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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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Prior auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung. Das Trommeln meiner Fäuste an der Zellentür. Ihre Beine, die über Peters Armen baumeln, als er mir sagt, dass sie nur betäubt ist.
    Ich hasse diesen Ort.
    Das Gebäude ist nicht mehr so makellos wie damals, als es noch das Hauptquartier der Ken war. Jetzt ist es vom Krieg gezeichnet – die Wände sind voller Einschusslöcher, der Boden ist mit den knirschenden Scherben geplatzter Glühbirnen übersät. Ich laufe über schlammverkrustete Fußabdrücke und durch das flackernde Licht der Gänge zu ihrer Zelle. Mir wird ohne weiteres Zutritt gewährt, weil ich das Zeichen der Fraktionslosen – ein leerer Kreis – auf der schwarzen Armbinde und Evelyns Züge in meinem Gesicht trage. Der Name Tobias Eaton war immer mit Schande behaftet – jetzt bedeutet er Macht.
    In der Zelle kauert Tris am Boden, Schulter an Schulter mit Christina, den beiden gegenüber sitzt Cara. Die Tris, die ich kenne, müsste blass und schmal wirken – denn genau so sieht sie aus –, aber stattdessen erfüllt sie den ganzen Raum.
    Ihre großen Augen bohren sich in meine, und im nächsten Moment ist sie auch schon auf den Beinen, schlingt ihre Arme um meine Taille und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust.
    Mit einer Hand packe ich sie an der Schulter, während ich mit der anderen durch ihr Haar fahre. Ich bin immer wieder überrascht, dass es nur bis zum Nacken reicht und nicht länger ist. Ich habe mich gefreut, als sie es abgeschnitten hat. Ihre neue Frisur war nicht mehr die eines Mädchens, sondern die einer Kriegerin – und ich wusste, dass sie genau das brauchen würde.
    » Wie bist du hier reingekommen? « , fragt sie mit ihrer tiefen, klaren Stimme.
    » Ich bin Tobias Eaton « , sage ich, und sie lacht.
    » Richtig. Warum vergesse ich das immer? « Sie löst sich gerade genug von mir, um mich ansehen zu können. Ihr Blick ist fahrig und lässt mich an Laubblätter denken, die der Wind jeden Moment in alle Himmelsrichtungen zerstreuen kann. » Was passiert draußen? Warum hast du so lange gebraucht? «
    Sie klingt verzweifelt, in ihrer Stimme liegt ein flehender Ton. Für mich ist dieser Ort mit vielen schrecklichen Erinnerungen verbunden, doch sie hat hier noch Schlimmeres erlebt – der Weg zu ihrer Hinrichtung, der Verrat ihres Bruders, das Angstserum. Ich muss sie hier rausholen.
    Cara blickt neugierig auf und ich fühle mich irgendwie unwohl in meiner Haut. So als wäre sie bei einer ungeschickten Bewegung verrutscht und würde nun nicht mehr richtig sitzen. Ich hasse es, vor anderen Leuten zu sprechen.
    » Evelyn hat die Stadt abgeriegelt « , sage ich. » Ohne ihre Genehmigung läuft nichts mehr, keiner wagt es, irgendetwas zu unternehmen. Vor ein paar Tagen hat sie eine Rede gehalten, in der sie die Leute dazu aufrief, sich gegen die Unterdrücker jenseits des Zauns zu verbünden. «
    » Unterdrücker? « , fragt Christina. Sie zieht eine Ampulle aus ihrer Tasche und leert sie in einem Zug – wahrscheinlich Schmerzmittel für die Schusswunde in ihrem Bein.
    Ich vergrabe meine Hände in den Hosentaschen. » Evelyn – und noch eine ganze Menge anderer Leute – denken, dass wir die Stadt nicht verlassen sollten, um ein paar Menschen zu helfen, die uns hier eingesperrt haben, damit sie uns irgendwann für was auch immer ausnutzen können. Ihrer Meinung nach sollten wir versuchen, die Stadt wieder aufzubauen, und uns auf unsere eigenen Probleme konzentrieren, statt ihr den Rücken zu kehren, um die Probleme anderer Leute zu lösen. Natürlich sind das jetzt meine Worte, aber es trifft den Kern « , sage ich. » Ich nehme an, dass diese Stimmung Evelyn nur recht ist, denn solange wir hier eingeschlossen sind, hat sie das Sagen. Sobald wir die Grenzen dieser Stadt verlassen, verliert sie die Kontrolle. «
    » Na toll. « Tris verdreht die Augen. » Sie wählt natürlich die egoistische Option. «
    » Aber sie hat nicht so ganz unrecht. « Christina schließt ihre Finger um die Ampulle. » Nicht, dass ich die Stadt nicht auch verlassen und die Welt draußen mit eigenen Augen sehen will, aber wir haben auch so schon genug eigene Probleme. Und überhaupt – wie sollen wir einem Haufen völlig fremder Menschen eigentlich helfen? «
    Tris blickt nachdenklich ins Leere und kaut auf ihrer Wange.
    » Keine Ahnung, ich weiß es nicht « , gibt sie schließlich zu.
    Auf meiner Uhr sehe ich, dass es drei ist. Ich bin schon viel zu lange hier – lange genug, um Evelyns Misstrauen zu wecken. Ich
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