Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
anzusehen, stand Keziah einige Schritte von ihm entfernt und hielt ihre Unterwäsche als Schild vor ihren Körper. Wie eine verlorene, vom Wind zerzauste Vogelscheuche.
    »Du hast es für Essen gemacht, um Yosie ernähren zu können. Sag mir, dass das der Grund ist«, rief Jake verzweifelt.

    »Nein. Es war eine Gefangene, so stark wie ein Mann. Oola nahm sich die Frauen, die ihr gefielen. Und wehe, sie wiesen sie ab. Mein Haar hatte es ihr angetan.« In ihrem Lachen schwang ein schmerzhaft sarkastischer Unterton.
    »Als sie etwas von mir wollte, schlug ich ihr in den Magen und trat auf sie ein, als sie am Boden lag. Gewalt war an der Tagesordnung. Aber Oola drohte, sie würde Yosie die Arme brechen, wenn ich ihr nicht das Bett wärmte.«
    Jake ballte die Fäuste. »Es war richtig, ihr nachzugeben, um unser Kind zu beschützen. Wie könnte ich dir das vorhalten?«
    »Ich habe ihr nicht nachgegeben. Ich flehte die Gefängnisleiterin um Hilfe an. Sie verlegte mich mit Yosie in eine andere Zelle, wo Oola uns nicht gefährlich werden konnte. Sie gab mir genug zu essen, um ihn stillen zu können. Eine Zeit lang war ich sicher. Bis Oola damit drohte, ich würde eines Morgens aufwachen und feststellen, dass Yosie mit einem Kopfkissen erstickt worden war.«
    »Ich bringe diese Schlampe um!«
    »Ich konnte ihn nicht Tag und Nacht beschützen. Ich konnte nicht mehr schlafen. Meine Milch vertrocknete. Deshalb habe ich ihn Daniel mitgegeben, damit er ihn zu dir bringt. In Sicherheit. «
    Jake schoss ein Gedanke durch den Kopf. Keziah nickte und berührte ihren Schenkel.
    »Ja, Jake. Nicht Oola. Es sind die Initialen der Leiterin.«
    »Du hast dich von ihr verführen lassen, für ein bisschen zu essen?«
    »Nein, Jake. Nachdem ich Yosie weggeschickt hatte, wollte ich nicht mehr leben. Niemand brauchte mich mehr. Ich bedankte mich für ihre Freundlichkeit und gab ihr, was sie glücklich machte. Es bedeutete mir nichts.«
    »Wenn sie so nett war, warum hat sie dir dann diese Tätowierung verpasst?«
    Keziah schüttelte den Kopf. »Das war Oolas Rache, weil ich
die Gefängnisleiterin während des Aufstands beschützt hatte. Sie ließ mich von ihren Vasallen festhalten und tätowieren. Sie lachte. ›Mal sehen, wie dein verdammter Kerl das findet!‹«
    »Jesses«, sagte Jake leise.
    »Die Gefängnisleiterin konnte Oola im letzten Augenblick daran hindern, mich mit einem Messer zu vergewaltigen.«
    Jake stieß den schlimmsten Fluch aus, den er kannte.
    »Ich kenne dich, Jake. Du hast gelernt, mit Gems Schatten zu leben, aber diesen Makel würdest du niemals vergessen können!«
    Jakes Mund schmeckte bitter. Wo waren die richtigen Worte, wenn er sie brauchte?
    »Siehst du, Jake? Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden. Gem hatte Recht. Ich bin die Tochter einer Hure und selbst eine Hure. Ich habe dich genauso betrogen wie ihn.«
    Plötzlich erschraken sie, als Horatio mit weit aufgerissenen Augen laut schnaubte und begann rückwärtszustampfen und dabei den Pferdewagen auf den Abhang zuschob.
    Keziah war wie gelähmt. Eine tödliche braune Schlange richtete sich vor ihr auf, bereit, sie anzuspringen.
    Jake zog die kleine Pistole und schoss der Schlange den Kopf ab. Horatio bäumte sich auf, der vardo rutschte weiter auf den Abgrund zu. Jake lief zu ihm und versuchte, das Geschirr loszumachen.
    »Geh zurück. Ich versuche, den vardo zu retten.«
    »Rette lieber Horatio!« Keziah hängte sich mit voller Kraft an das Pferd, damit der vardo es nicht mit sich in die Tiefe riss.
    »Lass los, sonst zieht er dich mit!«, schrie Jake, ließ aber Horatio ebenfalls nicht los.
    »Niemals!« Keziah zog mit aller Kraft an den Zügeln. In Horatios Augen erkannte sie, dass er um die Gefahr wusste, die sie einging, als er plötzlich vor der Klippe zum Stehen kam. Endlich gelang es Jake, ihn auszuschirren. Dann klopfte er ihm auf den Hintern, und Horatio galoppierte in die Sicherheit.
    Einen Augenblick lang hing der vardo halb über dem Rand des
Abgrunds. Bis das baxt einen heftigen Windstoß schickte und der Pferdewagen von der Bildfläche verschwand.
    Jake schirmte Keziah mit seinem Körper ab, während beide über die Klippen in die Tiefe blickten. Ihr wunderschönes kleines Haus auf Rädern prallte wie ein Kinderspielzeug von einem Felsen zum anderen. Dann tauchte es mit einem schrecklichen Krachen aus zerberstendem Holz und Metall im Farnwald unter.
    »Es ist alles meine Schuld!«, sagte Jake mit heiserer Stimme. »Ich hätte die Bremse richtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher