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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Caroline Kibby; und wir müssen mit dir reden. Es ist sehr wichtig. Ruf mich an, wenn du diese Nachricht abgehört hast, sagte sie und fügte dann etwas außer Atem eindringlich hinzu: – Ich liebe dich, Schatz. In ihrer Besorgnis wandte sie sich an Caroline: – Geh und such sie, Süße. Sag Danny, er soll mich anrufen.
    Caroline war schon dabei, aufzustehen, aber als sie stand, zögerte sie und sah Beverly in die Augen. – Ist er mein Bruder?
    – Was denkst du denn?, fuhr Beverly sie an. – Los, geh und such sie!
    Caroline hatte keine Zeit für weitere Umschweife. Sie verließ hastig das Haus, rannte die Treppe hinunter und in die Nacht, in Richtung Shore.
    Beverly betrachtete das Plattencover von London Calling an der Wand, die Unterschrift und das Datum, und erinnerte sich gern, wenn auch mit schlechtem Gewissen, dass sie im Verlauf dieses bizarren Abends nicht einen oder zwei, sondern gleich drei Liebhaber gehabt hatte.

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44
Stranger On the Shore
    Das Brennen des harten Alkohols weckte seine Lebensgeister, und außerdem hatte er auf dem Klo husch-husch eine fette Line Koks weggezogen. So pervers es war, Danny Skinner war der Gedanke gekommen, sie mit Brian Kibby zu teilen, ehe ihm bewusst wurde, wie saudumm das gewesen wäre.
    Sein Herz dröhnte monoton in seiner Brust, dumpf wie die Buschtrommeln wilder Stämme, die einen Krieg vorbereiten. Aber trotz der Muntermacher begann ihn die schwachsinnige Situation langsam zu nerven. Was hatte er hier mit Kibby verloren? Was konnten sie sich zu sagen haben? Als er dann zu seinem Hocker zurückkam, fiel Kibby das Pulver in seinen Nasenhaaren auf. – Hast du Drogen genommen?
    – Nur ein Näschen Koks, sagte Skinner nonchalant. – Auch was?
    – Ja, antwortete Kibby und zitterte, so abrupt war seine Antwort gekommen. Er war begierig, das Pulver auszuprobieren; es erschien ihm wichtig, diese Erfahrung zu machen, wichtig, mit Skinner mitzuhalten.
    Skinner bewegte sich schon wieder Richtung Klo und überließ es Kibby, ihm zu folgen. Sie gingen in eine der Kabinen, Skinner schloss die Tür, hackte ihnen eine ordentliche Line und rollte dann einen 20-Pfund-Schein zusammen. Die beiden Männer klebten unangenehm nah aufeinander. Das hier war Irrsinn, dachte Skinner beklommen, als er zusah, wie Kibby alles wegzog; das werden wir später noch bereuen.
    –Wow … scheiße, das ist ja ein geiles Gefühl!, schnaufte Kibby, dessen Augen tränten, als der Kick sein Rückgrat kerzengerade einschnappen ließ. Er fühlte sich so stark, als sei er aus Stahl.
    Seine Reaktion entging Skinner nicht. – Die Leute kritisieren Kriminelle … bis sie selber harte Drogen in die Finger kriegen wollen, sagte er mit affektierter Dünkelhaftigkeit.
    Brian Kibby hatte Mühe, ein Kichern zu unterdrücken, als sie die Toiletten verließen und zurück an die Theke gingen.
    Skinner machte die junge Thekenfrau mit einem Lächeln auf sich aufmerksam und bekam ein Lächeln zurück. Kibby sah das, und etwas in ihm begann zu kochen. – Dir fliegt wohl alles zu, hm?, sagte er gallig und deutete mit dem Kopf auf das Mädchen.
    Skinner dachte darüber nach. Wenn er früher mit seinen Kumpels ausging, war – meistens – er derjenige gewesen, der eine abschleppte. Seit er sechzehn war, war er mehr oder weniger ununterbrochen sexuell aktiv gewesen, entweder mit einer festen Freundin oder schnelle Nummern zwischendurch. Aus der Sicht von einem wie Kibby, überlegte er, war er wahrscheinlich unheimlich erfolgreich bei Frauen.
    Aber das eigentliche Problem sind Beziehungen, was so bescheuerte, sozial Unterbelichtete wie Kibby einfach nicht schnallen wollen, weil sie so besessen davon sind, endlich mal einen wegzustecken.
    Skinner ging auf, dass er Frauen fast nie unter rein sexuellen Aspekten betrachtete. Selbst wenn eine das Objekt seiner Begierde war, ertappte er sich dabei, dass er über ihren Intelligenzgrad nachsann, darüber, welche Musik, welche Klamotten, welche Filme und Bücher sie interessierten, was sie für Freunde hatte, wie ihre gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen aussehen mochten und wovon ihre Eltern wohl lebten. Ja, er hatte ein paar One-Night-Stands gehabt, aber unverbindliche Beziehungen waren für ihn immer unbefriedigend. Er sah Kibby prüfend an.
    – Ich interessiere mich einfach für Frauen, Brian.
    – Ich doch auch, beschwerte sich Kibby mit verzweifeltem Quengeln.
    – Das denkst du, aber das stimmt nicht! Du liest Science-Fiction-Magazine, Scheiße noch
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