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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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ich habe entdeckt, daß ich über eine sehr sonderbare Geistesfähigkeit verfüge.« Er machte eine Pause. Im Rückspiegel sah er die Pistole, die die beiden Frauen im Fond gezogen hatten. Jefferson Dayles' Stimme klang stetig. »Fahren Sie fort, Mr. Pendrake.«
    »Mister Präsident«, entgegnete Pendrake, »was ist es, das die Demokratie schwächt und unterwühlt?«
    Eine lange Pause trat ein.
    »Eine solche Frage kann niemand beantworten«, sagte Jefferson Dayles endlich etwas gereizt. »Die Menschen brauchen immer wieder Bestätigung, daß das Leben einen Sinn hat, und wenn alles, was sie sehen, nur Verwirrung, Lügen und Dummheit ist, beginnt ihr Geist abnormal zu reagieren. Dagegen können sie nicht ankämpfen.«
    Pendrake wartete, während er den Wagen in Richtung der Berge steuerte. Er fühlte, daß seine ruhig gestellte Frage die leicht aufbrausenden, gewalttätigen Frauen auf dem Rücksitz beschwichtigt hatte. Sie hielten noch immer ihre bläulich glänzenden Pistolen bereit, doch ein Zeichen ihres Oberbefehlshabers hinderte sie an einem aktiven Vorgehen.
    Präsident Dayles brach das Schweigen. »Oberflächlich gesehen, könnte man sagen, daß wir unter Unmoral, korrupten Politikern und der Tatsache leiden, daß fast jeder einzelne im Land auf irgendeine Weise neurotisch ist.«
    Pendrake entgegnete: »Mein Gefühl ist, daß wir unter dem Fehlen einer reifen Führerschaft leiden.« Aus dem schockierten Schweigen im Fond des Wagens konnte er schließen, daß seine Worte genau ins Schwarze getroffen hatten. Er fuhr fort: »Sehen Sie, Mister Präsident, in einer Demokratie wählen wir ein Oberhaupt für einen begrenzten Zeitraum aus. Das bedeutet nicht, daß der Präsident weniger Oberhaupt wäre als ein durch Erbfolgerecht auf Lebenszeit bestimmter Monarch. Wenn es ihm nicht gelingt, geistige und weltliche Führung auf fester Ebene miteinander zu verbinden, dann beginnt unser Regierungssystem in der Tat zu verfallen, und prompt fragen wir uns, was wohl geschehen sein mag. Es ist jedoch gar nichts geschehen, außer, daß wir einen Schwächling gewählt haben, der uns aus nur ihm bekannten Gründen nicht die nötige Führung gibt.«
    Todesstille, abgesehen vom Brummen und Stoßen des Wagens.
    »Mein Gefühl ist«, sagte Pendrake, »daß Sie es sind, Präsident, der die Bestätigung braucht, daß das Leben einen Sinn hat. Ich mache Ihnen deshalb als Sportsmann ein Angebot.«
    »Ein Angebot?« Der Ausruf bildete nicht eine echte Reaktion auf seine Worte, sondern war lediglich ein automatisches Echo von einem Mann, der sich im Zustand tiefen Schocks befand.
    »Ein Angebot«, wiederholte Pendrake ruhig. »Wenn Sie uns heute in drei Jahren die nötige Führung gegeben und die Demokratie wiederhergestellt haben, werde ich Ihnen freiwillig von meinem Blut geben.«
    Es war Kay, die darauf antwortete. »Ich fürchte, Mr. Pendrake, Sie befinden sich nicht in der Lage, bestimmen zu können, wann und wie Ihr Blut Verwendung findet.«
    »Halte den Mund, Kay!« sagte Jefferson Dayles scharf.
    Die Frau warf ihm einen überraschten Blick zu und sank auf ihren Sitz zurück. Und jetzt war sie schockiert. Noch niemals zuvor, so erkannte Pendrake, hatte der Mann mit seiner schönen und irregeleiteten Freundin in solchem Ton gesprochen.
    Präsident Dayles räusperte sich. »Ich bin erstaunt«, sagte er. »Wir scheinen mit ihnen rein zufällig zusammengetroffen zu sein, Mr. Pendrake, doch offensichtlich haben Sie davor mehrere Divisionen der amerikanischen Streitkräfte umgangen. Ich beginne mich jetzt zu fragen, was hier in Wirklichkeit vorgeht. Zum Beispiel, wie sind Sie aus dem Zuchthaus ausgebrochen?«
    »Sag du es ihm, Liebling«, meinte Pendrake.
    Anrella beschrieb den Energiestrahler, den Pendrake gebaut hatte.
    Dayles erwiderte erstaunt: »Wie konnte er eine solche Waffe aus einem Radio entwickeln?« Offensichtlich war es eine rhetorische Frage, denn er fuhr ohne Pause fort: »Und weiter?« Als ihm Anrella von der punktförmigen Konzentration der Nova-Hitze erzählte, die hinter ihnen im Sand vergraben war, rief der Präsident erschüttert aus: »Er hat diese Hitzewelle erzeugt? Mein Gott!«
    Dann saß Präsident Dayles sehr still. Auf seinem Gesicht entstand der Ausdruck eines Mannes, der plötzlich die Lösung zu einem vormals scheinbar unlösbaren Problem sah. Er explodierte: »Das ist es! Wir alle ... alle diese Menschen sollten uns schämen.«
    »Alle welche Menschen?« fragte Anrella verwundert.
    »Die Selbstgerechten
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