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Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
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küssen will, denn auch nur die kleinste Distanz zwischen uns ist für mich schier unerträglich. Unsere Finger, die gerade noch locker verschränkt waren, verhaken sich ineinander. Ich spüre ihre feuchte Haut klebrig auf meiner Handfläche, die von zu vielen Haltegriffen an zu vielen fahrenden Zügen aufgeraut ist. Jetzt wirkt sie tatsächlich blass und schmal, aber ihre Augen erinnern mich an den unendlich weiten Himmel.
    » Wenn ihr euch küssen wollt, tut mir den Gefallen und warnt mich rechtzeitig vor, dann schaue ich weg « , sagt Christina.
    » Tja, genau das haben wir vor « , sagt Tris. Und genau das tun wir.
    Ich berühre ihre Wange, um den Kuss hinauszuzögern, und presse ihre Lippen auf meine, um jede einzelne Stelle auszukosten, an der wir uns berühren und wieder voneinander lösen. Ich trinke ihren Atem, der sich mit meinem vermischt, und ich spüre, wie ihre Nase über meine streift. Ich suche nach den richtigen Worten, aber sie sind zu intim, also schlucke ich sie hinunter. Im nächsten Moment beschließe ich, dass es darauf nicht ankommt.
    » Ich wünschte, wir wären alleine « , sage ich und gehe rückwärts aus der Zelle.
    Sie lächelt. » Das wünsche ich mir beinahe immer. «
    Während ich die Tür hinter mir zuziehe, werfe ich einen letzten Blick in die Zelle. Christina tut so, als müsste sie sich übergeben, Cara lacht und Tris steht einfach da.

3. Kapitel
    Tris
    » Ihr seid alle Idioten. « Ich habe die Hände in meinem Schoß geballt wie ein schlafendes Kleinkind. Das Wahrheitsserum lässt meine Glieder bleiern werden. Über meinen Augenbrauen sammeln sich die Schweißperlen. » Ihr solltet mir danken, anstatt mich zu verhören. «
    » Wir sollten dir dafür danken, dass du dich über die Anweisungen deiner Fraktionsführer hinweggesetzt hast? Dass du versucht hast, eine deiner Anführerinnen daran zu hindern, Jeanine Matthews zu töten? Du hast dich wie eine Verräterin verhalten. « Aus Evelyn Johnsons Mund klingt das Wort wie das Zischen einer Schlange. Wir sind im Konferenzraum des Hauptquartiers der Ken, wo die Verhandlungen stattfinden. Wir waren mindestens eine Woche lang eingesperrt.
    Mein Blick fällt auf Tobias, der halb im Schatten verborgen hinter seiner Mutter steht. Er weicht meinem Blick aus, seit ich auf diesem Stuhl sitze und sie den Kabelbinder, der um meine Handgelenke gewickelt war, zerschnitten haben. Doch jetzt treffen sich unsere Blicke, und mir ist klar, dass dies mein Stichwort ist.
    Seit ich weiß, dass ich es kann, fällt mir das Lügen leichter. Ich muss nur die Schwere aus meinem Kopf verdrängen, die das Wahrheitsserum hinterlässt.
    » Ich bin keine Verräterin « , sage ich. » Ich dachte, dass Marcus im Auftrag der Ferox-Fraktionslosen handelt. Und da ich nicht als Soldatin in den Kampf ziehen konnte, war ich froh, helfen zu können. «
    » Warum konntest du nicht kämpfen? « Hinter Evelyns Haar glüht ein fluoreszierender Lichtkranz. Ich kann ihr Gesicht nicht erkennen und ich darf meinen Blick nicht länger als eine Sekunde irgendwo ruhen lassen, da das Wahrheitsserum mich sonst zu überwältigen droht.
    » Weil … « Ich beiße mir auf die Lippe und tue so, als versuchte ich die nächsten Worte zurückzuhalten. Ich weiß nicht, seit wann ich so gut schauspielern kann, aber wahrscheinlich ist es nur eine andere Form der Lüge, und das Talent dafür hatte ich schon immer. » Weil ich keine Waffe halten konnte, okay? Nicht seitdem ich ihn … erschossen habe. Meinen Freund Will. Ich konnte keine Pistole halten, ohne in Panik zu geraten. «
    Evelyns Augen verengen sich. Wahrscheinlich hat sie wirklich nicht das kleinste bisschen Sympathie für mich übrig.
    » Also hat Marcus dir erzählt, dass er auf meine Anweisung hin handelt? « , fragt sie. » Du wusstest um sein angespanntes Verhältnis zu den Ferox und den Fraktionslosen und hast ihm das trotzdem abgenommen? «
    » Ja. «
    » Kein Wunder, dass du dich nicht für die Ken entschieden hast. « Sie lacht.
    Meine Wangen kribbeln. Ich verspüre den Drang, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, und ich bin mir sicher, dass ich nicht die Einzige hier bin, obwohl die meisten das kaum zu denken wagen dürften. Unter den wachsamen Augen bewaffneter Patrouillen aus den Reihen der Fraktionslosen hält Evelyn uns alle in dieser Stadt gefangen. Sie weiß, dass diejenigen, die die Waffen in ihrer Gewalt haben, auch die Macht in Händen halten. Und jetzt, wo Jeanine Matthews tot ist, gibt es niemanden, der ihr diese
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