Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige
Autoren: Friedrich Schorlemmer
Vom Netzwerk:
gemeint) legten, sprachen sie: ›O unser
     Herr, nimm es an von uns; siehe, du bist der Hörende, der Wissende, o unser Herr, und mache uns dir zu Muslimen und von unserer
     Nachkommenschaft eine Gemeinde von Muslimen. Und zeige uns unsere Riten und kehre dich zu uns, denn siehe, du bist der Vergebende,
     der Barmherzige … du bist der Mächtige, der Weise.‹«
    Und in der Sure 2,136 fährt der Koran fort:
    »Sprecht: Wir glauben an Allah und was ER zu uns niedersandte, und was ER nieder sandte zu Abraham und Ismael und Isaak und
     Jakob und den Stämmen, und was gegeben ward Moses |23| und Jesus, und was gegeben ward den Propheten von ihrem Herrn. Keinen Unterschied machen wir zwischen einem von ihnen; und
     wahrlich, wir sind Muslime.«
    Die koranische Grundlage für eine abrahamitische Ökumene bildet die Sure 3,64:
    »Ihr Leute der Schrift! Kommt her zu einem Wort des Ausgleichs zwischen uns und euch! (Einigen wir uns darauf), dass wir Gott
     allein dienen und ihm nichts (als Teilhabe an seiner Göttlichkeit) beigesellen, und dass wir (Menschen) uns nicht untereinander
     an Gottes Statt zu Herren nehmen. Wenn sie sich aber abwenden, dann sagt: ›Bezeugt, dass wir (Gott) ergeben sind!‹«
    In dieser Sure ist ausdrücklich ein »Ausgleich« zwischen Judentum, Christentum und Islam im Blick.
     
    Zurück zu dem Abraham, mit dem alles begann: Das ist Dichtung, Verdichtung existentieller Urerfahrungen. Menschheitsgeschichte,
     zusammengedrängt in eine Person. Kollektive und individuelle Erfahrung. Glückendes Leben und jäher Absturz.
    Abraham ist keine historische Person. Was berichtet wird, reicht 1500 Jahre vor unsere Zeitrechnung zurück; in ihm kulminieren
     menschliche Urphänomene, Glück und Tragik. Sie bekommen einen Namen, ein Geschick, eine Dramatik zwischen fortwährender Bedrohung,
     Bewahrung und Bewährung.
    Unterwegssein und Fremdsein: rechtlos, schutzlos, überlebensorientiert existieren. Herrschaftsrechte der Herren über Leib
     und Leben anderer, insbesondere der Zugewanderten. Gewissheit und Zuversicht über Erwählung und Zukunft.
    Ressourcenkampf und Konfliktprävention – statt Präventionskrieg durch bewusstes Auseinandergehen. Andererseits Friedensschluss
     durch Vertrag.
    Unerwartete Nachkommenschaft und Verstoßung der Abhängigen.
    |24| Rettung – aus Barmherzigkeit für Verstoßene.
    Wunderbares Gastrecht und tödliche Fremdenfeindlichkeit.
    Vernichtung und Fürsprache.
    Eifersucht und Rache.
    Rückwärtsgewandte Erstarrung.
    Inzestuöse Fantasien und Praktiken.
    Frauen als männliche Spielbälle. Und wahre Liebe. Wunder der unerwarteten Geburt und Verstoßung des potenziellen Erbberechtigten.
    Tödlicher Streit ums Wasser. Und vertragliche Regelung.
    Väter und Söhne. Gehorsam gegen Liebe.
    Das Recht des Fremdlings auf ein Stück Land – um eines geliebten Toten willen.
    Die Hoffnung liegt auf den Nachkommen. »Die Enkel werden’s richten« – oder das Spiel wird sich wiederholen.
    All das wird anschaulich-hintergründig erzählt von Genesis 12 bis Genesis 25. Drei Quellen sind darin verwoben. Wir nennen
     sie die jawistische, die eloistische und die priesterschriftliche. Jahrhunderte haben an dem uns vorliegenden Text geschrieben.
     Deshalb finden sich darin Wiederholungen einzelner Erzählstränge und Passagen, die sich heute schwer erschließen lassen. Es
     ist eine so kunstvolle wie geheimnisvolle Komposition.
    Mit Abraham hört im Alten Testament die Urgeschichte auf und beginnt die Geschichte eines Volkes, das ein Segen für die Völker
     werden soll. Verschiedene Stammestraditionen werden als fortlaufende Familiengeschichten erzählt (»Genealogien«). Bei Mose
     vor dem Dornbusch (Exodus 3) werden sie ausdrücklich benannt – noch als unterschiedliche und zugleich zusammengehörige Traditionen
     (»Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs«).
     
    Wir haben in den Abraham-Erzählungen einen Bericht über eine Sonderrolle für Winzlinge in der Machtwelt vor uns – |25| quer zu allen imposanten Weltreichen und Herrschervölkern. Es ist eine Geschichte, die bis heute in blutigen Konflikten und
     Kämpfen ausgetragen wird: im
Streit
um Abraham.
    Vater Abraham: das tödliche Nebeneinander von Felsendom und Klagemauer. Und die sich wiederholenden Bluttaten am Grab, dem
     heiligen, der Sara und des Abraham in Hebron. Die Söhne Hagars und die Söhne Saras streiten ums verheißene Land. Unversöhnlich.
     Von beiden Seiten.
    Aber war nicht Vater Abraham einer der ganz Großen, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher