als ein gewöhnlicher Bauer!«, schrie der alte Mann. »Du bist eine Schande. Ich habe deine Spielsucht akzeptiert und sogar deine – Neigungen. Aber dass du nun auch ein Mörder bist?«
    Der Graf schwang das Schwert nach mir.
    Der Hund knurrte und sprang ihn an. Er verbiss sich in seinem Stiefel.
    Der Graf fluchte und schüttelte den Hund ab.
    Das Weinen des Kindes hallte durch die Kapelle.
    Das Gesicht des Grafen war wutverzerrt. »Sorgt endlich jemand dafür, dass er den Mund hält!« Er zielte mit dem Schwert auf den Balkon, als hoffte er, das Kind damit zum Schweigen zu bringen.
    In diesem Moment stürzte ich mich auf ihn und brachte ihn, da er abgelenkt war, aus dem Gleichgewicht. Er stürzte zu Boden, das Schwert fiel zu seinen Füßen.
    Als ich es aufheben wollte, schwang er die Beine herum und brachte mich zu Fall.
    Obwohl ich ebenfalls hinfiel, hielt ich meinen Dolch weiter umklammert. Dennoch hatte sein Schachzug dem Grafen genug Zeit verschafft, um sein Schwert wieder aufzunehmen. Er packte es und stürzte auf mich zu. Ich duckte mich und sprang hoch und ihm entgegen. Der Dolch durchstieß sein Wams und grub sich in seine Brust.
    Sein Schwert fiel zu Boden.
    Ich trat es mit dem Fuß von ihm fort.
    Der Graf wandte sich mit ausgestreckten Armen von mir ab und taumelte auf den alten Mann zu. Auf halbem Weg hielt er inne und legte eine Hand auf den Altar. Er ließ sich zu Boden sinken und lehnte sich keuchend dagegen.
    Der Kardinal eilte laut fluchend auf ihn zu.
    Der Graf schien ihn jedoch nicht zu hören. Er legte sich eine Hand auf die Brust und umklammerte den Dolch. Blut sickerte durch seine Finger. Er warf dem alten Mann einen verzweifelten Blick zu. Das Blut verfärbte sein Hemd dunkel, als er mich schließlich ansah. Seine Augen blitzten vor Zorn, doch dann ließ er seine Hand von seiner Brust gleiten. »So viel Blut …«
    Er hustete, und rosafarbener Schaum bildete sich vor seinem Mund. Dann seufzte er laut auf und starb.
    Ich setzte einen Stiefel auf seine Brust und zog den Dolch heraus. Dann wischte ich ihn an meiner Hose sauber und steckte ihn in meinen Gürtel. Schließlich ging ich zu Lisette.
    Sie lag noch immer dort, wo sie hingefallen war, obwohl ihre Gliedmaßen nicht mehr so verdreht erschienen und ihr Kopf nicht mehr länger zur Seite gekippt war. Und – sie atmete noch! Ich kniete mich neben sie und wischte ihr die blonden Locken aus dem Gesicht, das bereits totenblass war. »Meine Liebste.«
    »Alex…andre …«
    Ich nahm ihre Hand in meine. Sie war so klein. Und so kalt.
    »Meine Augen … Ich kann nichts mehr sehen.« Ihre Worte brachen mir das Herz. Wenn ich die ewige Nacht bloß aufzuhalten vermocht hätte! Aber ihre Worte waren ohne Furcht.
    »Ich habe … dir etwas mitgebracht.« Die Spitze, die ich um ihren Kopf gewickelt hatte, war zu einer blutigen Krone geworden, auch wenn sie ihren Zweck zu erfüllen schien. Sie hatte die Blutung gestillt. Doch nun klebte sie an ihrer Wunde. Hätte ich sie wieder weggezogen,
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