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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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aufgestellten Meßgeräten gewartet hatte, ging nun weiter, auf das nächste Gerät zu. Der Roboter folgte ihm, unaufhörlich Laute ausstoßend.
    „Er bewegt die Arme, als ob er gestikuliert“, sagte Tondo nachdenklich.
    „Redundante Bewegungen“, fügte Raja hinzu, „oder Ausgleichsbewegungen. Da er mit uns nichts zu tun haben will, schlage ich vor, wir ziehen uns in die Schleuse zurück und lassen ihn in Gesellschaft des Omikron.“
    „Ich gehe in die Zentrale und nehme mir mal diese Lautäußerungen vor“, sagte Tondo.
    Hellen nickte ihm zu. „Unter den gegebenen Umständen muß ich wohl den Biorhythmus für uns heute aufheben“, erklärte sie lächelnd. „Später werden wir weitersehen.“
    Raja winkte Utta, den anderen zu folgen. Als sie in die Schleuse traten, nahm Utta die Kopfhörer ab. „Immer noch ausschließlich innere elektrische Impulse“, sagte sie enttäuscht. „Ich laß sie speichern, vorläufig wird sich da wohl nichts ändern. Merkwürdig. Wenn er schon zu uns keinen Kontakt aufnimmt, warum dann nicht wenigstens zu seinem Auftraggeber?“
    „Später kannst du ja noch einmal die Aufzeichnungen der Funküberwachung kontrollieren“, meinte Hellen. „Jetzt hilf erst mal Raja und schaltet den Heiligenschein ab!“
    Tatsächlich – in der Aufregung hatten alle diesen sonst selbstverständlichen Handgriff vergessen.
     
    Juri schlug die Augen auf, gähnte mit Behagen und sprang dann aus dem Bett. Er wusch und rasierte sich, wählte eins von den Gedecken aus, die der Küchenautomat ihm anbot, selbstverständlich streng auf der Grundlage der von Hellen für ihn aufgestellten Nährstofftabelle, und frühstückte lange und mit Freude.
    Doch nun begann er sich ein bißchen zu wundern, daß er allein blieb. Gewöhnlich war er zwar der erste am Frühstückstisch, aber nach und nach pflegten Utta, Tondo und Raja zu kommen. Jetzt hatte er das Gefühl, als fehle ihm etwas. Und das war nicht gerade angenehm, zumal er genau wußte, was ihm fehlte: Uttas Gesellschaft. In ihrer Gegenwart schmeckten ihm die Speisen kräftiger, die Getränke würziger. Wenn sie dabei war, bemerkte er das nicht, weil er es nicht bemerken wollte. Er hatte schon seit einiger Zeit Mühe gehabt, das gelegentlich aufkommende Gefühl für Utta zurückzudrängen, und er mußte sich jetzt wohl oder übel eingestehen, daß diese Mühe nichts genutzt hatte. Er kramte noch einmal in Gedanken alles zusammen, was ihm an ihr mißfiel – ihr ständiges Opponieren gegen alles und alle; wenn es auch, so fügte er gleich entschuldigend hinzu, durchaus im Rahmen des Vertretbaren blieb und häufig sogar fruchtbar war; vor allem dann und wann ihr Spiel mit Tondo; obwohl es lustig war, dem zuzusehen, und obwohl es anscheinend auch Tondo Spaß machte, seine Rolle in diesem Spiel zu spielen.
    Soweit bin ich schon, dachte er stirnrunzelnd, daß ich für alles eine Entschuldigung finde! Nein, er wollte nicht. Er wollte sich auf einem Raumflug nicht binden. Erstens war es nicht üblich, und zweitens war ihm das schon einmal mißlungen, er hatte böse Erfahrungen. Die Sternfahrer, zur Erde zurückgekehrt, offenbarten plötzlich ganz neue psychische Eigenschaften, Bindungen, während des Fluges entstanden, wurden zu Fesseln, die zu zerreißen unvermeidlich, aber leider auch sehr schmerzhaft war – so die herkömmliche Meinung und so auch seine Erfahrung.
    Er schob den letzten Rest des Frühstücks auf die Servierplatte und ließ ihn verschwinden. Sein innerer Hader hatte ihm den Appetit verdorben. Aber wo mochten die anderen nur bleiben?
    Juri stand auf und zögerte, unschlüssig, wohin er sich wenden sollte. Äußerlich war er das Gegenstück zu Ming, denn er vereinigte Merkmale fast aller Großrassen. Körperbau und Gesichtsschnitt waren ausgesprochen europäisch, groß, breit, fast wuchtig; die Haare dagegen schwarz und kraus; die Haut blaß kupferfarben. Viele Spielarten hatte die kräftige Durchmischung der Menschheit in den letzten zehntausend Jahren hervorgebracht, und es gab kaum zwei Menschen, die sich auch nur in den groben, äußerlichen Merkmalen ähnlich sahen – Geschwister natürlich ausgenommen.
    Juri hatte sich entschieden, die Automatik zu fragen, obwohl er sonst, wenigstens in der Freizeit, lieber seine Beine betätigte.
    „Ypsilon. Wo ist Utta?“
    „In der Schleuse, gemeinsam mit Hellen und Raja!“ antwortete die wohllautende, gut artikulierte, aber trotzdem langweilige Computerstimme.
    „Ypsilon, Ende“, befahl Juri. Er
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