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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Möglichkeiten gerechnet: Passivität oder Abwehr. Aber der Roboter erhob sich aus dem Sitz auf die Knie, ohne seine Ecke zu verlassen, und bewegte die Unterarme kreisförmig.
    Raja wunderte sich über diese Bewegung. Die kreisenden Unterarme erweckten einen bestimmten, aber noch unklaren Eindruck in ihr. Und dann erkannte sie plötzlich, was für ein Eindruck das nicht war – es war nicht der einer zweckgerichteten Bewegung, wie man sie bei einem Roboter erwartete. Sie unterschied sich auch von den schlenkernden Bewegungen, die bisher die Lautäußerungen des Roboters begleitet hatten, wenn er sich in der Nähe des Omikron befand. Viel gleichförmiger war sie und ohne akustische Signale. Das verwirrte Raja, und sie machte noch einen weiteren Fehler: Sie trat ungeschützt einen Schritt auf den Roboter zu.
    Der Roboter übersprang mit einem Satz die drei Schritt Abstand, die noch verblieben waren, schlug mit dem linken, hakenbewehrten Arm nach ihr und griff mit der rechten Hand nach ihrem Bein. Der Hand konnte sie ausweichen, aber der Haken traf sie am rechten Unterarm, den sie abwehrend vorgestreckt hatte, durchdrang zwar den Schutzanzug nicht, bewirkte aber einen heftigen Schmerz.
    Raja wich zurück zur Wand, aber die war nicht mehr da. Utta hatte sofort die Felder abgeschaltet, und so stolperte Raja und fiel hin. Rasch sprang sie wieder auf und ging in Abwehrstellung, aber der Roboter war ebenfalls zurückgewichen, hatte die Wände nicht mehr vorgefunden und lief nun schon wieder, als sei nichts geschehen, dem Omikron nach.
    „Hab ich einen Schreck gekriegt“, rief Utta. „Bist du in Ordnung?“
    „Ja, er hat nicht allzuviel Kraft“, antwortete Raja, „wenigstens nach unseren Maßstäben.“
    „Du machst ja ganz schöne Zicken“, ließ sich nun auch Tondo vernehmen, der die Szene offenbar am Stereo verfolgt hatte. „Der Haken hat dich nicht verletzt?“
    Raja bewegte die Finger. „Höchstens ein Bluterguß“, meinte sie. „Aber trotzdem sollten wir erst mal akzeptieren, daß er mit uns Menschen nichts zu tun haben will.“
    „Deine unexakte Ausdrucksweise“, spottete Tondo, „läßt darauf schließen, daß du doch ganz schön mitgenommen bist.“
    „Ja“, sagte Raja ärgerlich, „aber mehr von den dummen Fehlern, die ich gemacht habe.“
    „Dann kommt mal beide zu mir, ich glaube, ich habe etwas herausgefunden. Ich habe eine Idee, wie es weitergehen könnte.“
    Tondo hatte entdeckt, daß die Lautäußerungen des Roboters tatsächlich eine Sprache darstellen konnten. Den letzten Beweis jedoch mußte das Experiment liefern, der Versuch einer sprachlichen Verständigung mit dem Roboter.
    Ziemlich schnell hatte Tondo Silben und Sätze herausfinden können. Dann aber war er wieder unsicher geworden, weil diese Sprache anscheinend sehr arm war: Die meisten Silben wiederholten sich, einige sogar sehr oft; die Skala der Laute, aus denen die Sprache zusammengesetzt war, schien sehr klein zu sein und in irdischer Schreibweise nur aus den Vokalen a, i, o und den Konsonanten k, p, s und t zu bestehen. Das war zuwenig für eine Sprache, selbst wenn sie auf rein technische Gegenstände beschränkt sein sollte.
    Die Tatsache jedoch, daß die Laute sich so mühelos mit irdischen Buchstaben schreiben ließen, hatte Tondo beflügelt, nach einer Erklärung für die scheinbare sprachliche Armut zu suchen, und er hatte sie gefunden: Es handelte sich nicht um eine rein akustische Sprache wie die irdische, sondern um eine akustisch-gestische. Ein und dieselbe Lautfolge hatte verschiedene Bedeutungen, je nachdem von welcher Gestik der Arme sie begleitet war. Es war Tondo sogar schon gelungen, zwei häufig wiederholte Laut-Geste-Folgen zu isolieren. Die eine trat immer auf, wenn der Roboter dem Omikron hinterherlief, die andere, wenn er vor ihm stand. Tondo schloß seinen Bericht: „Nur mit diesem Armkreisen Raja gegenüber kann ich nichts anfangen, diese Bewegungen ordnen sich nicht ein.“
    „Sie haben mich irritiert“, sagte Raja, „durch ihre Zwecklosigkeit.“
    „Heben wir uns das für später auf“, meinte Tondo, „ich hab mir folgendes gedacht. Die Laute sind zum Glück von der Sprechmechanik in unserem Bordcomputer nachahmbar. Wenn wir nun…“
    Eine Viertelstunde später ging der erste Omikron an Bord, und zugleich verließ ein anderer, speziell ausgerüsteter das Raumschiff.
    Der fremde Roboter stürzte sich nun auf diesen und versuchte dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Diesmal gelang es ihm, denn der
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