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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Rolle besteht darin, für die Träume und Machenschaften anderer den Kopf hinzuhalten. Die Leichen irakischer Kinder off-camera während des Wahlkampfs, die Reihen von Särgen, auf denen die amerikanische Flagge drapiert ist, die in der angeblich größten Demokratie der Welt nicht gezeigt werden dürfen.
    Du kommst damit durch, wenn du die Macht hast, und wenn du sie nicht hast, bist du gefickt. Aber es ist alles Scheiße: Wer braucht das?
    – Ich geh nach Hause, sagte Skinner unvermittelt und stieg von seinem Barhocker. Kibby dachte an eine Erwiderung, aber ihm war nicht nach Streiten zumute, er fühlte sich nicht als Sieger. Er brauchte alle Kraft, die ihm geblieben war, weil er Skinner etwas antun würde. Er wusste nicht, was, aber irgendetwas würde er tun, um ihn zahlen zu lassen, um ihn daran zu hindern, sich seiner Familie zu nähern. Wut hatte er hinter sich; jetzt empfand er nur noch kalte Gewissheit.
    Sie taumelten nach draußen, beide sehr betrunken, aber immer noch auf Distanz zueinander bleibend. Das Wetter war noch schlimmer geworden, und ein Sturm mit peitschenden Böen und kalten Regenschauern empfing sie. Die Schockwirkung des frostigen Empfangs schien Kibbys Organismus wieder anspringen zu lassen, und frustrierte Wut wurde durch seine Adern gepumpt. Er musste es wissen. Gar nicht mal wie, aber warum. – WER BIST DU , SKINNER ?, schrie er gegen den Wind an. – WAS WILLST DU VON MIR , SCHEISSE NOCH MAL ? WER BIST DU ?
    Skinner blieb sofort stehen und entspannte seine Schulterpartie, die er in dem Sturm hochgezogen hatte. – Ich bin … ich bin … Er konnte die Frage nicht beantworten. Sie brannte in seinem Kopf, trotz des Alkoholnebels und des peitschenden Winds, der um ihn herumwirbelte.
    Brian Kibby kochte.
    Dieses … Etwas … dieser Bastard, der mich praktisch kaputt gemacht hat und mit Sicherheit meine Familie kaputt machen wird …
    Kibby ging plötzlich auf Skinner los und versuchte einen Schwinger zu landen. Skinner drehte sich schnell weg und machte einen kleinen Ausfallschritt, wie er es als Junge im Boxclub Leith Victoria gelernt hatte. Frustriert warf Kibby sich wieder nach vorne, rannte aber genau in einen schnellen, soliden Schlag, der in sein Gesicht krachte.
    – Jetzt reg dich ab, Brian, Scheiße noch mal, sagte Skinner; es war irgendwo zwischen Drohung und Gutzureden gelagert.
    Kibby fühlte, wie seine aufgeplatzte Lippe anschwoll, und er wich geschockt zurück. Dann packte ihn wieder unbändiger Zorn und ließ ihn erneut auf Skinner losgehen. – ICH REISS DIR DEIN BESCHISSENES GESICHT AUF , SKINNER !!
    Aber Skinner tunkte ihm wieder eine, die ihn auf der Stelle stoppte, dann verpasste er ihm eine harte Rechte, die Kibbys Kiefer rappeln ließ und seinen Kopf herumwirbelte. Ehe Kibby reagieren konnte, nahm ihm ein Körpertreffer den Atem, und er klappte zusammen wie ein Messer. Er krümmte sich und kotzte das opulente Abendessen in kompakten, ruckhaften Würgeanfällen auf die Straße.
    – Das reicht. Ich will dich nicht verletzen, sagte Skinner, und ihm war klar, dass das der Wahrheit entsprach. Er machte sich Sorgen um Brian Kibbys neue Leber, seine Wunde.
    Scheiße, was boxe ich der armen Sau auch auf den Körper!
    Skinner war beinahe so übel wie Kibby, als sei er das Opfer seiner eigenen Schläge geworden. Er trat näher und legte mit einer Armlänge Abstand eine Hand auf die Schulter seines Rivalen. – Atme tief durch, das wird schon wieder.
    Kibby atmete schwer, wie ein schnaubendes, verwundetes Rindvieh in einer Stierkampfarena. Während ihm der Regen die Haare an den Schädel kleisterte, wurde ihm bewusst, dass ihm schon fast die Blase platzte. Also trottete er mit weichen Knien schlingernd zu einer großen Mauer an den alten Docktoren und pinkelte dagegen, eine lange, befreiende Reinigung von der dampfenden, heißen, gelben Flüssigkeit, die sich in seiner Blase gesammelt hatte.
    Skinner nahm kaum zur Kenntnis, dass ein paar Meter weiter ein anderer Mann genau dasselbe machte. Es war ein Lkw-Fahrer namens Tommy Pugh, der einen langen Tag hinter sich hatte, mit seiner Ladung von Rouen in Frankreich kommend auf dem Weg nach Aberdeen. Er war einen guten Schnitt gefahren, aber jetzt war Pugh erschöpft. Er hatte an den alten Docktoren geparkt und freute sich auf ein schönes Päuschen im Führerhaus seines Trucks, was ihm einiges von seinem Übernachtungsgeld einsparen würde.
    Kibby japste und hob den Kopf, wartete, dass er seine Umgebung durch den Regenschleier
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