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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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versucht offenbar, sich dem Omikron zu nähern. Falls die Lautäußerungen eine Art Sprache sind, könnte man meinen, es handelt sich um den Versuch, Kontakt aufzunehmen.“ Sie rief über die Bordanlage Tondo an. „Hast du schon etwas rausbekommen!“
    „Es scheint eine Art Sprache zu sein, aber Genaues kann ich noch nicht sagen. In einer halben Stunde vielleicht!“
    „Gut“, sagte Raja. „Und jetzt zu den Hinderniswänden. Sein Verhalten zeigt zweierlei – einmal, wie nachdrücklich er zu dem Omikron strebt, und zum zweiten, daß er über sehr differenzierte Taktiken verfügt.“
    „Und noch etwas“, meinte Utta.
    „Ja?“
    „Na, diese unsichtbaren Wände, die müssen ihm doch völlig unbekannt sein. Ich meine, wenn ich mir vorstelle, daß ich auf eine solche Überraschung stoße…“
    „Du darfst einen Roboter nicht mit Menschenmaß messen“, sagte Raja. „Überraschung, Furcht, Schrecksekunde, Panik und dergleichen sind menschliche Reaktionen oder, richtiger, zum Teil biologische, zum Teil gesellschaftlich bestimmte. Beides trifft bei einem Roboter nicht zu. Zwar könnte man in ihm Modelle davon programmieren, aber wozu? Viel erstaunlicher ist wohl die Tatsache, daß er uns ausweicht.“
    „Das scheint mir nun wieder leicht erklärlich“, entgegnete Utta streitlustig. „Wahrscheinlich ist er darauf programmiert, damit er Menschen keinen Schaden zufügen kann. Oder anderen gesellschaftlichen Wesen.“
    „So einfach wird das nicht sein“, widersprach Raja. „Dieses Ziel wäre nämlich einfacher zu erreichen, wenn er sich bei Annäherung eines Menschen einfach passiv verhalten würde. Ausweichen ist aber eine aktive Reaktion. Warte!“ bat sie, als sie bemerkte, daß Utta wieder einhaken wollte, „warte – das ist alles schon Spekulation. Soweit sind wir noch nicht. Ich möchte erst mal dieses Ausweichverhalten experimentell überprüfen. Was wird daraus, wenn man die Situation zuspitzt.“
    „Aber spitze sie nicht zu weit zu“, sagte Hellen lächelnd. „Ich laß euch jetzt allein, ich habe langweiligere Pflichten. Irgendwie muß ich euren gestörten Biorhythmus wieder in Ordnung bringen, wir können ja nicht mit einer maroden Mannschaft abfliegen.“
    Raja und Utta sahen sich an, als Hellen gegangen war. Abfliegen? Hier weg? Beide hatten bisher als selbstverständlich angenommen, daß diese umwälzende Entdeckung den Fahrplan der Expedition aufgehoben hätte.
    „Na, paß auf“, sagte Raja nach einem Augenblick des Schweigens zu Utta und erklärte ihr, was sie zu tun habe. Dann baute sie um den Roboter herum einen quadratischen Käfig aus senkrecht aufgestellten Graviflächen, gab Utta eins der Steuergeräte für die Flächen in die Hand und ließ sich aus der Schleuse auf den Boden des Planeten gleiten.
    Raja schloß kurz die Augen, weil sie geblendet war; sie hatte in der Aufregung vergessen, den Heiligenschein einzuschalten. Ärgerlich rief sie sich selbst zur Ordnung. Das war nun schon der zweite Fehler, bei dem folgenden Versuch durfte sie sich keinen mehr leisten.
    Der fremde Roboter hatte die Wände des Käfigs abgetastet und sich dann in einer Ecke niedergelassen, und zwar in der, die dem Omikron am nächsten war.
    Raja trat auf den Käfig zu. Sie mußte den Roboter von der Wand entfernen, die Utta gleich öffnen würde. Also ging sie zu der Ecke, in der er saß, und richtig, der Roboter erhob sich und zog sich in die nächste Ecke zurück, nicht in die entgegengesetzte, wo er weiter von ihr, aber auch weiter von dem Omikron entfernt gewesen wäre.
    Dann betrat sie den Käfig; Utta hatte die Wand für einen Augenblick abgeschaltet. Raja wartete, was der Roboter tun würde. Sie schob sich in die Ecke, die dem Omikron am nächsten war. Jetzt wich der Roboter in die ihr gegenüberliegende Ecke aus.
    Wie würde er sich verhalten, wenn sie auf ihn zuträte? Er konnte dann nicht mehr ausweichen. Würde er nun passiv werden?
    Wenn Uttas Vermutung vorhin richtig war, mußte der Versuch so und nicht anders ausgehen. Aber Raja zweifelte daran, warum, wußte sie selbst nicht.
    Noch einmal musterte sie eingehend die Gestalt des Roboters. Sie suchte nach einem Anhaltspunkt dafür, ob er noch über andere Werkzeuge als die mechanischen seiner Extremitäten verfügte, beispielsweise über Laserstrahlen oder ähnliches, aber sie fand nichts dergleichen. Also konnte sie den Versuch wohl wagen. Sie trat einen Schritt auf den Roboter zu.
    Das Ergebnis überraschte sie. Sie hatte eigentlich mit zwei
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