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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus
Autoren: Johanna Nicholls
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anziehen sollen. Ich weiß doch, dass du diesen vardo wie dein eigenes Leben geliebt hast!« Er war den Tränen nah. »Ich verspreche dir, dass ich dir einen neuen baue. Und wenn ich dafür eine Bank ausrauben muss!«
    »Aber wir haben Horatio gerettet. Der Pferdewagen ist nicht wichtig.«
    »Doch ist er wichtig, verdammt noch mal! Ich habe mein ganzes Herzblut hineingesteckt. Ich wollte dir das, was du verloren hattest, zurückgeben. Dein Roma-Leben oder was auch immer. Ich habe keine Ahnung!«
    »Aber ich!« Zaghaft streckte sie die Hand nach ihm aus. »Deshalb habe ich dich geliebt. Deshalb werde ich dich immer lieben. Du hast mich so akzeptiert, wie ich bin.«
    Sie blickten sich an wie zwei Fremde, die sich gerade erst entdecken.
    Keziah sah einen gut aussehenden jungen Mann, nackt bis auf ein zerrissenes rotes Hemd. Einen heidnischen Gott.
    Jake sah ein Mädchen mit den violettblauen Augen einer Zauberin.
    Seine ausgestreckte Hand war wie ein Rettungsfloß zwischen ihnen. Seine Worte klangen gequält. »Verdammt! Ich – liebe – dich. Ich kann es nicht ändern!«
    Auf dem Grasstreifen vor dem Abgrund zog Jake sie zu sich hinab und küsste sie auf den Mund, als wäre es das erste Mal. Ihre Augen veränderten sich, als würde das Licht wieder durch sie hindurchscheinen so wie früher, wenn sie sich geliebt hatten.

    Eine heftige Windböe wehte ihre Kleider über den Rand der Klippen in die Tiefe. Sie lachten wie Kinder. Ihre weißen Unterröcke und sein rotes Hemd flatterten wie Kinderdrachen auf wechselnden Windstößen über das Tal.
    Nur seine Stiefel lagen noch da.
    »Eines wollen wir von Anfang an klarstellen«, sagte Jake und zeigte mit dem Finger auf ihre Tätowierung, wie zum Beweis, dass er die Macht besaß, die Narbe ebenso verschwinden zu lassen wie die Scham in ihrem Kopf.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich zuließe, dass ein paar Buchstaben unser Glück zerstören. Das Einzige, was zählt, ist, dass du überlebt hast. So wie immer. Du bist zu mir zurückgekommen, Kez. Zu mir!«
    Jake brachte sie dazu, sich rittlings auf ihn zu setzen, und bewegte sich rhythmisch, um sie anzuspornen. Er wollte diese Galionsfigur zurück, die er während ihrer ersten gemeinsamen Nacht gesehen hatte, wollte die Lust neu entfachen, die sie für tot hielt.
    Keziah beugte sich über ihn und übersäte sein Gesicht mit kindlichen Küssen und ihren Tränen. »O ja, Jake. Bring mich nach Hause. Jetzt«, flüsterte sie.
    Er umfasste mit beiden Händen ihre Hüften und vollzog eine geradezu übermenschliche Anstrengung, um die Kontrolle zu behalten.
    »Zuerst will ich, dass du sagst: Ich bin Jake Andersens Frau!«
    Keziah lächelte, ihre Augen leuchteten voller Magie. »Ich bin doch Jake Andersens Frau!«
    »Das war gut, Liebling«, sagte er geduldig. »Aber da unten im Tal lebt eine alte Wiradjuri-Frau, die so taub ist wie ein Baum. Sie hat kein einziges Wort gehört.«
    Keziah fühlte sich auf wundersame Weise frei, obwohl ihr Körper fest mit Jakes verbunden war. Sie wusste nicht mehr, wo der seine aufhörte und ihrer begann. Sie warf die Arme in die Luft und schrie in den Wind: » Ich – bin – Jake – Andersens – Frau !«

    Und während ihre Worte triumphierend durch das Tal hallten, lächelte Jake.

    Im Busch neben der Sydney Road lagen zwei Räuber auf der Lauer. Einer war bewaffnet, der andere hockte wie ein Kakadu auf einem Baum und hielt nach potenziellen Opfern Ausschau. Als sie das Stampfen eines Pferdes hörten, sprang der Jüngere in die Mitte der Straße.
    »Stehen bleiben oder ich puste euch das Hirn aus dem Schädel! « Young Rory richtete seine Pistole in den Himmel, in perfekter Imitation seines Helden, des Schwadroneurs.
    Aber beim Anblick seiner Opfer hätte er fast seine veraltete Feuerwaffe fallen lassen. Auf einem struppigen schwarzen Gaul saßen ein langhaariger Mann und ein junger Kerl mit kahl geschorenem Schädel, beide splitternackt. Der Junge saß mit dem Gesicht zum Mann und umarmte ihn, sein schlanker Rücken und das Hinterteil glänzten weiß im Mondlicht.
    Als der Mann Rorys Waffe sah, hielt er dem Jungen die Hand schützend vor Kopf und Herz.
    Rory war gerade von einer Farm ausgebüxt, wo nackte Männer, die sich umarmten, gang und gäbe waren, aber die gelassene Reaktion des Mannes auf den Überfall erstaunte ihn doch.
    »Guten Abend, Kumpel«, rief sein Opfer. »Tut mir leid, wenn wir dir keine große Hilfe sein können. Eine Böe am Blind Man’s Bluff hat uns die Kleider
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