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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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Gründe dafür einfallen – vielleicht erzählt sie es mir, um mich auf die Probe zu stellen. Um mich zu überführen. Um mich mit falschen Informationen zu ködern. Wenn ich eines über meine Mutter weiß, dann, dass für sie der Zweck alle Mittel rechtfertigt. Mein Vater denkt ebenfalls so und ich auch, manchmal.
    » Dann mache ich es. Ich finde sie. «
    Ich stehe auf und ihre Finger schließen sich zerbrechlich wie dünne Zweige um meinen Arm. » Danke. «
    Ich zwinge mich, ihren Blick zu erwidern. Ihre Augen sitzen tief über der Nase, die wie meine eigene gebogen ist. Ihre Haut hat einen mittleren Teint, ist ein klein wenig dunkler als meine. Für einen Augenblick sehe ich sie vor mir, wie sie im Grau der Altruan am anderen Ende des Tisches sitzt, ihr dickes Haar von einem Dutzend Nadeln zu einem strengen Knoten zusammengehalten. Ich sehe sie, wie sie sich vor mir niederkniet und die falsch geknöpfte Jacke richtet, bevor ich mich auf den Schulweg mache. Wie sie am Fenster steht mit verschränkten – nein, geballten – Fingern, die gebräunten Knöchel weiß vor Anspannung. Damals hat uns die Angst vereint, und ich frage mich unwillkürlich, wie es wohl wäre, wenn wir jetzt, frei von der alten Angst, unsere Kräfte vereinen könnten.
    Ich spüre einen Stich und habe das Gefühl, sie zu verraten – die Frau, die lange Zeit meine einzige Verbündete war. Rasch wende ich mich ab, bevor ich womöglich meine Entscheidung zurücknehme und mich entschuldige.
    Ich verlasse das Hauptquartier der Ken in einer Traube von Menschen, mein Blick schweift über sie auf der Suche nach den vertrauten Farben der Fraktionen, aber diese Zeiten sind vorbei. Ich selbst trage ein graues T-Shirt, blaue Jeans und schwarze Schuhe – doch darunter trage ich noch immer die Ferox-Tattoos auf meiner Haut. Meine Entscheidungen kann ich nicht ausradieren. Und manche sind nie mehr rückgängig zu machen.

5. Kapitel
    Tris
    Ich stelle meinen Wecker auf zehn Uhr und schlafe augenblicklich ein, ohne mir die Mühe zu machen, nach einer bequemen Mulde zu suchen. Ein paar Stunden später weckt mich nicht das Piepsen des Weckers, sondern das entnervte Rufen von jemandem auf der anderen Seite des Raums. Ich stelle den Alarm ab, fahre mir mit den Fingern durchs Haar und stolpere im Laufschritt zu einer der Notfalltreppen. Der Ausgang im Erdgeschoss führt direkt auf die Straße, wo sich mir hoffentlich niemand mehr in den Weg stellen wird.
    Draußen belebt mich die kalte Luft. Ich ziehe mir die Ärmel über die Handgelenke, um meine Finger zu wärmen. Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Vor dem Eingang des Ken-Hauptquartiers laufen zwar Leute herum, aber niemand bemerkt, wie ich mich über die Michigan Avenue davonstehle. Es hat Vorteile, klein und schmal zu sein.
    Tobias steht mitten auf dem Rasen. Er trägt bunt zusammengewürfelte Kleidung: ein graues T-Shirt, blaue Jeans und ein schwarzes Kapuzensweatshirt – die Farben der Fraktionen, für die ich laut Eignungstest infrage gekommen wäre. Neben seinem Fuß steht ein Rucksack.
    » Wie war ich? « , frage ich, sobald ich in Hörweite bin.
    » Sehr gut « , sagt er. » Evelyn hasst dich zwar immer noch, aber Christina und Cara wurden ohne weitere Befragung freigelassen. «
    » Gut « , sage ich lächelnd.
    Er greift nach meinem T-Shirt, zwirbelt den Stoff über meinem Bauchnabel zusammen und zieht mich zu sich heran, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken.
    » Komm mit « , sagt er, als er sich von mir löst. » Wir haben heute Abend noch etwas vor. «
    » Tatsächlich? «
    » Ja. Na ja, sagen wir mal so – mir ist aufgefallen, dass wir noch nie ein richtiges Date hatten. «
    » Chaos und Zerstörung haben es wohl so an sich, dass sie die perfektesten Date-Gelegenheiten durchkreuzen. «
    » Ich möchte es trotzdem ausprobieren. « Er läuft rückwärts und ich folge ihm zu dem gigantischen Metallgerüst am anderen Ende der Rasenfläche. » Bevor ich dich traf, war ich nur bei ein paar Gruppendates und die endeten meist in einer Katastrophe. Der Ablauf war immer derselbe: Zeke zog genau das Mädchen an Land, auf das er es von Anfang an abgesehen hatte, und ich saß betreten schweigend neben irgendeinem Mädchen, das ich schon zu Beginn des Abends auf irgendeine Weise vor den Kopf gestoßen hatte. «
    » Tja, du bist nicht gerade der nette Typ « , erwidere ich grinsend.
    » Das musst du gerade sagen. «
    » Hey, wenn ich mir Mühe gebe, kann ich richtig nett sein. «
    » Hm. « Er
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