Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)

Titel: Die Bestimmung - Letzte Entscheidung: Band 3 (German Edition)
Autoren: Veronica Roth
Vom Netzwerk:
ich plötzlich seine nackte Haut spüre. Langsam taue ich auf, packe fester zu, meine Hände wandern über seinen Rücken und gleiten über seine Schultern. Unser Atem geht schneller und ich schmecke den Zitronen-Sirup-Sprudel auf unseren Lippen und rieche den Wind auf seiner Haut. Ich habe nur noch einen einzigen Gedanken und will mehr, immer mehr.
    Ich schiebe sein T-Shirt hoch. Gerade noch habe ich gefroren, aber das hier lässt keinen von uns kalt. Sein Arm schlingt sich um meine Taille, kräftig und stark, und seine Hand fährt durch mein Haar. Ich bremse mich und atme den Moment ein, spüre seine geschmeidige Haut, die unvergänglichen Zeichen aus schwarzer Tinte, seinen fordernden Kuss und die kühle Nachtluft um uns herum.
    Ich entspanne mich und fühle mich zum ersten Mal seit langem nicht mehr wie eine Kriegerin der Unbestimmten im Kampf gegen unsere Anführer und ihre Injektionsnadeln. Ich fühle mich sanfter, leichter. Ich kann lachen, wenn seine Fingerspitzen meine Hüfte streifen und über meinen Rücken wandern, ich kann in sein Ohr seufzen, wenn er mich an sich zieht und sein Gesicht in meinem Nacken vergräbt, um mir einen Kuss auf meinen Hals zu geben. Plötzlich fühle ich mich wie ich selbst, stark und zerbrechlich – wenigstens für diesen einen Moment habe ich das Gefühl, beides zugleich sein zu dürfen.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, bis uns wieder kalt wird und wir uns eng aneinander unter die Decke schmiegen.
    » Es wird immer schwieriger, das zu tun, was ich für vernünftig halte « , flüstert er in mein Ohr, und ich höre das Lachen in seiner Stimme.
    Ich lächle ihn an. » Ich glaube, das ist der Sinn der Sache. «

6. Kapitel
    Tobias
    Irgendetwas braut sich zusammen. Ich spüre es, während ich mit meinem Tablett in der Warteschlange der Cafeteria stehe, und ich sehe es daran, wie einige Fraktionslose die Köpfe zusammenstecken und dabei so tun, als würden sie sich nur über ihre Haferflocken beugen. Was auch immer sich da anbahnt, es wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Als ich gestern Evelyns Büro verließ, blieb ich noch einen Augenblick auf dem Gang, in der Hoffnung, etwas aufschnappen zu können. Bevor sie die Tür schloss, hörte ich das Wort » Demonstration « . Seither frage ich mich, wieso sie mir nichts davon gesagt hat.
    Sie vertraut mir offensichtlich nicht. Und das bedeutet, dass ich meine Rolle als ihre rechte Hand doch nicht so gut spiele, wie ich dachte.
    Ich setze mich mit dem gleichen Frühstück hin wie alle anderen: eine Schüssel Haferflocken mit braunem Zucker, dazu ein Becher Kaffee. Ich beobachte die Gruppe der Fraktionslosen, während ich einen Löffel nach dem anderen in den Mund schiebe, ohne irgendetwas zu schmecken. Eine von ihnen – ein Mädchen, das vielleicht vierzehn Jahre alt ist – sieht immer wieder zur Uhr.
    Ich habe mein Frühstück etwa zur Hälfte gegessen, als ich plötzlich Schreie höre. Wie ferngesteuert springt das nervöse Mädchen auf und eilt mit den anderen zur Tür. Ich folge ihnen, kämpfe mich mithilfe meiner Ellbogen bis in die Halle des Hauptquartiers der Ken, wo das völlig zerstörte Porträt von Jeanine Matthews immer noch auf dem Boden liegt.
    Eine Gruppe Fraktionsloser hat sich draußen versammelt, mitten auf der Michigan Avenue. Eine blasse Wolkenschicht verdeckt die Sonne und taucht alles in ein diffuses, fahles Licht. Ich höre jemanden rufen: » Tod den Fraktionen! « Andere greifen die Parole auf. Tod den Fraktionen, Tod den Fraktionen dröhnt es in meinen Ohren. Fäuste werden geballt, es erinnert mich an die Ferox, allerdings fehlt deren energiegeladene Freude. Die Gesichter um mich herum sind wutverzerrt.
    Ich dränge mich vor bis zur Mitte, und dann sehe ich, um was sich die Leute scharen: die mannsgroßen Schalen, die bei der Zeremonie der Bestimmung zum Einsatz kommen. Jemand hat sie umgekippt, ihr Inhalt hat sich auf die Straße ergossen, Kohlen, Glas, Steine, Erde und Wasser vermischen sich miteinander.
    Ich weiß noch, wie ich mir die Handfläche aufgeschnitten habe, damit das Blut auf die Kohlenstücke tropft. Mein erster Akt der Auflehnung gegen meinen Vater. Ich erinnere mich an die Kraft, die ich verspürt habe, und an die große Erleichterung. Flucht. Diese Schalen waren ein Symbol meiner Flucht.
    Edward steht mitten in dem Durcheinander, zermalmt die Splitter unter seinen Absätzen zu Staub. Er holt mit einem Vorschlaghammer weit aus, lässt ihn auf eine der umgestürzten Schalen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher