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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Einzelbüchern, die in etwa 1000 Jahren Überlieferung weitererzählt, aufgeschrieben, redigiert,
     zusammengestellt, nachträglich in zeitliche Abfolge gebracht wurde. Vorzivilisatorisches, ganz Abschreckendes steht neben
     ganz Modernem, Grundsubstanz dessen, was wir heute Humanität nennen.
    Es beginnt mit den Ur-Geschichten (Genesis 1–11) und fährt fort mit der Geschichte Israels, beginnend mit Abraham (Genesis
     12–25,18).
     
    Im Namen Abraham bündeln sich die Traditionen der drei großen monotheistischen Religionen: des Judentums, des Christentums
     und des Islams. Abraham ist ihre gemeinsame Wurzel.
    Für den Apostel Paulus ist Abraham das Ursymbol für das, was er Glauben – ein unbedingtes Vertrauen in Gott – nennt. Paulus
     zitiert Genesis 15,6: »Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.«
    Es geht Paulus nicht um das äußere Zeichen einer Zugehörigkeit – Beschneidung oder Blutsverwandtschaft –, sondern darum, dass
     Abraham der »Vater des Glaubens« zum »Vater für viele Völker« geworden ist (Genesis 17,5). Abraham habe die Grundgewissheit
     des Glaubens hinterlassen, dass Gott das, was er verheißt, auch tun kann (verglei che Römerbrief, Kapitel 4).
    Alle drei monotheistischen Religionen haben Abraham als Eigentum der je eigenen Religion beansprucht und verfahren dabei nach
     einer gleichen Struktur. Diese Struktur ist eine wiederauftauchende paradoxe Konstellation.
Bei den Juden:
Der Nicht-Jude und ohne Thora lebende Abraham wird zu einer exklusiven jüdischen Gestalt, zu einem Urrabbi und Erzpriester
     und damit zum Archetyp des |21| »Halachischen Menschen« – des Gesetzesfrommen. Dabei herrscht die Überzeugung, dass es die Thora und Halacha 1* schon
vor
Mose gegeben habe. Und der Kronzeuge sei eben Abraham.
Im Christentum:
Der Nicht-Jude und Nicht-Christ Abraham wird zu einer exklusiven christlichen Gestalt, mit dessen Hilfe man Juden den Status
     des exklusiven Bundes- und Gottesvolkes
entzieht
. In Abraham ist Christus schon vorgebildet.
Im Islam:
Auch hier paradox – der Nicht-Jude (sodann jüdischer und christlicher Glaubensheld) Abraham wird zu einer exklusiven muslimischen
     Figur, mit deren Hilfe Muslime nun den Juden und den Christen wahren Glauben streitig machen. Das geht auf die Überzeugung
     zurück, dass es den »Islam« schon
vor
Mohammed gegeben habe. Der Kronzeuge dafür ist Abraham.
    Alle drei Religionen berufen sich auf Abraham und dies auch noch mit Exklusivität, obwohl gerade die Gestalt Abrahams – wie
     kein anderer – geeignet ist, sie alle drei zusammenzuführen – so wie das seit 35 Jahren die »Bruderschaft Abrahams«, die Fraternité
     d’Abraham in Frankreich, tut, die sich der Aufgabe stellt, die spirituellen, moralischen und kulturellen Werte aus der abrahamischen
     Tradition zu fördern.
    In ihrem Manifest heißt es:
    »Drei Weltreligionen, drei monotheistische Religionen, nämlich Judentum, Christentum und Islam, beziehen sich ausdrücklich
     auf denselben Patriarchen: Abraham. Ob aufgrund der Tradition, wie die
Nachkommen
Ismaels und Israels, oder ob, wie die Christen, aufgrund einer rein
geistigen
|22| Abstammung: die einen wie die anderen betrachten sich als Kinder Abrahams. Der Apostel Paulus sagt: ›Alle, die glauben, sind
     Kinder Abrahams.‹
    So sind Millionen Gläubige vereint, in Erinnerung an ein und denselben Menschen, Vater ihrer Völker, Vorbild im Glauben an
     den einzigen Gott, von grundlegender Bedeutung für die Religion der einen wie der anderen. Der Koran sieht in ihm einen Führer,
     einen Allah ergebenen Menschen, der erwählt wurde und geleitet hat auf den rechten Weg …
    In einer Welt, die entzweit, unaufhörlich bedroht und allzu oft zerrüttet ist durch Rivalität und Feindschaft unter den Völkern,
     scheint es deshalb mehr als je zuvor an der Zeit, dass sich all diejenigen in geschwisterlicher und friedfertiger Weise zusammenschließen,
     die ›in Abraham, dem Glaubenden‹ den Stammvater ihrer eigenen Religion, ja ihrer selbst sehen. Juden, Christen und Muslime
     teilen den Glauben an Gott, aber auch den Glauben an Gottes Wohlwollen, das allen Menschen gleichermaßen gilt, an sein Erbarmen
     und seine großmütige Gastfreundschaft.« 1
    Das sind keine gutmenschartige Fantasien französischer Mönche, sondern das hat Anhalt im Koran selbst. So heißt es in der
     Sure 2,127:
    »Und als Abraham und Ismael die Fundamente des Hauses (mit dem ›Haus‹ ist die Ka’ba
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