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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wollte selbst sehen, was sie dort taten. Wahrscheinlich war dieser Fund, der sein Einschlafen gestört hatte, eine kleine Sensation. Denn es mußte schon allerhand geschehen, ehe Hellen Veränderungen im Schlafrhythmus zuließ.
    „Du hast noch nicht viel versäumt“, plapperte Utta los, als Juri die Schleuse betrat. „Entschuldige, daß ich nicht beim Frühstück war, aber dieser Roboter ist zu ulkig! Um uns ist er herumspaziert, als ob er Angst vor uns hätte, aber der Omikron gefällt ihm, um den tanzt er dauernd herum und gackert wie eine Henne, die ihre Küken ruft, oder tun Hennen das gar nicht? Na egal, jedenfalls – sieh doch selbst!“
    „Soso, einen Roboter habt ihr da“, brummte Juri. Wieder spürte er, daß Uttas Erscheinung ihn ebenso anzog, wie ihr übertrieben munteres Gerede ihn abstieß, und so rutschte ihm eine freundliche kleine Gemeinheit heraus: „Wo ist denn dein Tondo?“ fragte er Utta.
    Die Funkerin wandte sich brüsk ab.
    „Tondo analysiert die Lautäußerungen des Roboters“, sagte Hellen lächelnd, „und Ming untersucht ein Stück Stoff von seinem Bezug.“ Jetzt erst richtete Juri einen Blick nach draußen. Der Omikron kroch auf seinen Raupen geschäftig umher und versorgte die Meßapparate. Ihm folgte, seltsam watschelnd, der plumpe, aber äußerlich nach dem Vorbild menschenähnlicher Wesen modellierte Roboter, den Utta und Tondo gefunden hatten. Wenn der Omikron irgendwo anhielt, um eine Einstellung zu korrigieren oder eine Kassette zu wechseln, tanzte der Roboter um ihn herum, fast wie ein Mensch, der sich bemüht, die Aufmerksamkeit eines anderen zu erregen. Und tatsächlich hörte man wieder, daß der fremde Roboter Laute ausstieß. Dazu gestikulierte er wild mit den beiden oberen Gliedmaßen. Es sah umwerfend komisch aus, fast wie eine Szene, in der der Regisseur die Menschen durch skurrile Roboter ersetzt hat, um eine satirische Wirkung zu erzielen.
    Sicherlich konnte man in der Zentrale am Stereobild das Verhalten des Roboters bedeutend genauer verfolgen, aber auch die raffinierteste Technik konnte den Menschen nicht davon abbringen, daß es ihn in erregenden Augenblicken mit beinahe magischer Kraft zum direkten, unvermittelten Beobachten zog.
    Juri beschloß, der Vernunft zu folgen und den Hang zum Dabeisein zu unterdrücken. Auf dem Weg zur Zentrale kamen ihm noch andere Gedanken. Plötzlich begann er zu ahnen, daß hier mehr vorlag als eine beliebige Episode auf einem beliebigen Planeten.
    Woher stammte der Roboter?
    Juri wunderte sich, daß ihn diese Frage nicht sofort beschäftigt hatte. Das hat man davon, wenn man sich in gefühlsmäßige Bindungen verstrickt! Und schon wieder ließ er sich ablenken. Denn viel wichtiger als die Antwort auf diese Frage war, wenigstens im Augenblick und für ihn als Navigator, was daraus folgte: daß man würde suchen müssen. Daß man bald, in zwei oder drei oder höchstens fünf Stunden an ihn die Frage richten würde, ob man den Start verschieben könne und um welche Frist. Dieser Roboter war eine Entdeckung, deren Folgen noch gar nicht abzusehen waren, und ebensowenig war abzusehen, ob sie mit seiner Erforschung fertig werden würden. Der Roboter würde in der Folgezeit jedes Mitglied der Besatzung bis zum Umfallen beschäftigen. Für die anderen mochte die Verschiebung des Starts selbstverständlich sein – er mußte jetzt erst einmal feststellen, ob sie überhaupt möglich war.
    Juri arbeitete in Gedanken schon an der Formulierung des Navigationsproblems, als er von dem Gang, der zur Zentrale führte, in Richtung auf die großen astronomischen Rechner abbog.
     
    Das einzige Besatzungsmitglied, das von den allgemeinen Erwägungen nicht erfaßt wurde, war Raja. Das lag nicht nur in ihrem Temperament begründet, sondern auch darin, daß sie hier völlig in ihrem Element war. Die Beobachtung und Ergründung dieses fremden Mechanismus war ihr als Aufgabe zugefallen, weil sie ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entsprach. Darauf konnte sie sich konzentrieren und brauchte sich nicht von weiterreichenden Überlegungen ablenken zu lassen.
    Das Äußere und die Bewegungen des Roboters, den anderen Grund zur Belustigung, hatten ihr schon so viel über diesen fremden Mechanismus mitgeteilt, daß sie jetzt darangehen konnte, aktivere Formen der Beobachtung einzusetzen.
    Nach irdischen Maßstäben ließ sich dieser Apparat in die Generation der Universalindustrieroboter einordnen, die in den ersten zwei Jahrtausenden der neueren Geschichte
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