Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
leidenschaftlicher Mann. Du brauchst eine Frau. Daher will ich mich an mein Versprechen halten. Wann immer du mich willst, kannst du mich haben. Ich werde dir mehr Kinder gebären, wenn es das ist, was du willst, aber die Frau, die ich einmal war, oder den Körper, der dir früher Lust verschaffte, kann ich dir nicht zurückgeben.«
    Jake hörte den Schmerz in ihren Worten. War es weiblicher Stolz? Er spürte einen Hauch von Hoffnung, der jedoch von ihren nächsten Worten gleich wieder zerstört wurde.
    »Ich schäme mich meines Körpers. Sieh ihn nicht an, Jake. Nimm mich nur im Dunkeln .«
    Die zunehmende Dämmerung hüllte sie ein, getragen vom Wind. Keziah zog Kleid und Mieder aus. Es waren mechanische Bewegungen, als würde sie am Ende eines harten Arbeitstages ihre Kleidung waschen. Ihr hagerer Körper war von den Hüften bis zu den Knöcheln unter einem Unterrock verborgen. Die Farbe des Kopftuchs verstärkte das Einzige, was sich nicht verändert hatte: die wundervollen violettblauen Augen.
    Jakes Stimme war nicht länger wütend. »Dich nicht ansehen?
Dich nur im Dunkeln lieben? Für wen hältst du mich? Bin ich kein bisschen besser als die Kerle, die im Bordell Schlange stehen, um ihren Spaß zu haben und anschließend zu verschwinden?«
    »Wie kannst du mich noch begehren? Ich bin nicht mehr dieselbe Frau.«
    Er war unerbittlich in seiner Aufrichtigkeit. »Nein, das bist du nicht. Du hast schon mal besser ausgesehen.«
    Sie zuckte zusammen, doch jetzt war es ausgesprochen.
    »Natürlich haben mich dein wildes Haar und deine schönen Brüste verrückt gemacht. Schließlich bin ich ein Mann. Aber wenn du glaubst, dass das alles war, was ich wollte, dann kennst du mich nicht. Zum ersten Mal im Leben hatte ich eine Frau, die mir gehörte. Eine echte Frau, die sich wie ich danach sehnte, alles miteinander zu teilen.«
    Er ließ sich nicht unterbrechen. »Du hältst dich für besser als die gaujo , aber du bist keine Heilige. Wenn du Fehler machst, dann sind sie gewaltig, trotzdem gibt es keine Frau wie dich. Du gehst durch die Hölle für den Mann, den du liebst. Du kümmerst dich um gebrochene Existenzen – mich, Nerida, Daniel, Bran –, und du kittest uns wieder zusammen. Sogar Pearl hast du dazu gebracht, wieder an sich zu glauben. Ich will, dass sie so wird wie du. Eine Überlebende – ganz gleich, was sich dein verdammtes baxt für sie ausdenkt!«
    Bei dem Ausdruck in ihren Augen erstarrte er innerlich. Er hatte das Gefühl, im Brunnen ihrer Verzweiflung zu ertrinken. Und er hatte keine Worte mehr, keine Hoffnung. Nur noch eine Wahrheit musste ausgesprochen werden.
    »Ich will meine stolze Roma-Frau zurück, mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Aber wenn du mich für immer loswerden willst, brauchst du es nur zu sagen. Ich gebe dich frei, Kez.«
    Er wappnete sich gegen eine heftige Windböe, die sie beinahe umwarf. Jake glaubte, sie hätte einen Schritt auf ihn zugemacht. Und ehe sie zurückweichen konnte, nahm er ihr Gesicht in die
Hände und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr Kopftuch sich löste und vom Wind verweht wurde.
    »Lass es. Du musst deinen Kopf nicht mehr bedecken, Liebling, du bist jetzt sicher. Diese Hundesöhne können dich nicht länger verletzen. Und dein Haar wird wieder wachsen. Es ist sowieso nur ein Teil von dir. Für mich bist du immer noch wunderschön – so wie du bist.«
    Sie schob ihn weg. Die Bitterkeit in ihrem Lächeln war schockierend.
    »Warum lügst du? Warum sagst du, es wäre dir egal?« Sie riss sich die Unterwäsche vom Leib und sah ihn mit gespreizten Beinen herausfordernd an.
    Erst da verstand Jake.
    Auf einem Schenkel prangte die halb verheilte Narbe einer Tätowierung. Ein raues Herz, das von einem Pfeil durchstoßen war, und darin: »AS liebt KB.«
    Jakes Aufschrei hallte wie der eines gefangenen Tiers durch das Tal.
    Er wandte sich von ihr ab und trat gegen einen Felsen, um wieder zu sich zu kommen. Er hatte versucht, das, was alle wussten, aus seinen Gedanken zu vertreiben, die Tatsache, dass Militäroffiziere die Frauenstrafkolonie als Bordell missbrauchten. Doch kein Mensch hatte jemals behauptet, dass sie die Gefangenen vergewaltigten. Es gab stets Sträflinge, die sich den Soldaten für Geld hingaben, Essen, Alkohol oder auch nur, um einen männlichen Beschützer zu haben. Hatte Keziah ihren Körper an einen dieser Soldaten verkauft? Er empfand nichts als wilde Eifersucht beim Anblick der Initialen.
    Als er sich wieder umdrehte, um sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher