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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ihr Tondo die Freude zu widersprechen. „Ming hat Dienst in der Zentrale“, sagte er. „Ming hat Verständnis, er reißt uns schon nicht den Kopf ab, wenn wir ein bißchen später kommen!“
    „Wir haben aber alle beschlossen, daß nach Sonnenaufgang nicht draußen gearbeitet werden soll“, sagte Utta und verfiel ins Dozieren, „und einen einhelligen Beschluß muß man auch durchführen, ohne Disziplin ist keine Sternfahrt möglich.“
    „Ich hab aber schon von anderen Beispielen gehört“, sagte Tondo, und es war gut, daß Utta in diesem Augenblick zum Waldrand blickte und nicht sehen konnte, wie Tondo grinste.
    „Gehört, gehört“, entgegnete sie. „Das ist deine erste Raumfahrt und dein erster Planet…“
    Tondo lachte leise. Sie hatten nämlich auch einhellig beschlossen, und das schon in den ersten Tagen und auf Tondos Beschwerde hin, daß niemand mehr auf seine Rolle als Raumbaby anspielen sollte.
    „Du Teufel!“ schimpfte Utta. „Jetzt bin ich dir doch in die Falle gegangen. Diese Schmach ist nur mit Blut abzuwaschen! Zieh blank!“ Sie ballte die Faust, um das Kopierfeld einzuschalten, und streckte den Zeigefinger aus. Auf diese Weise entstand eine Art unsichtbarer Degen. Sie hatten schon oft damit gefochten, und die vorgeschichtliche Terminologie, die Utta eben gebraucht hatte, stammte aus Tondos historischen Studien.
    Fünf Minuten fochten sie so, dann hielten beide wie auf Verabredung ein und wischten sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    „Also was ist“, fragte Utta lachend, „verzeihst du mir die Anspielung?“
    „Was sollte ich dir sonst zu Füßen legen, wenn nicht ab und zu meine Verzeihung“, sagte Tondo fröhlich. „Na los, machen wir uns auf den Rückweg!“
    Sie nahmen aber nicht den kürzesten Weg, sondern folgten dem weiten Bogen, den der Waldrand hier bildete. Denn wenn sie auch sehr spielerisch Filmaufnahmen machten – ein Spiel war es trotzdem nicht. Schließlich waren sie mit Vorbedacht gerade an dieser Stelle gelandet, wo mehrere Biotope zusammenstießen: Wald, Steppe, Fluß, Berge. Sie hatten sogar lange nach einer solchen Stelle gesucht, nachdem die ersten Aufnahmen aus der Parkbahn ergeben hatten, daß es keine Ansiedlungen und keine Transportwege gab und daß folglich keine höherentwickelte Gesellschaft auf diesem Planeten zu finden war. An dieser Stelle war die Chance am größten, verschiedene Vertreter der Tier- und Pflanzenwelt des Planeten kennenzulernen. Und wenn sich schon Gruppen einer ursprünglichen Gesellschaftsform herausgebildet haben sollten, dann mußten sie am ehesten an solch einem Platz zu entdecken sein.
    Schnell hatten sie herausgefunden, daß die biologische Entwicklung ähnlich verlaufen war wie die auf der Erde: Es gab Pflanzen und Tiere in ähnlicher Differenzierung wie zu Hause, und besonders bei den höheren Tieren fiel die Analogie auf; sie hatten Kopf, Rumpf, vier Beine, zum Teil Schwänze und waren anscheinend auch Säugetiere. Es existierten sogar Formen, die den irdischen Primaten ähnelten. Aber irgendwelche Spuren gesellschaftlicher Organisation hatten die Sternfahrer trotz intensiver Suche nicht gefunden, keine Feuerstellen, keine Ansiedlungen, keine Fallgruben auf den Tierpfaden, die zum Flußufer führten. Freilich konnte man nicht mit letzter Gewißheit sagen, daß es auf dem ganzen Planeten nichts dergleichen gab, doch das entsprach auch nicht ihrem Auftrag.
    Die Aufgabe ihres Raumschiffs, schon fast erfüllt, hatte darin bestanden, diesen Sektor des galaktischen Randgebietes zu durchstreifen und erste Angaben über die hier vorkommenden Himmelskörper zu sammeln. Diese Angaben von diesem und auch von anderen Sektoren wurden gebraucht, weil der Oberste Rat beschlossen hatte, am Rande der Galaxis eine Station für extragalaktische Funksendungen einzurichten. Um so glücklicher waren sie nun, daß sie die Kunde von einem Planeten mit nach Hause bringen konnten, der der Erde ähnlich war, auf dem zwar noch keine Gesellschaft existierte, aber doch in Zehntausenden oder Hunderttausenden von Jahren existieren würde.
    Es war durchaus im Sinne ihres Auftrags, wenn sie diesen Planeten genauer untersuchten als die anderen, bei denen sie nur geparkt hatten. Denn die Einrichtung einer solchen Station würde viele Jahre in Anspruch nehmen, und es würde für die Bauleute im direkten Sinne des Wortes ein Geschenk des Himmels sein, wenn sie als Ausgangsbasis dafür einen erdähnlichen Planeten hätten.
    In den langen Unterhaltungen, zu
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