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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie
Autoren: A. E. van Vogt
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treffen gerade jetzt wie eine wahre Sturzflut ein. Da ist eine sehr merkwürdige Meldung ...«
    Er nahm eine Akte aus einer Schublade und blätterte mehrere Seiten um. »Die Ragnarök-Gefangenen behaupten«, las er vor, »daß ihre Gefangennahme deshalb mühelos gewesen sei, weil ihre militärischen Streitkräfte seit Monaten damit beschäftigt gewesen waren, zusammengestürzte Tunnelgänge auszugraben und in die Tiefe des Mondes einzudringen, auf der Suche nach einigen Lebewesen, die im Innern des Mondes hausen sollen. Sie behaupten, daß diese Wesen menschlich seien. Unsere Nachforschungen zeigten uns lediglich Höhlen, die früher oder später blind endeten ...«
    Er bemerkte, daß Lipton auf die Uhr sah. Der FBI-Agent entschuldigte sich. »Es tut mir leid, dich zu unterbrechen, aber die Stunde Null steht kurz bevor, und wir haben gerade noch Zeit, nach New York zu fliegen, um beim Kesseltreiben dabei zu sein.«
    Hoskins sprang auf die Füße und griff eilig nach Hut und Mantel. »Los, worauf warten wir noch?«
     
    *
     
    Als der Tumult des Angriffs begann, blickte der unterste Mann scharf zum Oberhaupt.
    »Exzellenz ...«, begann er.
    Er stockte, als er sah, daß der ausgemergelte Mann noch immer reglos mit dem Telefonhörer in der Hand saß und vor sich hinstarrte. Birdman beobachtete mit einem verkrampften Gefühl in der Brust, wie der Hörer den Fingern des anderen entfiel, beobachtete den Mann, der mit einem Gesicht wie eine dunkle, leblose Maske starr an seinem Schreibtisch saß.
    Birdman versuchte es erneut: »Exzellenz, unmittelbar bevor die Telefonlämpchen zu flackern begannen, sagten Sie, daß wir nun, nachdem unsere Stützpunkte auf dem Mond und fast alle unsere Maschinen an den Gegner verlorengegangen sind, die uns verbliebenen als Kern für Plünderzüge auf den interplanetarischen Verkehrslinien einsetzen werden, die gerade eröffnet werden. Sie sagten, daß wir die Piraten des einundzwanzigsten Jahrhunderts werden würden. Wir ...«
    Er brach ab, vor Grauen zur Bildsäule erstarrt. Die langen, knochigen Finger des Oberhauptes tasteten in einer Schreibtischschublade. Sie zogen eine Mauser-Automatik hervor.
    Als Lipton, Hoskins und ein Dutzend anderer Männer in den Raum barsten, war der untersetzte Mann auf den Füßen und starrte den hageren Mann am Schreibtisch an, der gerade eine Pistole an die Stirn setzte.
    »Exzellenz«, schrie Birdman wild, »Sie haben gelogen. Sie haben ja doch auch Angst!«
    Die Pistole peitschte scharf und kurz, und der dürre Mann glitt zu Boden. Gefühllos und taub vor Entsetzen stand Birdman über ihm; er war der Anwesenheit der Eindringlinge nur unbewußt gewahr.
    Als er abgeführt wurde, rollte in ihm Welle um Welle bitterster Enttäuschung.

 
EPILOG
     
    Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen, fünf Jahre später. Len Christopher, seines Zeichens Tierpflegeranwärter im Zoologischen Garten von New York, ging langsamen Schrittes die Reihe der Käfige mit den Großkatzen entlang. Plötzlich stockte er und starrte auf das riesenhafte Metallstangengebilde, das in den Strahlen der aufgehenden Sonne fremdartig glänzte.
    »Komisch«, murmelte er, »ich könnte schwören, daß das gestern abend noch nicht hier war. Möchte wissen, wann es eingetroffen ...«
    Er brach ab. Seine Haare standen ruckartig zu Berge, und sein Kinn fiel ebenso automatisch auf seine Brust. Einen hilflosen Moment lang stand er versteinert, aus weit aufgerissenen Augen entgeistert auf das blau-grün-gelb-rote Alptraumwesen starrend, das hinter den zehn Zentimeter dicken Metallstangen groß wie ein Pferd und dräuend wie die Hölle aufragte. Und dann ...
    Dann rannte er schreiend und rufend davon, zum Büro des Zoodirektors.
     
    *
     
    Das übliche Leben auf der Welt ging weiter, doch der Anfang war gemacht. In einem kleinen, begrenzten Gebiet war – die Bestie – eingesperrt.
     
    ENDE

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