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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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trommelt mit den Fingern gegen sein Kinn. » Dann sag etwas Nettes zu mir. «
    » Du siehst sehr gut aus. «
    Er lächelt und seine Zähne blitzen in der Dunkelheit. » Gar nicht so übel, diese Masche mit dem Freundlichsein. «
    Inzwischen haben wir das Ende der Rasenfläche erreicht. Das Metallgestänge wirkt aus der Nähe größer und befremdlicher als aus der Ferne. Eigentlich bildet das Gerüst eine große Bühne, von der breite, in sich selbst gedrehte Metallplatten in alle Richtungen abzweigen. Ein bisschen erinnert es an eine gigantische explodierte Aluminiumdose. Wir laufen rechts um eine der Platten herum zum hinteren Teil der Bühne, wo sie in einem schrägen Winkel nach oben ansteigt. Hier stützen große Metallstreben die Konstruktion ab. Tobias zurrt den Rucksack auf seinen Schultern fest, hält sich an einer Strebe fest und beginnt zu klettern.
    » Das kommt mir bekannt vor « , sage ich. Eine unserer ersten gemeinsamen Erinnerungen ist unsere Kletterpartie auf das Riesenrad – nur dass damals nicht er, sondern ich uns immer weiter in die Höhe getrieben habe.
    Ich streife meine Ärmel zurück und folge ihm. Zwar spüre ich die Verletzung in meiner Schulter noch, aber die Schusswunde ist inzwischen verheilt. Ich versuche, möglichst nur den linken Arm mit meinem ganzen Gewicht zu belasten, und stütze mich, so oft es geht, mit den Füßen ab. Ich blicke auf das Gewirr von Verstrebungen unter mir und noch weiter, bis auf den Boden, und muss lachen.
    Tobias klettert bis zu einem Punkt, wo sich zwei Platten in einem V treffen, sodass sie gerade genug Platz für zwei Menschen bieten. Dann rutscht er über das Metall und zwängt sich in den Zwischenraum. Als ich nahe genug bin, packt er mich an der Taille, um mir hinüberzuhelfen. Eigentlich brauche ich seine Hilfe nicht, aber ich lasse ihn gewähren – ich genieße die Berührung seiner Hände zu sehr.
    Er zieht eine Decke aus seinem Rucksack und breitet sie über uns, dann kramt er zwei Plastiktassen hervor.
    » Möchtest du lieber einen klaren oder einen benebelten Kopf? « , fragt er und späht in den Rucksack.
    » Hm … « , murmle ich und neige den Kopf zur Seite. » Ich nehme den klaren Kopf. Ich meine, wir müssen reden, oder? «
    » Ja. «
    Er zieht eine kleine Flasche mit einer klaren, sprudelnden Flüssigkeit hervor. » Das habe ich aus der Ken-Küche mitgehen lassen. Es soll ziemlich gut sein « , sagt er, während er den Verschluss öffnet.
    Er schenkt uns ein und ich nippe an meiner Tasse. Das Zeug ist süß wie Sirup, schmeckt nach Zitrone und ich schüttele mich ein bisschen. Nach dem zweiten Schluck geht es schon besser.
    » Also, wir müssen reden. «
    » Okay. «
    » Tja … « Tobias starrt düster in seine Tasse. » Okay, ich verstehe, warum du dich mit Marcus verbündet und das hinter meinem Rücken getan hast. Aber … «
    » Aber du bist wütend « , unterbreche ich ihn. » Weil ich dich angelogen habe. Und das nicht nur einmal. «
    Er nickt und weicht meinem Blick aus. » Es ist nicht nur wegen der Sache mit Marcus. Das Ganze reicht viel weiter zurück. Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie es ist, alleine aufzuwachen und zu wissen, dass du fort bist, in … « – in den sicheren Tod gegangen bist, will er sagen, bringt es aber nicht über die Lippen – » im Hauptquartier der Ken bist. «
    » Nein, wahrscheinlich nicht. « Ich nehme einen weiteren Schluck aus meiner Tasse und behalte die zuckrige Flüssigkeit noch einen Moment im Mund, bevor ich sie hinunterschlucke. » Hör zu, ich … ich habe schon immer darüber nachgedacht, mein Leben für etwas zu geben, das es wert ist – aber ich habe nie verstanden, was es wirklich bedeutet, das eigene Leben zu opfern, bis ich tatsächlich dabei war, es zu verlieren. «
    Ich sehe ihn an und endlich begegnet er meinem Blick.
    » Jetzt weiß ich es « , sage ich. » Ich weiß, dass ich leben will. Ich weiß, dass ich aufrichtig zu dir sein will. Aber … aber ich kann und werde das nicht schaffen – nicht solange du mir nicht vertraust und mich immer wieder so herablassend behandelst – «
    » Herablassend? « , unterbricht er mich. » Das war vollkommen lächerlich, du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt … «
    » Ja « , sage ich. » Aber glaubst du wirklich, dass es mir geholfen hat, dass du mich wie ein Kind behandelt hast, dass du gedacht hast, ich kapiere nicht, wie die Dinge laufen? «
    » Was hätte ich denn tun sollen? « , fragt er. » Ich musste dich irgendwie
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