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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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als ob sie ihre eigene Logik und Entschlußkraft benützten. Ein sehr wesentlicher Punkt, dieses letztere. Doch er würde Anrella erst später davon erzählen. Jetzt ...
    Anrella hatte wieder das Wort ergriffen. »Ich spüre, daß du über eine besondere Fähigkeit verfügst, die weder für dich, noch für sonst jemand gut sein kann. Bevor sie permanent wird, werde ich deshalb ...« Ihre Stimme war ernst. »Jim, woran erinnerst du dich?«
    Pendrake öffnete den Mund, um ihr einen kurzen Abriß seiner unvorstellbar weit reichenden Erinnerungen zu geben. Und da erkannte er, daß es in Wirklichkeit nicht seine eigenen Erinnerungen waren. Was er vorfand, waren die Kenntnisse und Erinnerungen von einem halben Hundert anderer Menschen, eingeschlossen den vollständigen Geistesinhalt des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
    Nach einem Moment erklärte er ihr dies zögernd.
    »Versuche, den Raum um dich herum wahrzunehmen!« befahl sie.
    Pendrake sah sie verständnislos an. »Wie meinst du das? Wonach soll ich suchen?«
    »Nach deinem Gedächtnis.«
    Er öffnete den Mund erneut, um darauf hinzuweisen, daß die totipotente Neuschöpfung seine Gehirnzellen von allen gespeicherten Eindrücken freigefegt und damit seine früheren Erinnerungen auf äußerst effektive Weise ausgelöscht hatte.
    Er kam jedoch nicht dazu, seinen Einwand vorzubringen.
    Denn er sah das Energiefeld. Es war ein geistiges Sehen, und das Erstaunliche daran war, daß das Feld tatsächlich ein schwachglühendes Leuchten auszustrahlen schien. Der Schein war an seinem Körper am stärksten und wurde mit wachsendem Abstand schwächer. Genau wie weit er reichte, vermochte Pendrake nicht zu ermitteln, doch hatte er den Eindruck, daß es sich um viele Meter handelte. Einen Moment später verwarf er diese Begrenzung. Entfernung schien hier kein Faktor zu sein. Er erkannte jetzt auch, daß ein Teil seines Wissens detaillierte Erinnerungen an die Arbeiten eines Wissenschaftlers der Yale-Universität einschloß, der das elektrische Feld um sämtliche Lebensformen, vom winzigsten Saatkorn angefangen bis zum menschlichen Wesen, gemessen hatte.
    Der Gedanke daran verging, denn nun kam die Flut sämtlicher Erinnerungen seines früheren Lebens hereingeströmt: Kindheit, Schule, Luftwaffe, der Krieg in Vietnam, die Entdeckung der Maschine, der Mond, der Große Trottel, Eleanore ... »O Gott!« dachte er. »Eleanore ... seit all diesen Monaten – seit über einem Jahr – befindet sie sich in der Gewalt des Neandertalers ...« Er stöhnte auf. Es kostete ihn eine bewußte Anstrengung, die ihn durchflutenden Empfindungen und Gefühle wieder unter seine Herrschaft zu bringen. »Überbringe ihm die Einladung«, sagte er mit gepreßter Stimme.
    Die Frau sah ihn voller Mitgefühl an. »Ich weiß nicht, woran du dich erinnert hast«, meinte sie, »aber reiße dich besser zusammen.«

 
14
     
    Anrella wandte sich von ihm ab und stieg die Stufen zur Veranda hinauf.
    Er hörte sie mit leicht verstellter Stimme die nötigen Worte sprechen. Als sie ausgeredet hatte, rief Pendrake: »Ja, kommen Sie! Ihr Wagen kann später nachkommen.«
    Der Präsident, Kay und zwei Frauen folgten Anrella die Treppe herunter. Anrella fragte: »Glaubst du, daß wir vier nehmen können?«
    »Aber sicher«, entgegnete Pendrake. »Eine Person kann bei uns auf dem Vordersitz sitzen.«
    Kay stieg vorne neben Anrella ein. Eine Minute später befand sich der Wagen bereits im zweiten Gang und brummte die erste Anhöhe hinauf.
    Pendrake sagte: »Weißt du, Liebling, ich habe über die gleichgemachten Frauen nachgedacht, aus denen Präsident Dayles Privatarmee besteht. Die Droge, die sie eingenommen haben, könnte in der Tat durch ein zweites Mittel neutralisiert werden, dessen chemische Strukturformel nur wenig von der des ersten verschieden ist. Das Manganelement in der Droge ist gegenwärtig mit vier Valenzen an die Struktur gebunden. Deshalb ist es instabil. Durch Entfernung zweier Valenzen könnte man die Verbindung stabilisieren. Dies würde ...«
    Er brach ab, als er aus dem Augenwinkel den angespannten Ausdruck auf Anrellas Gesicht gewahrte. Jefferson Dayles fragte trocken vom Rücksitz: »Sind Sie Chemiker, Mr. ... Ich hörte den Namen nicht.«
    »Pendrake«, entgegnete Pendrake liebenswürdig. »Jim Pendrake.« Mit der Linken zog er ruhig seine Fleischmaske ab und begann sein Gesicht zu kneten. Er fuhr fort: »Nein, nicht Chemiker. Sie könnten mich ein universelles Lösungsmittel nennen. Sehen Sie,
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